"Skandal" - Kiel verpasst Befreiungsschlag und hadert mit VAR
Holstein Kiel bleibt in der Fußball-Bundesliga auf einem direkten Abstiegsplatz: Der Aufsteiger kam gegen Schlusslicht VfL Bochum nicht über ein 2:2 (1:2) hinaus. Der vermeintliche Siegtreffer zählte nach Videobeweis nicht.
Die Chancenstatistik (20:10) nennt die Bochumer als das klar überlegene Team. Und doch dürfte sich das Remis für die Kieler nicht wie ein Punktgewinn anfühlen. Denn im mit gut 15.000 Zuschauern ausverkauften Holstein-Stadion bejubelten die Schleswig-Holsteiner bereits die 3:2-Führung von Lewis Holtby. Doch nach einem Zweikampf des Torschützen auf dem Weg in den Strafraum wurde der Treffer nach einem Hinweis aus dem Kölner Keller wieder aberkannt.
"Es ist für mich ein Skandal, wirklich", sagte Holtby, der nach eigener Aussage zuvor mit seinem Gegenspieler Tom Krauß gesprochen hatte: "Ich habe schon den Protagonisten gesehen. Er sagte auch: 'Da war nicht viel.' Er macht da viel mehr draus. Das war für mich niemals ein Foul." Holtby witterte sogar eine allgemeine Benachteiligung für seinen Club. Solche Entscheidungen würden ihn "fassungslos" machen.
Mit dem Sieg wäre die KSV am 1. FC Heidenheim vorbei auf den Relegationsrang gesprungen. "Die drei Punkte wären extrem wichtig gewesen", haderte der KSV-Kapitän.
Komenda und Skrzybski angeschlagen
Bitter für die Hausherren: Der Zähler könnte zudem teuer erkauft sein, gleich zweimal musste Trainer Marcel Rapp verletzungsbedingt wechseln. Verteidiger Marco Komenda hatte am Auge etwas abbekommen, Steven Skrzybski sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Leiste gegriffen. Und dann war auch noch der blutüberströmte Finn Porath minutenlang an der Nase behandelt worden. Der 27-Jährige konnte aber weiterspielen.
Zweimal Handspiel, aber nur ein Elfmeter
Dabei hätte das Spiel aus Kieler Sicht gar nicht besser beginnen können: Gerade einmal eine Minute war gespielt, da entschied Schiedsrichter Felix Zwayer bereits auf Handelfmeter für die KSV. Bochums Felix Passlack hatte eine Flanke von John Tolkin mit dem Oberarm geblockt - und Skrzybski verwandelte souverän - 1:0 (3.).
Doch die Bochumer zeigten sich keineswegs geschockt. Eher mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch, nachdem ihnen ein durchaus möglicher Handelfmeter versagt worden war. Das Schiedsrichterteam wertete das klare Handspiel von Komenda aber als nicht strafbar (4.). Die beste Chance aus dem Spiel heraus hatte kurz darauf Myron Boadu. Doch Komenda verhinderte mit einem klasse Tackling den fast sicheren Ausgleich (11.). Zwei Minuten später musste David Zec in höchster Not gegen Boadu klären.
Bochumer Doppelschlag innerhalb von 123 Sekunden
Kiel bekam den Niederländer nicht in den Griff - und bei seinem Ausgleichstreffer sah dann KSV-Torhüter Timon Weiner nicht gut aus. Matus Bero schickte Boadu, der den Ball nach Problemen bei der Mitnahme nur noch aufs kurze Eck brachte. Doch Weiner ließ sich überraschen und kassierte den Ausgleich (37.). Nur 123 Sekunden später lag Kiel zurück: Die komplette Defensive war im Tiefschlaf, sodass Boadu den Ball am Ende aus zwei Metern nur noch über die Linie drücken musste - 2:1 Bochum.
Es hätte noch bitterer kommen können für die Schleswig-Holsteiner: In der 42. Minute blockte Timo Becker gerade noch gegen Gerrit Holtmann. Zwei Minuten später schoss Passlack ans Außennetz.
Kiels Zec trifft zum 2:2, Weiner rettet stark
Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischten allerdings die Kieler. Erst forderte Holtby erfolglos einen Elfmeter (47.), dann jagte der gerade eingewechselte Armin Gigovic den Ball an den Pfosten (48.). Und so kam der erneute Ausgleich auch nicht von ungefähr: Einen Tolkin-Freistoß köpfte der robuste Zec zum 2:2 in die Maschen (50.).
Jetzt war die Partie offen. In der 54. Minute bewahrte Weiner die Holsteiner mit einer starken Parade gegen Philipp Hofmann vor dem dritten Bochumer Treffer. Auf der anderen Seite traf Kiels Remberg mit seinem abgefälschten Abschluss den Außenpfosten (67.).
Großer Jubel, aber Holtbys Tor zählt nicht
Sechs Minuten später jubelte Holtby über das vermeintliche 3:2. Doch nach Videobeweis zählte der Treffer nicht, weil Holtby im Vorfeld den Bochumer Krauß mit der Hand im Gesicht getroffen hatte. Kiel hatte in den Schlussminuten Oberwasser: Arp schoss knapp über das Tor (85.), Zec scheiterte bei seiner Chance (88.). Den Schlusspunkt hätte trotzdem Bochums Passlack setzen können, schoss aber tief in der Nachspielzeit freistehend am Tor vorbei. Und am Ende hatte dieses vogelwilde Spiel wohl auch keinen Sieger verdient.
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