VIDEO: Ausschreitungen bei Hansa Rostocks Heimsieg gegen Dresden (6 Min)

53 Verletzte: Ausschreitungen bei Hansa Rostock - Dynamo Dresden

Stand: 25.02.2025 14:30 Uhr

Die Drittliga-Partie zwischen Hansa Rostock und Dynamo Dresden ist von den befürchteten Ausschreitungen mit zahlreichen Verletzten überschattet worden. Die Rostocker Vereinsführung kündigte eine schnelle Aufarbeitung mit beiden Clubs und ein Treffen mit der Polizei an.

"Wir werden uns am Montagvormittag mit der Landespolizei treffen und dort eine Auswertung auch auf der Basis des Videomaterials vornehmen", sagte Hansa Rostocks Vorstandsvorsitzender Jürgen Wehlend am Sonntag. "Natürlich bedauern wir, was da passiert ist. Natürlich verurteilen wir Gewalt jeder Art. Aber am Ende wird es darum gehen, dass Hansa handelt. Dass wir unter Beweis stellen, dass wir etwas tun", sagte er. "Wir müssen erst handeln und dann darüber reden - nicht umgekehrt."

Ausschreitungen sorgen fast für einen Spielabbruch

Das Drittliga-Spiel zwischen den beiden rivalisierenden Clubs war am Sonnabend in der Halbzeit eskaliert und erst nach einer 28-minütigen Unterbrechung wieder angepfiffen worden. Im Dresdner Fanblock und im angrenzenden Hansa-Block wurden massiv Böller und Leuchtraketen gezündet. Auslöser war nach Angaben der Polizei, dass im Dresdner Fanblock eine Plexiglasscheibe, über der ein Banner hing, zerstört wurde. Dadurch habe die Gefahr bestanden, dass Personen in den sogenannten Pufferblock eindringen.

"Dieser Pyrobeschuss ist völlig inakzeptabel. Stellen Sie sich vor, so ein Feuerwerkskörper trifft jemanden oder es wird ein Kind verletzt. Das sind unentschuldbare Dinge." Hansa-Vorstandschef Jürgen Wehlend

Deshalb sei es zum Polizeieinsatz gekommen. Anschließend wurden die Böller und Raketen gezündet. Die traurige Bilanz: Insgesamt 15 verletzte Polizisten, 5 verletzte Stadion-Mitarbeiter und 33 Stadionbesucher, die durch Sanitäter im Ostseestadion behandelt werden mussten.

Mehrere Strafanzeigen vor Spielbeginn

Vor dem Spiel hatte die Polizei bereits mehrere Strafanzeigen wegen Sachbeschädigungen, Nötigung im Straßenverkehr, Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz sowie gegen das Waffengesetz gestellt. Derzeit spricht die Polizei von drei identifizierten Tatverdächtigen. Zudem wurde ein mit Fans der Gästemannschaft besetztes Taxi im Bereich Kopernikusstraße von Hansa-Anhängern angegriffen.

Im Verlauf der ersten Halbzeit wirkten Einzelpersonen aus dem Gästebereich auf die Glasabtrennung zu den Heimfans ein. Hansa-Fans zündeten mehrfach Pyrotechnik in Richtung der Gästefantribüne. Kurz vor Anpfiff der zweiten Spielhälfte wurde eine Scheibe der Abtrennung zerstört und der Versuch unternommen, in den Bereich der Heimfans zu gelangen. Wie die Polizei mitteilte, seien im betreffenden bereich Kräfte eingesetzt und die Situation unter Kontrolle gebracht worden.

Wehlend: "Kotzt einen an, solche Bilder zu sehen"

"Das Sportliche tritt natürlich in den Hintergrund. Es kotzt einen an, solche Bilder zu sehen", hatte Wehlend bereits im NDR Interview am Sonnabend klare Worte gefunden. "Der Auslöser ging klar von den Gästefans aus, in dem Block ist kein Stein mehr auf dem anderen. Aber die Reaktion darauf ist natürlich auch unterirdisch", ergänzte Wehlend.

"Mein Sohn saß über dem Spielertunnel und hat geweint, weil er Angst hatte." Hansa-Trainer Daniel Brinkmann

"So etwas gehört absolut nicht in ein Fußballstadion. Mein Sohn saß über dem Spielertunnel und hat geweint, weil er Angst hatte", sagte Rostock Coach Daniel Brinkmann: "Das waren Szenen, die waren gefährlich. Und es ist schade, wenn ich in der zweiten Halbzeit ein schlechtes Gefühl habe, weil meine Kinder auf der Tribüne sind. Das darf einfach nicht passieren."

Polizeieinsatz auf der Tribüne

Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke versuchte zu schlichten, wurde dabei aber von Ordnern zurückgehalten. Das heizte die Stimmung auf den Rängen weiter an - und auch auf dem Rasen. Spieler und Verantwortliche beider Clubs gingen kurzzeitig aufeinander los. Später beruhigte sich die Lage wieder.

Schiedsrichter Tom Bauer schickte die Akteure wieder in die Kabine und ließ über den Stadionsprecher mitteilen, dass bei einem weiteren Vorfall die Partie abgebrochen würde. Nach mehr als 30 Minuten Unterbrechung konnte das Spiel schließlich fortgesetzt und beendet werden. Insgesamt sicherten rund 1.300 Beamtinnen und Beamte der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern sowie der Bundespolizei die Begegnung ab.

Bund der Steuerzahler fordert Land zum Handeln auf

In Anbetracht der hohen Kosten des Polizei-Einsatzes forderte der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern am Sonntag das Land auf, schnellstmöglich die rechtliche Grundlage dafür zu schaffen, um den Vereinen derartige Polizeieinsätze und ihre Folgekosten in Rechnung zu stellen.

"Ehrlich gesagt haben wir die Nase voll davon, dass die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für diese Chaoten bezahlen sollen. Hier handelt es sich um eine profitorientierte Sportveranstaltung. Und wenn die Vereine nicht in der Lage sind, ihre Anhängerschaft unter Kontrolle zu bringen, dann müssen sie dafür zahlen", erklärte Landesgeschäftsführer Sascha Mummenhoff.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 24.02.2025 | 19:30 Uhr

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