Arbeitssieg gegen Werder: VfL-Fußballerinnen erobern Tabellenführung
Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben sich selbst das schönste Weihnachtsgeschenk gemacht. Durch einen 1:0 (0:0)-Arbeitssieg im Bundesliga-Nordduell mit Werder Bremen verdrängten die "Wölfinnen" den FC Bayern von der Tabellenspitze.
Die Münchnerinnen waren am Sonntag überraschend nicht über ein 1:1 beim 1. FC Nürnberg hinausgekommen und gaben den Niedersächsinnen somit unfreiwillig die Steilvorlage zum Führungswechsel im Klassement. Ein kurioser Treffer von Dominique Janssen bescherte dem Team von Coach Tommy Stroot am Montagabend dann den Erfolg und die damit verbundene Übernahme des Spitzenplatzes. In der 83. Minute wurde eine Flanke der Kapitänin immer länger und schlug schließlich im Bremer Tor ein. Die Gäste hatten dem Vizemeister bis dahin alles abverlangt und sogar die besseren Chancen gehabt.
Wolfsburgs Nationalspielerin Svenja Huth fand den Sieg dennoch verdient. "Wir haben nicht immer die richtige Entscheidung getroffen. Aber wir haben es trotzdem geschafft. Und am Ende zählen die drei Punkte, die wir uns unter den Weihnachtsbaum legen wollen. Deshalb sind wir glücklich", sagte die 32-Jährige. "Es ist schön, als Tabellenführer zu überwintern. Jetzt erst mal die Akkus aufladen und dann mit Vollgas in die Rückrunde."
"Das Spiel hat unseren Saisonverlauf ein Stück weit widergespiegelt", sagte Trainer Stroot: "Wir bekommen nicht viel geschenkt und müssen hart arbeiten. Es war ein verdienter Sieg, wenn auch auf eine glückliche Art und Weise. Und solche Siege sind im Saisonverlauf extrem wertvoll. Das sind Schlüsselmomente."
Werder wird zu Unrecht Tor aberkannt
Anders als im Achtelfinalspiel des DFB-Pokals am 24. November, in dem der VfL bereits nach 35 Minuten mit 3:0 führte und am Ende 5:0 siegte, sahen die 2.814 Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion im Allerpark diesmal ein spannendes Duell. Die Bremerinnen verteidigten im ersten Abschnitt exzellent und setzten nach Ballgewinnen auch offensiv einige Nadelstiche. Pech für die Hanseatinnen, dass Schiedsrichterin Katrin Rafalski ihnen einen eigentlich regulären Treffer aberkannte. Nach einer Flanke von Maja Sternad verlängerte Sophie Weidauer den Ball mit dem Hinterkopf zu Michelle Ulbrich, die aus wenigen Metern Keeperin Merle Frohms überwand (15.).
Die Unparteiische legte aber den vorigen Zweikampf zwischen Weidauer und Marina Hegering als Stürmerinnenfoul aus. Eine mehr als zweifelhafte Entscheidung, zeigten die TV-Bilder doch sehr deutlich, dass nicht die Bremerin, sondern die VfL-Verteidigerin mit zu viel Körpereinsatz zu Werke ging.
Wolfsburg vor der Pause harmlos
Die Gastgeberinnen, bei denen Nationalspielerin Kathrin Hendrich bereits in der zwölften Minute wegen Wadenproblemen ausgeschieden war, waren also gewarnt. Defensiv ließ der Vizemeister bis zur Halbzeit dann auch keine nennenswerten Werder-Abschlüsse mehr zu. In der Vorwärtsbewegung blieb bei den "Wölfinnen" allerdings fast alles Stückwerk.
Der Pokalsieger bekam keine Tiefe in sein Spiel. Und die Flanken aus dem Halbfeld sowie Schüsse aus wenig aussichtsreichen Positionen waren sichere Beute der kolumbianischen Nationalkeeperin Catalina Perez, die etwas überraschend den Vorzug vor Livia Peng erhalten hatte.
Ulbrich scheitert am Wolfsburger Pfosten
Kurz nach dem Seitenwechsel waren die Bremerinnen dem Führungstreffer zum zweiten Mal ganz nah, als Ulbrich nach einem Eckstoß am Pfosten scheiterte (47.). Durchatmen beim VfL, der anschließend bemüht war, den Druck auf die Gäste zu erhöhen. Durch die Hereinnahme von Lena Oberdorf zum zweiten Abschnitt wurden die Angriffe der "Wölfinnen" auch etwas strukturierter. Insgesamt mangelte es der Stroot-Elf im letzten Drittel des Feldes aber weiter an Ideen und Entschlossenheit.
Perez patzt - Wolfsburg jubelt
Mit fortwährender Spieldauer manifestierte sich der Eindruck, dass den Wolfsburgerinnen gegen immer tiefer stehende Bremerinnen vermutlich nur ein Treffer nach einem ruhenden Ball oder ein Glücksschuss die Herbstmeisterschaft würde bescheren können. Und so kam es dann auch tatsächlich: Janssen schlug das Spielberät aus dem Halbfeld in Richtung Werder-Gehäuse, der Ball wurde immer länger und schlug schließlich mittig hinter Perez ein.
Die Kolumbianerin avancierte damit in ihrem zweiten Bundesliga-Spiel zur tragischen Heldin. Denn der Patzer der 29-Jährigen kostete dem Außenseiter schließlich einen Punktgewinn, den er sich durch eine sehr couragierte Leistung fraglos verdient gehabt hätte.