Jugendliche ohne Netz: 24 Stunden offline
von NDR Newcomernews (Ein Medienbildungsprojekt des NDR Landesfunkhauses MV mit Schülerinnen und Schülern.)
49 Millionen Menschen in Deutschland haben ein Smartphone, ihre Zahl wächst seit Jahren immerzu. Wir Deutschen bewegen uns pro Tag durchschnittlich 149 Minuten im Internet. An der Bushaltestelle, auf dem Schulhof, kurz vor dem Schlafengehen - auch Jugendliche sind immer erreichbar. Sie nutzen vor allem Nachrichtendienste, Social Media, Chatprogramme. Eine neunte Klasse vom John-Brinckman-Gymnasium in Güstrow hat ein Experiment gewagt: 24 Stunden offline! Was die Schülerinnen und Schüler erlebt haben, lesen Sie hier:
Wir sind gescheitert! Wir - Alina, Emily, Leoni, alle drei 15 Jahre alt - haben gelernt: Wir können nur wenige Stunden ohne Internet aushalten. Damit sind wir drei von insgesamt 25 Schülerinnen und Schülern, die das Experiment "24h offline" ausprobiert haben, 15 davon haben nicht durchgehalten.
Langeweile hat eine große Rolle gespielt
Es gab viele Gründe dafür, dass wir wieder ins Netz gegangen sind. Wir wollten mit anderen in Kontakt bleiben, immer informiert sein und uns nicht ausgegrenzt fühlen. Aber auch Langeweile hat eine große Rolle gespielt. Wir haben zwar zuerst versucht, uns mit anderen Dingen abzulenken - zum Beispiel mit Fernsehen, Radio, Spielekonsolen, rausgehen, aufräumen und Kuchen backen.
Kein schlechtes Gewissen, wieder ins Netz zu gehen
Aber irgendwann hatten wir einfach nichts mehr zu tun und sind wieder online gegangen. Wir waren sehr gespannt, wie viele Nachrichten wir bekommen würden und was wir so verpasst haben. Wir hatten eigentlich kein schlechtes Gewissen, wieder ins Netz zu gehen. Das Internet gehört zu unserem Alltag, wir nutzen es täglich und für uns ist es nicht mehr vorstellbar, ohne Internet zu leben.
Die andere Seite: Geschafft! 24 Stunden offline
Mir ist aufgefallen, dass ich meine Freizeit während des Selbstversuchs mit Sachen verbracht habe, für die ich vorher nie so viel Zeit gefunden habe, weil ich zu beschäftigt war mit sozialen Netzwerken und Co. Ich habe seit Langem 'mal wieder ein Buch gelesen, mehr mit der Familie geredet und mich an Gesprächen beteiligt.
Offline Verabredungen treffen? Unmöglich!
Ein großer Nachteil war, dass man kaum noch Kontakt zu Freunden und der Außenwelt hatte. Durch WhatsApp kann man sich jederzeit ganz einfach und ohne großen Aufwand mit Freunden verständigen. Ohne diese Kontakte und Gruppen ist es schwierig, sich zu verabreden. Gerade auch für jüngere Menschen ist das Internet für die Schule und Hausaufgaben wichtig, auch um sich zu informieren und sich Wissen anzueignen.
Versuchung, das Experiment abzubrechen, war groß
Ich hatte kein großes Problem, auf das Internet zu verzichten, wenn ich beschäftigt war, obwohl ich es schon an einigen Stellen vermisst habe. Es gab Momente, in denen ich mich zusammenreißen musste, um dieses Experiment durchzuhalten. Die Versuchung, das Experiment abzubrechen, war sehr groß. Besonders schwer fiel es mir bei dem Gedanken daran, dass etwas passiert sein könnte, worüber ich nichts weiß oder jemand mich braucht. Im Nachhinein waren diese Sorgen jedoch unbegründet.
Internet beeinflusst, verändert, prägt den Alltag
Unsere Gruppe, bestehend aus 25 Schülern, hat versucht für 24 Stunden auf das Internet zu verzichten, nur zehn Schüler und Schülerinnen haben es geschafft. Dieses Ergebnis hat mir verdeutlicht, wie stark das Internet uns als Schüler beeinflusst, wie viel es verändert, wie viel davon abhängt - und was Medien und Netzwerke mit jedem Einzelnen machen.
Dieser Artikel ist durch Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Workshops des Medienbildungsprojekts NDR Newcomernews des NDR Landesfunkhauses entstanden.