96-Boss Kind drängt auf Fortsetzung der Saison
Mehrheitsgesellschafter Martin Kind von Fußball-Zweitligist Hannover 96 fordert in der Coronakrise die zeitnahe Fortsetzung des professionellen Spielbetriebs: "Das Schlechteste wäre der jetzige Abbruch der Saison. Denn dann ergäben sich unglaublich viele Rechtsfragen, die für sehr viel Unruhe sorgen würden. Und die finanziellen Probleme wären damit auch nicht gelöst", sagte der 75-Jährige am Donnerstag dem NDR Sportclub und appellierte an die Politik, so schnell wie möglich die Rahmenbedingungen für einen Wiedereinstieg zu schaffen: "Ich hoffe, und da ist auch meine große Erwartung: dass die Politik jetzt im April das Szenario der Reaktivierung der Strukturen einleitet. Das ist zwingend notwendig."
"Keine 'Lex Bundesliga'"
Kind betonte, dass es allerdings keinen gesellschaftlichen Alleingang des Fußballs geben dürfe. Der 96-Boss würde eine baldige Fortsetzung der Saison "begrüßen, aber eingebunden in eine Gesamtstruktur. Wir sollten uns alle bemühen, dass im Mai die Bundesliga die Spiele wieder aufnehmen kann, aber es sollte keine 'Lex Bundesliga' geben. Das würde gesellschaftlich wieder zu Kritik führen, wahrscheinlich auch nicht unberechtigt." Gleichzeitig hob der Funktionär die herausragende Rolle seines Sports hervor: "Fußball hat immer eine besondere Ausstrahlung. Den Mut habe ich zu sagen: Das ist ein Signal für die Bevölkerung. Es geht wieder los. Es beginnt wieder etwas."
Fernsehgelder sollen fließen
Vorerst ist der Spielbetrieb in der Ersten und Zweiten Liga bis zum 30. April ausgesetzt. Die Vereine hoffen primär aus wirtschaftlichen Gründen auf eine Fortsetzung der im März unterbrochenen Saison. Ansonsten drohen ihnen Einnahmeausfälle in Millionenhöhe. "Wir sollten die Saison zu Ende spielen, die Fernsehgelder bekommen, und dann sollten auch die Finanzierungen der Haushalte im Wesentlichen sichergestellt sein", sagte Kind. "Ansonsten gibt es das Instrument des Kapitalmarktes und da sind in der Regel die Hausbanken, mit denen man Gespräche führen wird."
Staatshilfe der "letzte Hebel"
Der 96-Boss hält während der Coronakrise auch staatliche Hilfe für Bundesliga-Clubs für möglich, zum Beispiel Staatsbürgschaften für Kredite aus dem Hilfsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): "Aber man muss wissen", warnte Kind: "Es ist eine Verbindlichkeit, die man trotzdem auch bedienen, also zurückzahlen muss. Deshalb wäre das aus meiner Sicht der letzte Hebel, den man nutzen könnte." Mit solchen Szenarien möchte sich der 75-Jährige aber eigentlich gar nicht beschäftigen, er schaut optimistisch nach vorne: "Im Mai, denke ich, werden wir auf jeden Fall beginnen."