FC St. Pauli: Verein und Fans fordern DFL-Reformen
Der FC St. Pauli geht in außergewöhnlichen Zeiten außergewöhnliche Wege: Der Fußball-Zweitligist hat in enger Zusammenarbeit mit seiner aktiven Fanszene ein Positionspapier erarbeitet, in dem umfangreiche Reformen im deutschen Profifußball gefordert werden, beispielsweise eine gleichmäßigere Verteilung von Einnahmen sowie eine größere Beteiligung der Fans. "Die strukturellen Probleme des Systems wurden nicht durch die Corona-Pandemie verursacht, sondern treten vor diesem Hintergrund nur umso deutlicher zutage", hieß es in einer Mitteilung vom Freitag.
Zudem zeige sich in der Krise einmal mehr der Vertrauensverlust des professionellen Sports bei Fans und Öffentlichkeit. Das sei nicht nur durch die oftmals fehlende "Bodenhaftung" zu erklären, sondern auch durch den Umstand, dass die Fans als diejenigen, die den Sport mit Leben und Bedeutung füllten und letztlich auch die Grundlage des wirtschaftlichen Erfolgs darstellten, von echter Teilhabe und Mitbestimmung in aller Regel ausgeschlossen seien. Das Positionspapier trägt die Überschrift "Ein anderer Fußball ist möglich - Den deutschen Profifußball reformieren."
Deutsche Fußball Liga tagt am Dienstag
Am kommenden Dienstag kommen die 36 Proficlubs im Rahmen einer virtuellen DFL-Mitgliederversammlung zusammen. Dort wird es vor allem um Überlegungen bezüglich der Rückkehr von Fans in die Stadien gehen. Die Rufe nach Reformen im Profifußball sind jedoch in den vergangenen Monaten lauter geworden, sowohl von Seiten der Fans als auch von Vereinen.
Umfangreicher Maßnahmen-Katalog
Der FC St. Pauli und seine aktiven Fans fordern geht gleich losalle Vereine und Clubs auf, die DFL als ihren Dienstleister zu beauftragen, folgende strukturelle Anpassungen umzusetzen:
- Die durch den Ligenverbund generierten Einnahmen zur Attraktivitätssteigerung der nationalen Wettbewerbe gleichmäßiger zu verteilen.
- Die Ausgabenseite zu kontrollieren und zu regulieren.
- Nachhaltiges Wirtschaften auch im Sinne der sozialen Verantwortung zu bonifizieren und Umgehungstatbestände zu sanktionieren.
- Eine verpflichtende Gemeinwohlbilanz aller Clubs zur Dokumentation der gesellschaftlichen Wirkung auf Basis ökonomischer, ökologischer und sozialer Kriterien.
- Das Lizenzierungsverfahren unter Berücksichtigung der vorgenannten Punkte zu reformieren.
- Den Verteilungsschlüssel der Einnahmen zu modifizieren, so dass Vereinsstrukturen nach der 50+1-Regel vorrangig behandelt werden.
- Die Jugendarbeit und Ausbildung von Talenten bei der Verteilung der Einnahmen stärker zu gewichten und umfassender zu reglementieren.
- Die Gründung eines Fanbeirats, der zu allen fanrelevanten Themen vom DFL-Präsidium angehört wird und Empfehlungen abgibt.