Rückblick auf 2018: Klassik Open Air mit Mozarts "Don Giovanni"
So viele Menschen wie noch nie haben im Sommer 2018 das NDR Klassik Open Air besucht: Insgesamt 44.000 Zuschauer verfolgten Mozarts "Don Giovanni" in Hannover - vor der Bühne und im Park.
Wenn überragende Stimmen und bezaubernde Musik in Hannovers Maschpark erklingen, dann ist Klassik Open Air. Mozarts "Don Giovanni" stand diesmal auf dem Programm - und hat die Menschen begeistert: Mit insgesamt 44.000 Zuschauern verfolgten so viele wie noch nie das NDR Klassik Open Air auf den Plätzen vor der Bühne und im Park.
Opernfans trotzen den frischen Temperaturen
Bereits zur Generalprobe am Donnerstag waren 25.000 Menschen in den Maschpark gekommen, wo die Oper live auf zwei Leinwänden übertragen wurde. Hinzu kamen gut 2.000 Opernfans vor der Bühne. Zur großen Aufführung am Sonnabend waren ebenfalls alle 2.000 Plätze auf den Tribünen belegt - und es strömten noch einmal 15.000 Zuschauer und Zuhörer in den Park, obwohl es am Abend recht frisch wurde.
Fertmann: "Hoch beeindruckt vom Publikum"
"Ich bin völlig sprachlos, dass so viele in den Park gekommen sind", sagte Marlis Fertmann, Ideengeberin des NDR Klassik Open Air. "Alle haben sich gut vorbereitet, kommen mit Decken, haben sich warm angezogen. Das finde ich wirklich besonders an Hannover - die Leute jammern nicht, sondern sagen: 'Wie schön, dass es heute trocken ist'. Ich bin hoch beeindruckt."
Marmor: "Die Spielfreude steckt an"
Wegen der Temperaturen wurden auf der Bühne unter anderem Heizpilze aufgestellt, denn "sowohl die Stimmen als auch die Instrumente leiden unter der Kälte", wie Fertmann erklärte. Die international gefeierten Gesangssolisten und die Musiker der NDR Radiophilharmonie mit ihrem Chefdirigenten Andrew Manze ließen sich jedoch nicht anmerken, dass sie plötzlich mit deutlich niedrigeren Temperaturen zurechtkommen mussten. "Die NDR Radiophilharmonie hält das Ganze wunderbar zusammen", sagte Lutz Marmor, Intendant des NDR. "Und die Spielfreude von Andrew Manze steckt einfach an - die der Sängerinnen und Sänger ebenso. Das lässt einen dann auch zwischendurch die Kälte vergessen."
Sänger von Weltklasse-Format
"Umwerfend" seien die Opernstars und ihr Stimmvolumen, lobte auch Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok. "Und das bei einer Open-Air-Veranstaltung. Man kann das immer gar nicht glauben. Ein fantastisches Stück." Musikalisch wurde an diesem Abend in der Tat Weltklasse geboten: Allen voran brillierten Ludovic Tézier und Luca Pisaroni als Don Giovanni und Leporello. Dass beide bereits ein eingespieltes Duo sind, merkte man sofort an der lebendigen Verve ihres großartigen Miteinanders. In den Rezitativen ergänzten sie sich perfekt. Tézier verkörperte mit Leidenschaft Don Giovannis Respektlosigkeit und kalte Eroberungsgier, die buchstäblich über Leichen geht. Stimmlich wechselte er meisterhaft vom erfahrenen Verführer zu unverfrorener Gewalt und Maßlosigkeit - eine übersprühende Champagnerarie vom Feinsten - bis zum finalen Moment der Verzweiflung.
Starke Charaktere und mitreißende Arien
Mit viel Humor und Lust am Spiel brachte Luca Pisaroni als Leporello dessen Zwiespalt zwischen treuem Diensteifer, Bewunderung und entrüstetem Missmut auf die Bühne und begeisterte nicht allein mit seiner bravourösen Registerarie. Auch privat ein Paar, zeigten Ludovic Tézier und Cassandre Berthon (Zerlina) im Duett "Là ci darem la mano" große Gefühle. Keck und spritzig bot Berthon als Zerlina ihrem Masetto (gesungen von Krzysztof Baczyk) die Stirn. Neben einer energischen Donna Elvira (Jennifer Holloway) sang sich Malin Byström als Donna Anna mit einem wunderbar ausdrucksstarken Sopran in die Herzen der Zuhörer. Ihr Gegenüber Paolo Fanale als Don Ottavio konnte mit seiner klaren, sensiblen Tenorstimme vorab schon so für sich gewinnen, dass die ursprünglich nicht vorgesehene Arie "Dalla sua pace" nachträglich wieder aufgenommen wurde - und der Beifall war ihm sicher.
Manze als souveräner Operndirigent
Mit viel Energie und Witz leitete Andrew Manze die NDR Radiophilharmonie und ließ sie zum flexiblen und dynamischen Partner der Sängersolisten werden. Auch als Operndirigent bewies er große Souveränität: Durch seine Liebe zum Detail und sein tiefes Verständnis der Musik Mozarts kreierte er für das NDR Klassik Open Air eine ganz besondere Aufführung des Mozartschen Meisterwerks.
Die Oper aller Opern und das bis heute beliebteste und bekannteste Werk von Wolfgang Amadeus Mozart hat das Publikum mitgerissen. Nach dem schaurig-düsteren Finale, bei dem der NDR Chor noch einmal einen großen Auftritt hatte, wurden alle Beteiligten mit Beifallsstürmen im stimmungsvoll beleuchteten Maschpark gefeiert.