Die Saisoneröffnung der NDR Radiophilharmonie 2023/24
Saisonauftakt mit spanischen Rhythmen: Am 28. September 2023 dirigierte Fabien Gabel. Solist des Abends war der Pianist Javier Perianes, der Manuel de Fallas "Nächte in spanischen Gärten" spielte.
In Hannover dreht der Sommer eine Extraschleife! Zum Auftakt der Sinfoniekonzerte A nahm uns der französische Dirigent Fabien Gabel mit auf eine imaginäre Reise durch Spanien. Der Kuppelsaal wurde zur Bühne für laue Sommernächte, für Bolero, Flamenco und die Eskapaden Don Juans. Passend dazu: Solist war der aus Andalusien stammende Pianist Javier Perianes.
Ravels südländische Hits: "Alborada del gracioso" und Bolero
Schon bei seinem umjubelten Debüt bei der NDR Radiophilharmonie im März 2022 hatte Fabien Gabel mit Musik seiner Landsleute Hector Berlioz und Maurice Ravel einen frankophonen Akzent gesetzt. Ravel war auch im Eröffnungskonzert der Reihe A 2023/24 vertreten, nun aber mit zwei spanisch inspirierten Werken: dem "Morgenlied eines Narren" ("Alborada del gracioso") und dem weltberühmten Bolero. Beide Stücke greifen traditionelle spanische Tanzrhythmen auf, beide dienten ursprünglich als Ballettmusik. Der Bolero ist zudem ein einzigartiges musikalisches Experiment - angelegt als endlose Wiederholungsschleife, in der allein Klangfarbe und Lautstärke für Abwechslung sorgen.
"Don Juan" - der junge Richard Strauss in Hochform
Eröffnet wurde der Abend mit dem Geniestreich eines 24-Jährigen: dem "Don Juan" von Richard Strauss. Für das sinfonische Porträt des legendären Erotomanen aus Sevilla griff Strauss auf Verse Nikolaus Lenaus zurück. Sinnenfreude und Narzissmus schlagen dort am Ende in Lebensüberdruss um. Damit gelang dem jungen Komponisten nichts Geringeres, als seiner Zeit einen Spiegel vorzuhalten - einer von Fortschrittsglauben und Optimismus geprägten Epoche, die die aufkommende Endzeitstimmung nur mühsam kaschierte.
Der andalusische Pianist Perianes lud zu spanischen Nächten
In Andalusien spielen auch Manuel de Fallas "Nächte in spanischen Gärten". Das dreisätzige Stück, halb Tondichtung, halb Klavierkonzert, zählt zu den Meisterwerken des Impressionismus. Selten einmal wurden mediterrane Sinneseindrücke - Bilder, Gerüche, Geschmäcker - derart überzeugend in musikalische Form gebracht. Ein Pflichtprogramm für einen Pianisten wie Javier Perianes, der selbst aus dem südspanischen Huelva stammt. De Falla hat der vielfach ausgezeichnete Künstler (Gramophone Award, ICMA Artist of the Year) auf CD gebannt, wie auch viele andere Komponisten: Schubert, Ravel, Debussy, Bartók. Gerade seine de Falla-Einspielung aber ließ die Kritiker schwärmen: "eine Referenzaufnahme", befand das Rondo-Magazin und nannte Perianes einen "Meister des Geheimnisvollen".