Digitale Schule: Mehr wissen, weniger schleppen
Neunte Klasse, Biologieunterricht an der Regionalschule am Mühlenberg in Cambs bei Schwerin. Pia und Vanessa sitzen in der vorletzten Reihe und warten. Sie sollten eigentlich was darüber lernen, welchen Einfluss Dünger auf die Umwelt hat. Aber sie warten. Darauf, dass ein Foto lädt.
Digitales Lernen - eine Katastrophe
So geht es ihnen oft. Unterschiedliche Systeme, veraltete Software, kein WLAN - digitales Lernen an der Schule ist hier immer noch eine Katastrophe. Und das, obwohl sich viele Lehrer anstrengen, modernen Unterricht zu machen. "Unser Mathelehrer zum Beispiel gibt sich richtig Mühe und hat gefühlt 10.000 Powerpoint-Folien, wenn's dann aber nicht funktioniert, dann nervt das richtig. Er hat auch immer Videos parat. Damit er uns nicht so lange warten lassen muss, lädt er die Dateien schon vor der Arbeit zu Hause auf einen Stick."
Schulleiterin: "Wir kommen nicht ins Internet"
"Steckdosen, Laptops, Smartboards, Beamer. Technisch gesehen ist alles da. Aber wir können nichts oder nur wenig damit anfangen, weil wir nicht ins Internet kommen", sagt Deutschlehrerin Heike Grimm. "Sobald zwei Klassen im Netz sind, ist es, als würden alle auf der Leitung stehen." Als Schulleiterin kriegt sie den ganzen Frust der Schüler und des Kollegiums ab.
Schule nicht ans Breitband angeschlossen
Auf die Frage, warum es so schwierig ist, in der Schule schnelles Internet zu haben, erklärt der ehrenamtliche Bürgermeister und Lehrer Frank Rainer Müller: "In Cambs sind wir noch nicht an das Breitband angeschlossen, so wie es eigentlich von der Bundesregierung beschlossen worden ist. Zum Zweiten ist das Leitungsnetz in der Schule noch nicht in dem Zustand, wie wir es bräuchten, um Breitband zu verarbeiten. Und wir haben auch eine schlechte WLAN-Konstellation, die wir unbedingt verbessern müssen." Bis zum Ende des Jahres wolle man das Netz in der Schule ausbauen, Computertechnik erneuern und den WLAN-Empfang verbessern.
Weniger schleppen, weniger Papierkram
Wenn sie schnelles Internet in der Schule hätten, sagen Vanessa und Pia, dann könnten sie sich online auch viel Wissen selbst erarbeiten. Sie müssten weniger Bücher schleppen und hätten auch weniger Papierkram. Auf der anderen Seite werden sie durch Handy, Laptop und Co. auch vom Lernen abgelenkt. Und verlernen eventuell, sich Sachen zu merken und ordentlich zu schreiben.
"Schnelles Netz wäre hilfreich"
"Es wäre hilfreich, wenn wir im Unterricht weniger warten müssten und einfach durchstarten könnten. Dann würden wir vielleicht auch mehr Unterrichtsstoff schaffen und müssten weniger zu Hause machen."
Um ihre Zukunftsaussichten machen sich die Schülerinnen im Moment aber keine Sorgen. Sie wissen noch nicht, was sie für den Job später brauchen und wissen müssen. Gut wäre, wenn man in Zukunft von überall auf alles zugreifen könnte. Nur: Dann tauchen wieder neue Probleme auf, nämlich die Frage, wer sonst noch an die Daten herankommt und was passiert, wenn die Daten in die falschen Hände geraten.
Dieser Artikel ist durch Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Workshops des Medienbildungsprojekts NDR Newcomernews des NDR Landesfunkhauses entstanden.