Sparta Prag : Atletico Madrid

Fazit:
Somit feiert Atlético Madrid ein Schützenfest, gewinnt das Auswärtsspiel bei Sparta Prag mit 6:0. Sicherlich fällt der Sieg recht hoch aus, dennoch war sehr wohl ein Klassenunterschied vorhanden. Die Gäste erwiesen sich in allen Belangen als die bessere Mannschaft und hatten überdies einen enorm effizienten Tag erwischt. Damit standen die Hausherren vor einer unlösbaren Aufgabe. Die individuellen Qualitäten vor allem der Offensivspieler stellten einen unschätzbaren Trumpf für die Spanier dar. So wies ein direkt verwandelter Freistoß von Julián Alvarez den Weg. Nach der Pause boten sich den Rojiblancos vermehrt auch Räume zum Kontern. Diese nutzten die Männer von Diego Simeone vor 18.110 Zuschauern in der epet ARENA genüsslich. Sparta blieb über die komplette Spielzeit harmlos und kam insgesamt lediglich auf vier Torschüsse (24 für Atlético).

Inwieweit das Ergebnis den Kräfteverhältnissen auf dem Platz entspricht, lässt sich angesichts der Höhe streiten. Doch wie viele Tore Unterschied auch immer - Atlético ist die klar bessere Mannschaft.

Offenbar ist man beim Tschechischen Meister jetzt doch noch an einem Ehrentreffer interessiert.

Dann gibt es noch etwas Aufsehenerregendes zu vermelden. Sparta kommt zum ersten Torschuss in der zweiten Hälfte - zum vierten insgesamt. Den bringt Victor Olatunji links in der Box an und trifft immerhin das Außennetz.

Mit dieser Tauschorgie schöpfen beide Trainer ihr Wechselkontingent schlagartig aus. Die 22 Männer auf dem Platz müssen die Sache also zu Ende bringen.

Mitunter deutet sich durchaus an, dass der eine oder andere Gästespieler schon noch Lust hat. Das Ergebnis ist also nicht in Stein gemeißelt, da kann sich noch etwas tun. Jetzt flankt Giuliano Simeone von der rechten Seite. Peter Vindahl Jensen löst sich gut von seiner Torlinie und fängt die Hereingabe ab.

Immerhin darf Peter Vindahl Jensen jetzt mal wieder einen Ball halten, hat mit dem Distanzschuss von Conor Gallagher keine allzu große Mühe.

Inzwischen haben die Tschechen verstanden, dass es für sie heute nichts zu holen gibt. Sparta zieht sich zurück, betreibt nur noch Schadensbegrenzung. Und Atlético kann das locker runterspielen.

Natürlich kann sich Atlético die restliche Partie jetzt noch komfortabler einteilen. Ein Bein muss man sich nicht mehr ausreißen. Und selbst in der Form wirken die Gäste immer noch gefährlicher.

Lars Friis sieht sich nun also zum Handeln gezwungen, nimmt zwei seiner ganz besonders unauffälligen Spieler vom Feld, um mit frischen Kräften vielleicht noch etwas Ergebniskosmetik betreiben zu können.

Durch das Bemühen der Tschechen bekommen die Gäste nun zunehmend Räume.

Auf der Gegenseite feuert Giuliano Simeone aus zentralen 17 Metern. Der Linkschuss zischt flach aufs rechte Eck zu. Da muss sich Peter Vindahl Jensen strecken und pariert gut.

Als Beweis für die Ungefährlichkeit von Sparta dient dieser Freistoß. Kaan Kairinen spielt den gefühlvoll links in den Sechzehner, findet aber keinen Mitspieler. Selbst Standards wissen die Hausherren nicht für sich zu nutzen.

Atletico lässt den Kontrahenten gerade gewähren. Die Colchoneros können sich das aufgrund von dessen Harmlosigkeit bis hierhin erlauben.

Aufgegeben haben sich die Gastgeber noch nicht. Nach dem Seitenwechsel bemühen sich die Tschechen intensiv, am Spiel teilzunehmen. Doch es fehlt die Durchschlagskraft. Selbst der Weg in die Box erscheint für Sparta sehr weit.

Nach Wiederbeginn sorgen die Gäste für die erste Abschlusshandlung. Aus etwas 18 Metern in leicht nach links versetzter Position zieht Alexander Sørloth ab. Der ehemalige Leipziger trifft ausgerechnet seinen Mannschaftskollegen Conor Gallagher. Und der steht überdies im Abseits.

Ohne weitere personelle Veränderungen schicken beide Trainer ihre Mannschaften in den zweiten Spielabschnitt. Lars Friis hatte ja bereits Mitte der ersten Hälfte den verletzten Lukáš Haraslín durch Jakub Pešek ersetzen müssen.

Halbzeitfazit:
Zur Pause liegt Sparta Prag im Heimspiel gegen Atlético Madrid mit 0:2 zurück. Zwar sind die Hausherren gut in die Partie gestartet, doch hielt das allenfalls zwei Minuten an. Dann hatten sich die Gäste gefunden, gingen fortan konzentriert zu Werke. Nach zehn Minuten näherte man sich allmählich dem gegnerischen Tor an, ehe nach einer Viertelstunde ein perfekt getretener Freistoß von Julián Alvarez den Weg ebnete. Mit der Führung im Rücken konnten die Rojiblancos ihren Einsatz klug dosieren, gaben dabei aber nie die Kontrolle aus der Hand. Jederzeit waren die Jungs von Diego Simeone in der Lage, wieder in einen höheren Gang zu schalten. Und so baute man die Führung kurz vor der Pause sogar noch aus.

Sparta hingegen findet offensiv kaum noch statt. Die Hausherren haben durchaus Ballbesitzphasen, wissen damit aber nichts anzufangen. Vielmehr unterlaufen den Pragern jetzt zunehmend leichte Fehler, die immer wieder den Gegner ins Spiel bringen.

Somit entsteht nicht nur der Eindruck, dass Atlético alles im Griff hat, die Colchoneros sind auch in der Lage, jederzeit mit dem Fuß aufs Gas zu treten. So bringen die Männer von Diego Simeone mehr Nachdruck in ihre Aktionen und sind einem zweiten Treffer deutlich näher.

Großchance für Sørloth! Plötzlich bekommen die Gäste nach einem Prager Fehlpass an der Mittellinie sogar einen Umschaltmoment. Julián Alvarez treibt den Angriff voran, spielt kurz quer auf Alexander Sørloth. Dieser sucht mittig im Sechzehner den Abschluss, das 0:2 liegt in der Luft. Doch den Linksschuss des Norwegers fast vom Elfmeterpunkt pariert Peter Vindahl Jensen stark.

Nun greifen die Gäste mal mit etwas Schwung an, nähern sich erneut der Box. Rechts davor haut Conor Gallagher dann einfach mal drauf. Der Rechtsschuss ist zu hoch angesetzt.

Plötzlich inszenieren die Madrilenen mal wieder etwas. Rechts im Sechzehner ist Julián Alvarez zugange, bedient Rodrigo De Paul. Für diesen gestaltet sich der Winkel sehr spitz. Entsprechend gibt es mit dem Rechtsschuss kein Vorbeikommen an Peter Vindahl Jensen.

So plätschert die Partie vor sich hin, es passiert gerade gar nichts. Die Gäste führen den Ball zumeist um die Mittellinie herum, streben nicht wirklich Raumgewinn an.

Derzeit beruhigt sich das Geschehen auf dem Rasen. Atlético begnügt sich damit, den Ball zu kontrollieren. Aufseiten der Hausherren legt man Wert auf Disziplin. Sparta lässt sich nicht locken, bemüht sich um eine defensive Grundordnung.

Gerade wird Lukáš Haraslín steil geschickt und versucht, sich im Sechzehner irgendwie durchzusetzen. Dabei verletzt sich der Stürmer, greift sich sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht hinten an den linken Oberschenkel. Es schließt sich eine Behandlungsunterbrechung an.

Von der linken Seite tritt Kaan Kairinen einen Freistoß nach vorn in die Box. Die hohe Hereingabe verlängert Filip Panák per Kopf. Der Ball des Kapitän fliegt am langen Eck vorbei.

Auch durch den Blick auf die Zahlen lässt sich die Gästeführung rechtfertigen. In nahezu allen Belangen haben die Spanier die Nase vorn: Ballbesitz, Torschüsse, Passquote, ja sogar in den Zweikämpfen.

In Folge dieses Eckstoßes bemüht sich Javi Galán um den Ball, kann diesen aber nichts aufs Tor befördern. Dennoch bleiben die Rojiblancos am Zug, belagern gerade den gegnerischen Strafraum.

Dann macht sich Julián Alvarez auf den Weg, stürmt halblinks in den Strafraum und beschäftigt dort zwei gegnerische Abwehrspieler. Fast kommt der Südamerikaner an diesen vorbei, wird erst im letzten Moment gestoppt, kann aber gleich links raus zur Ecke gehen.

Atlético scheint gewillt zu sein, die Angelegenheit unter Kontrolle zu behalten, also ein gewisses Maß an Eigeninitiative an den Tag zu legen.

Nach dem Gegentreffer bemüht sich Sparta wieder um etwas mehr Initiative, profitiert ein wenig davon, dass Atlético mal kurz durchschnauft. Zu Ende gespielt bekommt es der Tschechische Meister nicht mehr.

So bekommt Atlético die Angelegenheit allmählich immer besser in den Griff. Die Spanier geben den Ton an, spielen gut nach vorn.

Viel verheißungsvoller wird es aber wenig später. Links am Strafraum setzt Rodrigo De Paul zur Flanke an, zirkelt den Ball mit dem rechten Fuß in die Mitte und findet seinen argentinischen Landsmann Giuliano Simeone. Der Trainersohn verlängert per Kopf, die Kugel fliegt etwa einen Meter am langen Eck vorbei.

Jetzt sorgt Conor Gallagher für die erste Abschlusshandlung der Colchoneros. Wäre das nicht die Premiere für Atlético in diesem Spiel, würden wir das vermutlich gar nicht thematisieren. Mit anderen Worten: Der Versuch des Engländers ist nicht der Rede wert und verfehlt das Tor sehr deutlich.

Weiterhin haben auch die Gastgeber ihre Ballbesitzphasen, weshalb die Partie fürs Erste recht offen abläuft. Weitere Torannäherungen bleiben aber aus.

Über einen Freistoß auf der linken Seite eröffnet sich den Madrilenen die Möglichkeit, erstmals in den gegnerischen Sechzehner zu gelangen. Doch die Ausführung von Javi Galán ist zu schwach, die Hereingabe wird abgefangen.

Nach diesem Wachrüttler wirken die Gäste deutlich konzentrierter. Über viel Ballbesitz arbeiten sich die Rojiblancos in die Partie. Jetzt nisten sich die Jungs von Diego Simeone in des Gegners Hälfte ein. Richtig Zug aber entwickelt Atlético noch nicht.

Umgehend ergreifen die Hausherren die Initiative, richten sich in der gegnerischen Hälfte ein. Und dann geht Sparta auch nach Ballverlust gleich drauf. Atléticos Marcos Llorente scheint da noch nicht richtig wach zu sein. Sekunden später kommt Kaan Kairinen halblinks in der Box zum Linksschuss. Den kaum platzierten Ball hält Jan Oblak.

Atlético feierte zuletzt fünf Pflichtspielsiege in Folge. Dabei war man auswärts in Paris (2:1), auf Mallorca (1:0) und im Pokal bei UE Vic (2:0) erfolgreich. Die letzte Niederlage fingen sich die Colchoneros vor einem Monat bei Real Betis ein (0:1). In LaLiga belegt der spanische Hauptstadtklub derzeit Rang drei – einen Zähler hinter dem Stadtrivalen Real und fünf Punkte hinter Spitzenreiter Barcelona.

Allerdings wartet Sparta seit vier Pflichtspielen auf einen Sieg. Von den letzten drei Heimspielen gingen sogar zwei verloren – gegen Baník Ostrava (1:3) und Stade Brest (1:2). Den letzten vollen Erfolg fuhr man Ende Oktober im Stadion Letná ein, welches mittlerweile unter den Namen epet ARENA geführt wird. Dabei handelte es sich aber um ein Pokalspiel gegen den Zweitligisten Zbrojovka Brno (4:0). Den einzigen Saisonsieg in der Königsklasse landete man zum Auftakt Mitte September hier an dieser Stelle gegen Salzburg (3:0). In der tschechischen Liga hat Sparta schon einiges liegenlassen, ist lediglich Vierter mit 14 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Slavia Prag.

Tabellarisch liegen beide Mannschaften recht nah beieinander. Konkret hat hier der 26. den 23. zu Gast. Getrennt ist man durch zwei Punkte, die aber dafür sorgen, dass sich Atlético geradeso in den Playoff-Regionen bewegt, Sparta dorthin aber ein Zähler fehlt. Auf Augenhöhe befindet man sich übrigens mit jeweils fünf erzielten Toren. Hinten haben die Prager sogar einen Gegentreffer weniger kassiert (acht). In jedem Fall ist für beide Seiten in diesem Wettbewerb noch alles drin.

Im Vergleich zum 1:1 am Samstag gegen Teplice nimmt Lars Friis sechs Wechsel vor. Anstelle von Martin Suchomel (Bank), Asger Sørensen, Elias Cobbaut (beide nicht im Kader), Lukáš Sadílek, Victor Olatunji und Jakub Pešek (alle Bank) rücken Mathias Ross, Martin Vitík, Qazim Laçi, Tomáš Wiesner, Albion Rrahmani und Ermal Krasniqi in die Prager Startelf. Aufseiten der Gäste tauscht Diego Simeone nach dem 2:1-Heimsieg vor drei Tagen gegen Alavés gleichermaßen sechs Spieler aus. So finden sich César Azpilicueta, Axel Witsel, Koke, Samuel Lino, Antoine Griezmann und Ángel Correa auf der Bank wieder. Dafür spielen heute José Giménez, Conor Gallagher, Rodrigo De Paul, Giuliano Simeone, Alexander Sørloth und Julián Alvarez von Beginn an.