Amputierten-Fußball-EM: Deutschland schreibt in Frankreich Geschichte
Die deutsche Amputierten-Fußball-Nationalmannschaft steht erstmals bei einer Europameisterschaft im Viertelfinale. Das Team um ein Quartett vom Hamburger SV sowie Ralf Stellfeld von den Sportfreunden Braunschweig hofft nun auf eine Sensation im Duell mit Welt- und Europameister Türkei.
Wie im Rausch hatte sich die Auswahl von Bundestrainer Klaudiusz Dittrich beim Turnier in Evian ihrer ersten beiden Aufgaben entledigt. Im Auftaktspiel wurde Schottland mit 5:0 bezwungen, anschließend gab es gegen Griechenland beim 6:0 den nächsten Kantersieg. Damit war der erstmalige Einzug in die Runde der letzten Acht bei einer EM für Deutschland bereits in trockenen Tüchern.
"Mit dem Einzug ins Viertelfinale haben wir bewiesen, dass der Amputierten-Fußball in Deutschland in den letzten Jahren eine großartige Entwicklung genommen hat", zeigte sich Co-Trainer Friedrich Stender anschließend hocherfreut über die beiden Gala-Auftritte.
Deutschland gegen Mitfavorit Polen chancenlos
Die große Frage für den 41-jährigen Hamburger, dessen Sohn Hinrich-Ferdinand Stender das deutsche Tor hütet, war nun allerdings, wie sich seine Mannschaft im dritten Gruppenspiel gegen Polen aus der Affäre ziehen würde. Denn die Osteuropäer sind gemeinsam mit der Türkei Top-Favorit auf den Titel. 15 Minuten lang hielt das Team um das HSV-Quartett Stender, Simon Dornblüth, Benito Salazar und Majed Sajid dann zwar die Null.
Doch bereits in der Anfangsphase hatte der Außenseiter unter großem Druck gestanden und kassierte dann das erste Gegentor bei der EM. Kurz vor der Halbzeit erhöhte Polen auf 2:0, sodass die Aufgabe für Deutschland nach dem Seitenwechsel noch komplizierter wurde.
Im zweiten Abschnitt begann das Dittrich-Team sehr schwungvoll und hatte durch Sajid sogar die große Chance auf den Anschlusstreffer. Doch Polens Keeper verhinderte mit einer tollen Parade das Tor. Kurze Zeit später verfehlte ein Fernschuss von Florian Fischer (FSV Mainz 05) das gegnerische Gehäuse nur knapp. Anschließend ließen bei den Deutschen die Kräfte nach und die polnischen Profispieler erhöhten in den letzten 15 Minuten noch auf 6:0.
Traum von der Sensation gegen die Türkei
"Die Niederlage schmerzt natürlich, aber unsere Mannschaft hat über weite Strecken des Spiels einem EM-Favoriten Paroli geboten. Darauf sind wir sehr stolz und freuen uns nun auf das anstehende Viertelfinale", sagte Bundestrainer Dittrich. Ob die herbe Pleite gegen Polen vielleicht ein Dämpfer zur richtigen Zeit war, wird sich am Donnerstag (11.30 Uhr) zeigen, wenn das Duell mit Titelverteidiger Türkei auf dem Programm steht.