Shai Maestro Trio

Shai Maestro Trio © Jean-Baptiste Millot
Das Shai Maestro Trio spielte im Oktober 2015 im Rolf-Liebermann-Studio und befanden: "absolutely magical".
Shai Maestro im Interview

Als Pianist im "Avishai Cohen Trio" wurde Shai Maestro weltbekannt. Im eigenen Trio setzt er seine Reisen um den Globus fort – und erforscht dabei Neuland zwischen Klavier, Bass und Schlagzeug.

Shai, eines Ihrer Alben heißt "Road to Ithaca" Das erinnert an einen legendären Reisenden, der aus Ithaka stammte. Ist ihr Leben auf Tournee eine Odyssee?

Shai Maestro: Als ich das erste Mal von Zuhause aufbrach, gab mein Vater mir ein Gedicht mit diesem Titel mit. Es handelt davon, dass der Weg das Ziel ist. Das heißt auch, dass man besser in der Gegenwart lebt. Wenn ich zum Beispiel darüber nachdenke, was ich gleich alles noch sagen will, dann verpasse ich dabei das Gespräch, das wir jetzt führen wollen.

Sie kommen aus Israel, wo die Jazzszene seit ein paar Jahren aufblüht…

Maestro: ...da sind Hochschulen und Clubs entstanden. Und noch wichtiger: Es gibt jetzt Musiker in Israel, die als Vorbilder dienen, die man live sehen und mit ihnen reden kann. Das ist wichtig.

Und wie kamen Sie selbst zum Jazz?

Maestro: Israel ist wie ein großer Salat, ein Gemisch aus allen möglichen Kulturen: mit Immigranten aus Polen, Südamerika, Nordafrika und so weiter. Es gibt nicht den einen National-Stil wie etwa den Flamenco in Spanien. Als ich in der Gegend von Tel Aviv aufwuchs, suchte ich eine musikalische Heimat. Ich fand sie im afro-amerikanischen Jazz. Das hatte niemand so geplant. Aber ich fand darin so viel "Chuzpe" wieder: Wayne Shorter ist ein Bilderbuchbeispiel für Chuzpe: Ständig bricht er die Regeln, verändert seine eigenen Kompositionen, liebt das kreative Chaos.

Und worin äußert sich "Chuzpe" im Shai Maestro Trio?

Maestro: Es gibt heute so eine Photoshop-Kultur: Alles ist am Computer geschönt, wie das makellose Bild eines Models. Aber meine Lieblingsplatten höre ich, weil ich darauf die Menschen hören kann: nicht eine optimierte Werbebotschaft, sondern Art Tatum selbst! Ich will selbst in meiner Musik zu hören sein. Inklusive des Risikos, Fehler zum machen.

Das Interview führte Tobias Richtsteig.

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