Stand: 28.11.2022 | 10:11 Uhr | Sport aktuell
1 | 27 Als "Zettel-Ewald" hat sich Ewald Lienen bundesweit einen Namen gemacht. Mehr als 25 Jahre arbeitet er als Fußball-Trainer und scheint dabei jedes Detail der Spiele auf Papier festgehalten zu haben.
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2 | 27 Doch eigentlich will Lienen (r.) mit dem Profigeschäft gar nichts zu tun haben. Als Friedensaktivist, Politiker und Mahner fällt der Fußballer ab den 1970er-Jahren auf - und weigert sich standhaft, Autogramme zu geben. Fußballer seien keine Halbgötter, findet er.
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3 | 27 Davon ist der Offensivspieler (M.) allerdings zunächst ohnehin meilenweit entfernt. Seine ersten Schritte als Profi macht der Westfale (am 28. November 1953 in Liemke geboren) bei Zweitligist Arminia Bielefeld. Mit dem Club verpasst er 1977 in der Relegation den Aufstieg in die Bundesliga.
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4 | 27 Doch Lienen (2.v.l.) hat viel Werbung in eigener Sache betrieben. Meistertrainer Udo Lattek (r.) von Borussia Mönchengladbach will den Linksaußen haben und der 24-Jährige erliegt doch dem Ruf des großen Fußballs.
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5 | 27 Am Niederrhein (1977 bis 1981 und 1983 bis 1987) erlebt Lienen die erfolgreichste Zeit seiner Karriere: deutscher Vizemeister, UEFA-Pokalsieger, DFB-Pokalfinalist.
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6 | 27 1981 wechselt Lienen (r.) trotzdem wieder zur Arminia, um mit den Bielefeldern als Leistungsträger Bundesliga zu spielen. Mit den Ostwestfalen, die als Neuling gerade knapp die Klasse gehalten haben, erlebt der Linksaußen zwei Jahre im Mittelfeld der Tabelle.
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7 | 27 Nach weiteren vier - allerdings längst nicht so erfolgreichen - Jahren in Mönchengladbach wechselt Lienen 1987 zum MSV Duisburg.
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8 | 27 An der Wedau gelingt dem Routinier der Spagat, in der ersten Mannschaft zu spielen und gleichzeitig die Amateure zu trainieren. Erst im Jahr 1992 nimmt Lienen Abschied vom Leben des Fußball-Profis.
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9 | 27 Ein Bild aus Lienens Spielerkarriere bleibt unvergessen: Werder Bremens Norbert Siegmann schlitzt ihm 1981 bei einem Foul mit den Stollen den rechten Oberschenkel auf ...
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10 | 27 ... und der Bielefelder kümmert sich gar nicht um seine Verletzung, sondern geht wie eine Furie auf Otto Rehhagel (l.) los. Werders Trainer wollte kein Foul gesehen haben.
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11 | 27 Im März 1993 startet Lienen seine Trainer-Laufbahn im Profibereich. Er wird Chefcoach in Duisburg und führt die "Zebras" zum Aufstieg. Die folgende Saison beendet der Neuling als Neunter. Lienen wird gefeiert - und nur wenige Monate später allein im Regen stehen gelassen. Als der MSV im November 1994 nach dem elften Spieltag mit zwei Punkten Letzter ist, muss der Coach gehen.
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12 | 27 Eine neue Aufgabe findet Lienen (M.) 1995 als Co-Trainer von Jupp Heynckes (r.) auf der Ferieninsel Teneriffa. Meistertrainer Heynckes kennt den "Nachwuchs-Coach" noch als Spieler aus der gemeinsamen Zeit in Mönchengladbach. 2002 wird Lienen für ein halbes Jahr selbst Chefcoach des Clubs.
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13 | 27 Die Zusammenarbeit endet allerdings 1997: Heynckes wechselt zu Real Madrid - und Lienen zu Hansa Rostock. Der Westfale verpasst mit den Mecklenburgern in der Saison 1997/1998 nur um einen Punkt den Einzug ins internationale Geschäft. Damit legt sich Lienen die Latte wieder selbst zu hoch: Im Frühjahr 1999 steckt Hansa im Abstiegskampf und der Trainer muss gehen.
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14 | 27 Lienen heuert bei Zweitligist 1. FC Köln an. Bei den Geißböcken gelingt ihm nicht nur die Rückkehr ins Oberhaus, sondern der Trainer sorgt auch mit seinem Aberglauben für Schlagzeilen: Lange trägt er zu den Spielen immer dasselbe blaue Hemd. Wieder gelingt dann souverän der Klassenerhalt und wieder muss Lienen in der folgenden Saison im Abstiegskampf seinen Hut nehmen.
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15 | 27 Und so geht es weiter: Gladbach führt er 2003 zum Klassenerhalt und bekommt nur vier Monate später seine Papiere. Mit Hannover 96 hält Lienen 2004 die Klasse, führt die "Roten" 2005 auf Rang zehn - und wird doch ein halbes Jahr später erneut beurlaubt.
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16 | 27 Während 2006 in Deutschland noch jeder vom Sommermärchen spricht, verlässt Lienen die Republik und wechselt zu Panionios Athen. Den traditionsreichen Hauptstadtclub führt der mittlerweile 53-Jährige überraschend zweimal in Folge in den UEFA-Cup. Grund genug, dass ein orthodoxer Priester Griechenlands Trainer des Jahres 2007 segnet.
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17 | 27 Doch während Lienen den Club als fünfte Kraft Griechenlands etabliert, wird dem Coach das Temperament seines Assistenten zum Verhängnis. Ex-Profi Abder Ramdane, der Lienen in Athen als Assistent unterstützt, liefert sich mit einem Spieler im Training eine Schlägerei und wird entlassen. Daraufhin legt im Herbst 2011 auch Lienen sein Amt nieder.
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18 | 27 Nach einem Abstecher zu 1860 München (Mai 2009 bis 2010) ins deutsche Unterhaus peilt Lienen den Höhepunkt seiner Trainerkarriere an, als er zum griechischen Abonnement-Meister Olympiakos Piräus wechselt. Doch das Engagement am Mittelmeer endet schon nach zwei Monaten, nachdem das Team bereits in der Qualifikation zur Europa League ausgeschieden ist.
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19 | 27 Stattdessen ärgert sich Lienen ab November 2010 mit dem Zweitliga-Abstiegskampf in Bielefeld herum und erlebt im folgenden Sommer den Tiefpunkt seiner Laufbahn. Der Arminia fehlt schlicht der Biss. Den Abstieg seines Heimatclubs kann er nicht verhindern.
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20 | 27 Nach 15 arbeitslosen Monaten scheint erneut in Griechenland eine große Aufgabe zu warten. Lienen übernimmt im Oktober 2012 AEK. Doch in Athen geht es drunter und drüber - im Frühjahr 2013 wird er entlassen. Es wird gemunkelt, AEK habe unter Lienen den Abstieg (!) gefährdet gesehen. Im Amateur-Bereich in Liga drei wird der Club später auf einen Schlag seine horrenden Schulden los.
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21 | 27 Die Lust am Trainerjob hat Lienen die schlechte Erfahrung beim AEK aber nicht genommen. Im November 2013 heuert er mit 59 Jahren als erster deutscher Trainer in Rumänien an - beim rumänischen Erstligisten Otelul Galati - und bleibt bis Juni 2014. Im Dezember unterschreibt Lienen dann beim FC St. Pauli.
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22 | 27 Bei den Hamburgern muss sich der Trainer-Routinier als "Feuerwehrmann" beweisen. Er ist der dritte Trainer binnen weniger Monate und findet eine verunsicherte Mannschaft vor. Doch Lienen gelingt es, das Team zu stabilisieren. Am Ende feiert der Coach mit den Hanseaten den Klassenerhalt.
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23 | 27 In der folgenden Saison setzen die Kiezkicker zum Höhenflug an. Am Ende belegt St. Pauli Rang vier. Aufstiegsträume kommen aber nicht auf, zwölf Punkte fehlen bereits zu Relegationsrang drei.
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24 | 27 Auf den Höhenflug folgt der Absturz: In der Saison 2016/2017 läuft bei den Kiezkickern lange wenig bis gar nichts zusammen. Lienen wirkt zunehmend ratlos, doch der Club hält an dem Trainer-Routinier fest und am Ende mit ihm souverän die Klasse. Mit sechs Siegen aus den letzten sieben Spielen wird St. Pauli sogar noch Siebter.
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25 | 27 "Es ist ein guter Moment für den Wechsel der Aufgaben", sagt Lienen nach der Saison. Sein vormaliger Assistent Olaf Janßen (r.) wird zum Cheftrainer befördert, Lienen selbst Technischer Direktor. "Ziel ist, dass ich irgendwann für den FC St. Pauli an der Außenminister-Konferenz teilnehme", scherzt Lienen.
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26 | 27 "Nebenbei" verfasst Lienen auch seine Autobiographie - sie erscheint 2019 mit dem passenden Titel "Ich war schon immer ein Rebell".
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27 | 27 Als Werte- und Markenbotschafter St. Paulis leistet der Rebell Lienen bis zu seinem Abschied im Sommer 2022 wichtige Arbeit abseits des Fußballplatzes.
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