Concerto. Dejan Lazić spielt Bach im barocken Ambiente
Der Pianist Dejan Lazić ist mit Bach-Musik in der Galerie in Herrenhausen in Hannover zu Gast. Außerdem auf dem Programm: Telemann und Avison. Die Leitung hat Jan Willem de Vriend.
Schon im 18. Jahrhundert stritten Komponist:innen für einen europäischen Kontinent ohne nationale Begrenzungen. Ihr Musiktransfer betraf nicht nur Sänger:innen und Instrumentalist:innen, sondern auch Stile, Gattungen und Trends. Italienische Geiger machten in London und Dresden Furore, in Hamburg tanzte man à la française. Nachzuhören ist dies im zweiten Barockkonzert der Saison. Für zusätzliches internationales Flair sorgen der kroatische Pianist Dejan Lazić und niederländische Dirigent Jan Willem de Vriend.
Italienisches bei den Bachs
Im Vergleich zu vielen ihrer Kolleg:innen waren die Bachs regelrechte "Stubenhocker": Weder Johann Sebastian noch Wilhelm Friedemann kamen jemals über den mittel-ostdeutschen Raum hinaus. Gleichwohl interessierte sie brennend, was andernorts in Mode war. So stürzte sich Vater Johann Sebastian geradezu auf alles Neue aus Italien und schrieb einige davon hörbar inspirierte Konzerte. Und zur neuen Gattung Sinfonie trug Sohn Friedemann ein spektakuläres, vor innerer Spannung berstendes F-Dur-Werk bei.
Ein Hauch von ESC mit Scarlatti und Telemann
Auch in England registrierte man genau, was sich auf dem Kontinent so tat. Der Geiger Charles Avison verblüffte das Londoner Publikum 1744 mit einem musikalischen Cocktail, den er aus gleich zwei Neuheiten mixte: Cembalosonaten des Wahlspaniers Domenico Scarlatti, umgearbeitet zu Concerti grossi für Orchester. Und in Telemanns B-Dur-Ouvertüre kommt es sogar zum "Wettstreit" um Europas Musikthron, wenn "französische" Oboen und "italienische" Geigen zum musikalisch-stilistischen Duell gegeneinander antreten.