3D-Rendering glühender Datenwellen © picture alliance / Westend61 Foto: Serjunco
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AUDIO: Musik und Rausch - von Risiken und Nebenwirkungen (6 Min)

Musik und Rausch - von Risiken und Nebenwirkungen

Stand: 02.09.2024 13:20 Uhr

Eine neugierige Frage zu Beginn. Wann waren Sie das letzte Mal so richtig berauscht? Und vor allem: wovon? Am Ende vielleicht sogar von Musik?

von Franziska von Busse

Ob Claude Debussys berühmtes "Claire de Lune" wirklich unter dem Einfluss von Absinth entstanden ist, weiß niemand so genau. Fest steht aber, dass Debussy ein Freund der "Grünen Fee" war. Außerdem interessierte er sich lebhaft für die rauschhafte Seite der Musik, etwa für die Riten verschiedener Naturvölker. Oder - wie auch sein Kollege Maurice Ravel - für den antiken Dyonysoskult: Mit ekstatischen Tänzen wird hier dem Gott des Weines und der Fruchtbarkeit gehuldigt. Das stellt Ravel in seinem Ballett "Daphnis et Chloe" dar.

Fruchtbarkeit, Musik, Tanz und Ekstase

Einer der berühmt-berüchtigtesten Tanztheater-Schocker aller Zeiten ist "Le Sacre du Printemps" - "Das Frühlingsopfer" von Igor Strawinsky. Eine junge Frau tanzt sich erst in Trance, dann zu Tode: als Opfer für die Gemeinschaft an die Götter der Natur. Allerdings sollte man hier die Packungsbeilage lesen. Denn was im Ballett als Höhenflug geschildert wird - wenngleich mit barbarischen Vorzeichen, das soll in Wahrheit ein Absturz gewesen sein. Der Schriftsteller Jean Cocteau, ein Freund von Igor Strawinsky, war sich jedenfalls sicher: Diese Musik orchestriert die Schrecken eines kalten Entzugs!

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Nachdenkliche Frau hört Musik in Neonfarben © photocase.de Foto: Addictive Stock

NDR Kultur Neo: Im Rausch der Klänge

Von Bach über Jazz-Helden bis hin zu Festival-Beats: Von montags bis freitags ab 22.35 Uhr finden in dieser Sendung unterschiedlichste Genres zu einem organischen Fluss zusammen. mehr

Musik und Drogen in Wechselwirkung

Die Musik und Drogen - Drogen und Musik: Das ist ein komplexes Netz von Wechselwirkungen - immer schon gewesen. Man denke nur an den so illustren wie unheimlichen "Club 27" von Musikerinnen und Musikern, die alle mit 27 Jahren gestorben sind - zum Teil an Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Zu den prominentesten Mitgliedern im Club 27 gehören neben Soul-Sängerin Amy Winehouse zum Beispiel auch Grunge-Legende Kurt Cobain, Rock- und Blues-Sängerin Janis Joplin, The-Doors-Frontmann Jim Morrison oder der Wiener Liederkomponist Alexander Krakauer.

Musik und Rausch scheinen einander zu bedingen. Sei es, dass Musik im Rausch entsteht, im Rausch besonders intensiv erlebt wird oder auch selbst wie eine Droge wirkt. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, was eigentlich sowieso jeder weiß: Auch Musik kann das Gehirn stimulieren und Glückshormone ausschütten. Nur welche Musik diesen Effekt auslöst, das ist von Testperson zu Testperson sehr unterschiedlich.

Franzwein für Kirchenmusik, Burgunder für ernste Opern

Und natürlich gibt es auch das: die richtige Droge zur richtigen Musik. Ecstasy und Techno. Reggae und Haschisch. Heroin und Punk. Alkohol und Schlager. Free Jazz und Kokain. Psychedelic Rock und LSD. Der Dichter, Maler und Komponist E.T.A. Hoffmann empfahl übrigens: "bei der Kirchenmusik alte Rhein- und Franzweine, bei der ernsten Oper sehr feine Burgunder, bei der komischen Oper Champagner, bei Kanzonetten italienische feurige Weine".

Allerdings ist all das nicht zur Nachahmung empfohlen! Immerhin geht es auch ohne Zusatzstoffe: Mit Musik allein lässt sich nahezu jede Ekstase, jedes Delirium zumindest nach- oder miterleben. Von der religiösen Entrückung bis zur wilden Party-Orgie, von Traumverlorenheit bis Temporausch, von Mordlust bis Liebeszauber, vom Freudentaumel bis hin zur wütenden Raserei.

Suchtgefahr bei Musik und der Rausch der Liebe

Auch der Musik-Konsum kann süchtig machen - nach Rhythmen und Harmonien, nach Melodien und Klangfarben, nach Wummern im Bauch, Klingeln in den Ohren, Ziehen in der Brust und Swing im ganzen Körper, nach außer-sich-Geraten und völlig-bei-sich Sein, nach scharfen Dissonanzen oder nach der ganzen großen "Fülle des Wohllauts". So hat es auch Thomas Mann in "Der Zauberberg" beschrieben: "Ich übermache Ihnen den ganzen Zauber zu freier Lust, empfehle ihn aber dem Schutze des Publikums. Wollen wir mal probeweise eine erbrausen lassen?"

Und dann gibt es da noch den Liebesrausch. Um den geht es im Saisoneröffnungskonzert der NDR Radiophilharmonie, das unter dem Titel "Rausch" am Freitag, 6. September 2024 im hannoverschen Kuppelsaal stattfindet. Zusammen mit Stanislav Kochanovsky lotet die NDR Radiophilharmonie die Vielfalt menschlicher Emotionen aus. Das berühmteste Liebespaar der Weltliteratur, Shakespeares Romeo und Julia, gibt sich ebenso die Ehre wie das Liebespaar der Oper überhaupt: Tristan und Isolde. Dazu ein Werk Skrjabins, das in allen Farben der Ekstase schillert. Der gesamte Abend ist ein Bad in orchestralen, rauschhaften Klangzuständen.

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Stanislav Kochanovsky, Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie © NDR Foto: Evelyn Dragan

Rausch. Stanislav Kochanovsky mit Werken von Prokofjew, Wagner und Skrjabin

Der neue Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie hat die Saison 2024/25 mit Werken von Prokofjew, Wagner und Skrjabin eröffnet. mehr

 

Dieses Thema im Programm:

NDR Radiophilharmonie | Das Konzert | 06.09.2024 | 20:00 Uhr

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