FC St. Pauli mit neuem Trainer und neuem Schwung
Der FC St. Pauli hat nach einer enttäuschenden Saison mit vielen internen Querelen in der Saisonpause Konsequenzen gezogen und einen Erneuerungsprozess angestoßen: Timo Schultz wurde zum Chefcoach befördert, auch die Mannschaft erhielt eine Auffrischung. Am Sonntag steht im Pokal bei der SV Elversberg (15.30 Uhr) das erste Pflichtspiel an. Der Teamcheck vor der Saison.
So lief die vergangene Saison
Die Spielzeit 2019/2020 endete, wie sie begann: Mit enttäuschenden Ergebnissen und Streit zwischen Trainer Jos Luhukay und der Mannschaft. Der Coach kritisierte während der Saison seine Profis mehrmals öffentlich, zu einer Leistungssteigerung führte dies jedoch nicht, letztlich aber zu seiner Beurlaubung.
Platz 14 mit 39 Punkten war ein erneut enttäuschendes Abscheiden. Trotzdem gelang St. Pauli Historisches: Erstmals seit 1954 gewannen die Kiezkicker innerhalb einer Saison beide Derbys gegen den HSV.
Wer kommt, wer geht?
St. Pauli hat den seit Langem überfälligen personellen Umbruch eingeleitet, allerdings auch einige Leistungsträger abgeben müssen. Die Stürmer Henk Veerman und Dimitrios Diamantakos, vergangene Saison jeweils elfmal erfolgreich, gingen. Auch die ausgeliehenen Leo Östigard, James Lawrence und Viktor Gyökeres konnten nicht gehalten werden.
Von den acht Neuzugängen dürften die Offensivspieler Daniel-Kofi Kyereh und Lukas Daschner gute Chancen auf einen Platz in der Startelf haben. Zudem sollen sich einige Nachwuchsspieler aus dem eigenen Club weiterentwickeln und möglichst schnell eine gute Rolle spielen. Vor allem gilt dies für Finn Ole Becker, der bereits zu Beginn der vergangenen Saison sein großes Potenzial angedeutet hat.
Trainer Schultz: Ein alter St.-Paulianer als Hoffnungsträger
Timo Schultz ist seit vielen Jahren bei St. Pauli, erst als aktiver Profi, dann als Nachwuchstrainer. Seine Erfahrung in der Arbeit mit jungen Spielern sowie seine positive Art sollen für einen Aufschwung sorgen. Ein Stimmungsumschwung nach dem schwierigen Luhukay-Jahr ist bereits deutlich auszumachen.
Obwohl Schultz als Jugendförderer gilt, haben in der Vorbereitung vor allem die altgedienten Spieler auf sich aufmerksam gemacht. Die lange verletzten Philipp Ziereis und Kapitän Christopher Avevor werden wohl das Innenverteidiger-Duo bilden. Auch Marvin Knoll ist derzeit nicht aus der Startelf wegzudenken. Er wurde von Schultz zudem zum Stellvertreter von Kapitän Avevor bestimmt. "Grundsätzlich kann ich zufrieden sein, ich hätte uns gerne in allen Bereichen aber auch ein bisschen weiter gesehen, da bin ich ganz ehrlich", beurteilte Schultz die Verfassung seiner Mannschaft kurz vor dem Pflichtspielstart.
Ausblick auf die Saison
Der FC St. Pauli ist schwer einzuschätzen. Grundsätzlich ist der angestoßene Veränderungsprozess mit Trainer Schultz der richtige Weg. Das Team dürfte mehr Dynamik, Willen und Freude ausstrahlen als unter Luhukay. Der Qualitätsverlust durch die Abgänge ist allerdings groß. Vor allem im Sturm sind die Hamburger relativ dünn besetzt.
Dennoch ist von St. Pauli mehr zu erwarten als in der abgelaufenen Spielzeit. Ein Platz in der oberen Tabellenhälfte sollte möglich sein. Bei einer schnellen Entwicklung der Neuzugänge könnten die Hamburger sogar Kontakt zur Spitzengruppe herstellen.