Atletico Madrid : OSC Lille

Fazit:
Atletico Madrid gibt nach einer fantastischen ersten Halbzeit eine 1:0-Führung aus der Hand und verliert gegen effektive Nordfranzosen mit 1:3. Lille erzielt mit drei Schüssen aufs Tor von Jan Oblak drei Treffer und bezwingt nach Real Madrid (1:0) auch den zweiten spanischen Top-Klub. Die Rojiblancos kassieren damit erstmals nach sechs Heimsiegen in Folge in der Königsklasse eine Niederlage, während Lille nun bei fünf Siegen aus den letzten sechs CL-Gruppenspielen steht.

Giuliano Simeone setzt sich erneut auf der rechten Seite durch, marschiert bis zur Grundlinie und knallt die Kugel scharf vor das Tor der Gäste. Dieses Mal sind seine Mitspieler in Scharen mitgelaufen, kommen aber nicht an den Ball.

Die Irritation über den Spielverlauf ist den Madrilenen ins Gesicht geschrieben. Giuliano Simeone treibt das Spiel auf der rechten Seite nochmal an und bringt eine scharfe Halbfeldflanke in den Strafraum. Dort wartet aber keiner seiner Kollegen.

Kurze Zeit später schlägt Samuel Lino eine Flanke in den Strafraum. Der Ball segelt an mehreren Spielern vorbei, direkt vor die Füße von Giuliano Simeone. Der zieht kurzerhand aus aussichtsreicher Position ab. Gleich mehrere Verteidiger werfen sich diesem Abschluss in den Weg und verhindern den Ausgleich.

Samuel Lino macht in den ersten Minuten nach seiner Einwechselung richtig Alarm. Von der linken Außenbahn zieht er unwiderstehlich ins Zentrum und zieht mit der rechten Innenseite auf den langen Pfosten ab. Glänzend spitzelt Chevalier die Kugel um den Pfosten und klärt zur Ecke.

Samuel Lino verzögert auf der rechten Außenbahn geschickt das Tempo, schlägt einen Haken und legt an die Sechzehnerkante zurück. Dort lässt Ángel Correa die Kugel mit dem ersten Kontakt in die Luft springen und schickt seinen nachfolgenden Abschluss aus 16 Metern neben das Tor.

Nach einem einfachen Doppelpass zwischen Griezmann und Giuliano Simeone gibt es Eckball für die Gastgeber. Der bringt allerdings nicht viel ein und wird von den Doggen souverän geklärt.

Noch können die Madrilenen nicht zur großen Sturm- und Drangphase blasen. Lille macht das in der jetzigen Phase clever und gewinnt vermehrt die entscheidenden Zweikämpfe in der eigenen Hälfte.

Damit ist die Begegnung in weniger als 15 Minuten vollkommen auf den Kopf gestellt und Atletico in der Not. Patzen die Gastgeber zum zweiten Mal in Serie? Noch bleibt ihnen eine Viertelstunde plus Nachspielzeit.

Der Elfmeter bleibt bestehen und somit erhält Lille die Gelegenheit in Führung zu gehen. Diego Simeone tobt an der Seitenlinie, kann aber keinen Einfluss auf die Entscheidung nehmen.

Der anschließende Freistoß führt zum Elfmeter für Lille! Zhegrova bringt die Kugel aus dem linken Halbfeld an den Elfmeterpunkt. LOSC-Kapitän André geht nach einem leichten Kontakt zu Boden und Schiedsrichter Marco Guida entscheidet direkt auf Strafstoß. Noch wird die Szene vom VAR überprüft.

Axel Witsel vertendelt im Aufbauspiel leichtfertig den Ball und strauchelt in Richtung Boden. Währenddessen legt er geistesgegenwärtig die Hand auf den Ball und verhindert einen gefährlichen Konter.

Antoine Griezmann lässt die erneute Führung liegen. Aus dem linken Halbfeld bringt Julián Alvarez die Kugel mit viel Schnitt zum Tor in den Strafraum. Griezmann hat sich von seinem Gegenspieler davongeschlichen und nimmt die Hereingabe direkt mit der rechten Innenseiter aus fünf Metern Entfernung. Er trifft das Spielgerät aber von unten und knallt die Kugel im hohen Bogen über den Querbalken ins Toraus.

Mit dem ersten Schuss aufs Tor sind die Doggen wieder zurück im Spiel und zwingen Atletico zum Nachdenken. Mal sehen, wie sich dieser Ausgleichstreffer auf den weiteren Spielverlauf auswirkt.

Die Rojiblancos sind weiterhin deutlich überlegen, lassen zur Zeit aber die notwendige Präzision im letzten Drittel vermissen. Exemplarisch legt Rodrigo De Paul am Mittelkreis seinem Gegenspieler die Kugel durch die Beine, spielt im Anschluss aber einen viel zu wilden Ball in die Tiefe, den keiner seiner Mitspieler erlaufen kann.

Eine Statistik, die den aktuellen Status der Partie hervorragend beschreibt ist folgende: Nach 57 gespielten Minuten warten die Doggen weiterhin auf ihren ersten Schuss aufs Tor der Gastgeber.

Diego Simeone ist in seiner typischen Art an der Seitenlinie lautstark unterwegs und peitscht seine Mannschaft weiter an. Der Atleti-Trainer weiß natürlich genau, dass den Gästen nur ein genialer Moment zum Ausgleich genügen würde.

Nach einem Fehlpass im Zentrum spurtet Molina von der rechten Außenbahn in höchstem Tempo zurück und setzt zur Grätsche an. Zwar begeht er ein Foul, es zeigt aber, wie heiß die Spieler der Hausherren unterwegs sind.

Antoine Griezmann nimmt einen Einwurf aus der Luft mit dem linken Fuß volley und verlagert das Spiel mit einem mustergültigen Diagonalball. Technisch gesehen ein überragender Pass.

Die Madrilenen haben von ihrer Gier im Gegenpressing nichts verloren und starten ebenso einsatzfreudig wie vor der Pause in den zweiten Abschnitt.

Lille wagt einen ersten zaghaften Angriff. Mohamed Bayo erläuft einen langen Pass und legt von der linken Außenbahn in den Rückraum, wo Thomas Meunier die Kugel aus der zweiten Reihe aufs Tor drischt. Sein Ball wird zwar zur Ecke abgefälscht, doch die Fahne ist längst oben, da Mohamed Bayo zuvor im Abseits stand.

Bruno Génésio wechselt zur Pause und nimmt den unglücklich agierenden Ousmane Touré vom Feld. Für ihn steht ab sofort Bafodé Diakité auf dem Feld.

Halbzeitfazit:
In einer unterhaltsamen Begegnung geht Atletico Madrid mit einer 1:0-Führung in die Pause. Die Führung hätte aber durchaus höher ausfallen können, wenn Alexander Sørloth eine von gleich mehreren Großchancen genutzt hätte. Die Rojiblancos pressen scharf, suchen schnell den Weg in die Spitze und wirken einfach wacher als die Gäste. Dennoch hat Lille bei nur einem Tor Rückstand immer noch die Gelegenheit, diese Partie zu drehen.

Kurz vor der Pause hat Lille die beste Möglichkeit der Partie. Nach einem langen Diagonalball leitet Mohamed Bayo die Kugel mit dem Kopf auf Zhegrova in den Sechzehner weiter. Der Offensivspieler lässt den Ball einmal aufprallen und zieht das Leder dann mit dem linken Vollspann aus gut neun Metern über den Kasten.

Zum ersten Mal setzt Lille zu einer Art Gegenpressing an und stört die Madrilenen am eigenen Sechzehner. Javi Galán behält jedoch die Ruhe und schießt einen Gegenspieler an - Einwurf Atletico Madrid.

Während die Hausherren fast durchgehend im höchsten Tempo unterwegs sind, braucht Lille in der Offensive oft zu lange für die Entscheidungsfindung. Edon Zhegrova ist zwar ein genialer Fußballer, hat aber durchgehend zwei Gegenspieler auf den Füßen und spielt das Leder nicht selten zu spät ab.

Sobald die Madrilenen in Ballbesitz sind, laufen die LOSC-Spieler nur noch hinterher. Fast immer sind die Gäste einen Schritt zu spät, einfach eine Sekunde zu langsam. Sie können von Glück sprechen, erst ein Gegentor geschluckt zu haben.

Zum wiederholten Male erobert Atletico Madrid im Gegenpressing tief in der gegnerischen Hälfte den Ball. De Paul schaltet blitzschnell um, treibt die Kugel an den Strafraumrand und steckt mit dem rechten Außenrist auf Sørloth durch. Der Angreifer stellt den Körper rein, wird im letzten Moment aber noch abgegrätscht.

Kurze Zeit später bereitet Griezmann eine weitere Torchance herausragend vor. Dieses Mal schlägt der Franzose die Kugel von der rechten Seite mit dem linken Fuß und viel Effet in den Strafraum. Dort lauert Giménez und drückt aus einen Kopfball auf den Kasten. Lucas Chevalier muss seine gesamte Qualität zeigen, um diesen Abschluss aus acht Metern zu parieren.

Wieder lässt Sørloth eine Großchance liegen. Erneut kann er eine Hereingabe vom umtriebigen Griezmann nicht verwerten. Aus dem linken Halbfeld treibt Griezmann das Leder vor sich her, schaut kurz in die Mitte und zirkelt die Kugel mit viel Schnitt in den Strafraum, Sørloth setzt sich gegen seinen direkten Gegenspieler durch, kommt sechs Meter vom Tor entfernt und in zentraler Position an die Kugel, drückt das Spielgerät mit der rechten Innenseiter aber über das Tor.

Seit der 20. Minute nimmt Lille zumindest an der Partie teil und kann eigene Ballbesitzphasen einstreuen. Großartig gefährlich wurden die Gäste aber noch nicht.

Mit gefälligem Kurzpassspiel kombinieren sich die Hausherren kontinuierlich in die gefährlichen Zonen und bedrohten das Tor der französischen Gäste. Es liegt ein zweiter Treffer in der Luft.

Ousmane Touré ist nach seinem Patzer in der achten Spielminute sichtlich verunsichert und stellt eine stetige Gefahr im Aufbauspiel der Gäste dar. Sobald der Champions-League-Debütant an den Ball kommt, schalten die Atleti-Spieler in Ballnähe einen Gang hoch und laufen ihn im höchsten Tempo an.

Antoine Griezmann erhält am Mittelkreis den Ball, dreht sich zum gegnerischen Tor auf und spielt einen genialen Pass zwischen die Innenverteidiger, direkt in den Lauf von Alexander Sørloth. Der Angreifer stürmt frei auf den Kasten von Chevalier, entscheidet sich für den Lupfer und liegt damit falsch. Chevalier erahnt den Versuch frühzeitig und fängt die Kugel locker ab. Das hätte gut und gerne die 2:0-Führung sein können. Stattdessen geht es beim Stand von 1:0 für Atletico Madrid weiter.

Die beiden kurzen Unterbrechungen haben Lille etwas Zeit verschafft, um sich zu akklimatisieren. Damit ist die erste Druckphase der Rojiblancos ein wenig entschärft.

Den folgenden Freistoß aus dem rechten Halbfeld zieht Edon Zhegrova mit viel Schnitt zum Tor auf den Fünfmeterraum. José Giménez passt aber auf, steigt als erster zum Kopfball und klärt zur Ecke.

Nach einem intensiven Zweikampf macht Rémy Cabella einen weiten Ausfallschritt, fasst sich direkt an den hinteren Oberschenkel und muss behandelt werden. So wie es aussieht, muss er schon nach 15 Minuten ausgewechelt werden.

Weiterhin können die Gäste mit Ball am Fuß kaum einen Schritt gehen, ohne dabei einen Atleti-Spieler an den Hacken zu haben.

Bereits beim Abstoß wird Lille von den Madrilenen zugestellt und gerät unter Druck. Früh erobern die Gäste aus einer solchen Situation den Ball, schalten direkt um und erarbeiten sich dadurch einen Freistoß. Rodrigo De Paul versucht es mit einer schnellen Variante, hat aber keinen Erfolg und spielt die Kugel ins Toraus.

Diesen Schock müssen die Gäste natürlich erstmal verarbeiten. Atletico gibt dem LOSC jedoch überhaupt keine Verschnaufpause und sucht weiterhin druckvoll den Weg nach vorne.

Nach einer Ecke von der rechten Seite kommt Alexsandro Ribeiro am Elfmeterpunkt völlig frei zum Kopfball. Unbedrängt wuchtet er das Leder am rechten Pfosten vorbei.

Zielstrebig und schnörkellos suchen beide Mannschaften den Weg in die Spitze. Es entwickelt sich früh im Spiel eine unterhaltsame Begegnung mit mehreren kniffligen Szenen für die Defensivreihen.

Auf der Gegenseite vergibt Sørloth eine Riesen-Gelegenheit. Der Stürmer lauert an der Abseitslinie und eilt von dort einem Zuspiel in die Spitze hinterher. Ohne Gegenspieler vor sich geht er auf Torhüter Chevalier zu, trifft den Ball aber nicht richtig und verzieht das Leder beinahe ins Seitenaus.

Nach 18 Sekunden spritzt Matias Fernandez-Pardo in einen missratenen Pass dazwischen und schließt einen Konter im gegnerischen Sechzehner ab. Mit dem rechten Fuß schlenzt er das Leder am langen Pfosten vorbei ins Toraus.

Lille-Coach Bruno Génésio lässt überraschend seinen besten Angreifer, Jonathan David, auf der Bank. Sowieso zeigt sich der Gäste-Trainer in Wechsel-Laune und lässt im Vergleich zum vergangenen Wochenende nur Chevalier, Meunier und Alexsandro Ribeiro in der Startelf.

Lille gewann zuletzt vier von fünf Gruppenspielen in der Champions League, verlor jedoch sechs der acht vorangegangenen Auswärtspartien in der Königsklasse. Einfacher wird es im Metropolitano auf jeden Fall nicht.

Lille hat nach zwei Spieltagen in der Champions League ebenfalls drei Zähler auf dem Konto. Genau wie Atletico unterlag das französische Team in Lissabon, allerdings bereits am ersten Spieltag gegen Sporting (0:2). Umso beeindruckender war die Reaktion der Doggen am zweiten Spieltag, als Real Madrid mit 1:0 geschlagen werden konnte.

Atletico Madrid rang am ersten Spieltag der Königsklasse RB Leipzig nieder (2:1), ließ sich am darauffolgenden Spieltag jedoch zu Gast bei Benfica Lissabon aus dem Stadion schießen (0:4). In der Liga belegen die Rojiblancos aktuell den dritten Platz und sind nach zehn Spieltagen noch ungeschlagen.