Eintracht Braunschweig entlässt Trainer Härtel - Pfitzner übernimmt
Eintracht Braunschweig hat die Reißleine gezogen und Trainer Jens Härtel entlassen. Der Coach war erst zu Saisonbeginn zu den "Löwen" gewechselt, die auf dem letzten Tabellenplatz der 2. Liga stehen. Marc Pfitzner übernimmt interimsweise.
Die Leistung im Auswärtsspiel bei Aufsteiger SV Elversberg (0:3) am vergangenen Freitag war eine Bankrott-Erklärung - und für die Eintracht-Verantwortlichen offenbar zu viel. In einer Mitteilung gaben sie am Montag die Trennung von Härtel bekannt. Der Sachse war nur rund vier Monate im Amt.
Peter Vollmann, Geschäftsführer Sport, sagte: "Wir schätzen Jens Härtel sehr und danken ihm für sein großes Engagement sowie seine akribische Arbeit mit unserer Mannschaft. Er hat in einer sehr herausfordernden Situation alles versucht, die sportliche Wende einzuleiten und mit dem Team in die Erfolgsspur zu kommen." Nach der deutlichen Niederlage im Saarland "waren wir aber nicht mehr der Überzeugung, in dieser Konstellation den Turnaround zu schaffen".
Pfitzner übernimmt gegen Düsseldorf und Hannover
Marc Pfitzner, bislang Co-Trainer der Profis und U23-Coach, wird das Team interimsweise übernehmen und am Nachmittag erstmals das Training leiten. Gemeinsam mit Marcel Goslar, Manfred Petz und Janning Michels soll Pfitzner die Mannschaft in den nächsten beiden Spielen am kommenden Freitag gegen Fortuna Düsseldorf (18.30 Uhr, im NDR Livecenter) sowie im Derby bei Hannover 96 (5. November, 13.30 Uhr) betreuen.
"Mit Marc Pfitzner haben wir für die beiden extrem wichtigen Partien gegen Düsseldorf und im Derby die beste Lösung gefunden, die unmittelbar Einfluss auf die Mannschaft haben wird. Mit seiner positiven Ausstrahlung und Emotionalität lebt er Eintracht Braunschweig, zudem kennt er die Spieler alle aus dem täglichen Training", sagte Vollmann.
Vollmann, Kessel und Kruppke mit Trainer-Suche beauftragt
Pfitzner selbst freut sich "über das in mich gesetzte Vertrauen in dieser sehr schwierigen Lage". Für ihn als Braunschweiger sei es "selbstverständlich, in dieser sportlich herausfordernden Situation unserer Eintracht zu helfen, um schnellstmöglich wieder die nötigen Punkte zu sammeln".
Eintracht-Präsidentin Nicole Kumpis sagte, dass die Sportliche Leitung um Vollmann, Benjamin Kessel und Dennis Kruppke "in den nächsten beiden Wochen" den Auftrag habe, "anhand eines klaren Anforderungsprofils einen Trainer für die Eintracht zu finden".
Härtel mit verheerender Bilanz in Braunschweig
Die Bilanz Härtels, der im Sommer den nach dem Klassenerhalt überraschend beurlaubten Michael Schiele ersetzt hatte, fällt verheerend aus: Nur eines von zehn Liga-Spielen unter seiner Regie konnten die Braunschweiger gewinnen, lediglich fünf Punkte haben sie auf dem Konto, aus dem Pokal flogen sie in der ersten Runde raus.
Härtel selbst hatte sein Team in der Partie bei den Saarländern "mutlos und ängstlich" gesehen und im Gespräch mit "Sky" nach dem Abpfiff bereits betont, dass es "überhaupt nicht um mich geht. Wenn es einer besser kann, dann soll er es machen."
BTSV kassiert zu viele Gegentreffer
Fast auf den Tag genau vor vier Monaten hatte der 54-Jährige das erste Testspiel mit seiner neuen Mannschaft absolviert. Die Handschrift von Härtel war allerdings auch nach einem knappen Drittel der Saison nur schwer auszumachen. Eigentlich setzt der Sachse auf eine stabile Defensive - die Eintracht aber hat bereits 18 Gegentreffer kassiert. Im Saarland klappten oft nicht einmal einfachste Dinge.
Manager Vollmann hatte dem Coach vor der Länderspielpause noch den Rücken gestärkt, nach dem Spiel in Elversberg zwar für das Wochenende Gespräche angekündigt, aber selbst dann noch betont: "Erst mal ist der Jens unser Trainer. Und ich gehe davon aus, dass er es auch bleiben wird."
Wie geht es mit Vollmann in Braunschweig weiter?
Wie es nach der Entlassung Härtels mit Vollmann selbst weitergeht, ist offen. Schließlich war es der 65-Jährige, der Aufstiegscoach Schiele im Sommer vor die Tür setzte und durch Härtel ersetzte. Als Geschäftsführer Sport zeichnet Vollmann auch für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich.
Nach knapp einem Drittel der Saison muss der personelle Umbruch des Sommers als gescheitert betrachtet werden. Der Ausfall des verletzten Anthony Ujah wiegt umso schwerer. Vorerst scheint Vollmann aber bleiben zu dürfen, da er mit der Suche nach einem Härtel-Nachfolger beauftragt ist.