Poetisch. Werke von Mendelssohn in Konzert und Gespräch
Das wird poetisch: Der Erste Gastdirigent der NDR Radiophilharmonie präsentiert Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy - dirigierend und im Gespräch mit Friederike Westerhaus.
Nein, vom Himmel gefallen ist noch kein Künstler. Auch ein Ausnahmetalent wie Felix Mendelssohn Bartholdy nicht. Dass Lernfähigkeit und Selbstkritik zur Begabung treten müssen, belegen drei Werken, die allesamt aus Mendelssohns Jugendzeit stammen: eine Sonate, eine Sinfonie und eine Ouvertüre. Wie sich aus der Flut von Ideen und der Orientierung an Vorbildern allmählich der reife Künstler schälte, das werden Jörg Widmann - Erster Gastdirigent der NDR Radiophilharmonie - und Friederike Westerhaus im gemeinsamen Gespräch erkunden.
Geniale Frühwerke
Dabei ist Widmann nicht nur als Mendelssohn-Bewunderer und Experte zu erleben, sondern auch als Klarinetten-Solist und Musikpraktiker: Einen Satz der frühen Klarinettensonate hat er für Orchester arrangiert – Musik, in der die gesanglichen Fähigkeiten seines Instruments wunderbar zum Ausdruck kommen. Etwa zeitgleich zu dieser Sonate, mit gerade einmal 15 Jahren geschrieben, legte Mendelssohn nach 12 Streichersinfonien sein erstes großes Orchesterwerk vor. Natürlich lugen Haydn und Beethoven aus dieser Sinfonie Nr. 1 noch hinter vielen Takten hervor. Und doch ist hier schon die ganze Persönlichkeit des jungen Mannes spürbar.
Ein neues Genre
Was der junge Mendelssohn nun noch brauchte, war eine Horizonterweiterung. Und die bekam er auf seinen großen Europareisen, deren erste ihn auf die britischen Inseln führte. Schottlands rauer Westen inspirierte ihn zu einem Werk, das Musikgeschichte schreiben sollte: die "Hebriden"-Ouvertüre. Mit der Ausarbeitung dauerte es bis 1833, aber dann begründete das Stück ein neues musikalisches Genre: die Konzertouvertüre, in der konkrete Bilder, Stimmungen und Form zu einem kompakten Ganzen verschmelzen. Spätestens jetzt hatte Mendelssohn seinen eigenen Weg gefunden.