1963: Kein Durchblick im Nebel - Spielabbruch in Hamburg
Im Dezember 1963 wurde erstmals ein Bundesliga-Spiel abgebrochen. Der Grund: Nebel in Hamburg.
Hamburg liegt am 7. Dezember 1963 unter einer dichten Nebelglocke. Schiffe können wegen der schlechten Sicht nicht in den Hafen einfahren, der Verkehr auf den Straßen fließt nur zäh. Für 19.30 Uhr ist die Bundesliga-Partie zwischen dem HSV und Borussia Dortmund im Volksparkstadion angesetzt. Sie geht in die Geschichte ein als erstes Spiel, das in der Fußball-Bundesliga abgebrochen wird.
Schnelle 2:0-Führung für den BVB
Der Nebel wird im Laufe dieses Sonnabends immer dichter. Je näher der Anstoß rückt, desto größer werden die Bedenken, dass die Begegnung unter regulären Bedingungen ausgetragen werden kann. Dennoch kommen mehr als 30.000 Zuschauer ins Stadion.
Die Borussia, die wenige Tage zuvor einen beeindruckenden 5:0-Sieg gegen Benfica Lissabon im Europacup gefeiert hat, zeigt ihre starke Form auch im Volksparkstadion. Bereits nach 14 Minuten liegen die Westfalen durch Tore von Franz Brungs und Lothar Emmerich in Führung. Ernst Kreuz gelingt in der 32. Minute der Anschlusstreffer für den HSV. In der Pause legt sich die Nebelglocke immer dichter über das Stadion. Von den Tribünen ist das Spielfeld nicht mehr zu sehen.
"Konnte meine Linienrichter nicht mehr sehen"
Die Regel besagt, dass die Sicht von Tor zu Tor gewährleistet sein muss. Obwohl dies offensichtlich nicht der Fall ist, pfeift Schiedsrichter Günter Sparing die zweite Hälfte an. "Gesehen habe ich keine 20 Meter", sagt Dieter Seeler anschließend dem "Hamburger Abendblatt".
Über das folgende Geschehen auf dem Rasen können nicht einmal alle Spieler Auskunft geben. Dann hat Sparing ein Einsehen und bricht die Begegnung in der 61. Minute ab. "Als ich meine Linienrichter nicht mehr sehen konnte, unterbrach ich", so der Schiedsrichter.
"Es war die einzig richtige Entscheidung", sagt BVB-Stürmer Timo Konietzka, obwohl seinem Team zwei Punkte verloren gehen. Denn bei der Neuansetzung zwei Wochen später dreht der HSV den Spieß um und gewinnt dank zweier Tore von Uwe Seeler mit 2:1.
HSV - Bochum fällt 1985 aus
Nicht zum letzten Mal sorgt Nebel im Volksparkstadion für Probleme. Am 27. Februar 1985 wird das Bundesliga-Spiel zwischen dem HSV und Bochum zweieinhalb Stunden vor dem Anpfiff abgesagt, obwohl Schiedsrichter Hans-Peter Dellwing reguläre Bedingungen feststellt.
HSV-Manager Günter Netzer interveniert jedoch erfolgreich beim Deutschen-Fußball Bund (DFB), weist auf die schlechte Sicht und Gefahren bei der Anreise hin. Der DFB folgt Netzers Argumentation und verschiebt die Begegnung, die schließlich am 9. April ausgetragen wird.