Elim Chan & Steven Isserlis
Dirigentin Elim Chan gibt ihr Debüt beim NDR Elbphilharmonie Orchester am 3. April mit Werken von Haydn, Lutosławski und Koide. Haydns Cellokonzert C-Dur wird interpretiert von Star-Cellist Steven Isserlis.
Elim Chan: "Wunder an Kontrolle und Verständnis"
"Ich will Interaktion, ich will, dass die Leute etwas fühlen, ich will, dass sie Fragen stellen", erklärte Elim Chan in einem Interview. Die in Hongkong geborene Dirigentin gehört derzeit zu den gefragtesten Musikerinnen ihrer Generation.
So widmete ihr der Wiener Musikverein in der Saison 2022/23 eine dreiteilige Porträtreihe. Und nach Elim Chans Debüt beim Boston Symphony Orchestra 2022 schrieb die Presse euphorisch von einem "Wunder an Kontrolle und Verständnis".
Koide: Seide und hauchfeiner Regen
Für ihr Debüt beim NDR Elbphilharmonie Orchester hat die junge Dirigentin ein Werk im Gepäck, das sie im Sommer 2023 mit dem BBC Symphony Orchestra aus der Taufe hob. Es ist das Stück "Swaddling Silk and Gossamer Rain" ("Umwickelnde Seide und hauchfeiner Regen") der japanischen Komponistin Noriko Koide. Von fernöstlicher Gamelan-Musik inspiriert, zeichnet sich Koides Musik durch zarte musikalische Formen und oft ungewöhnliche Orchestrierung aus. So scheinen auch in diesem atmosphärisch dichten Stück im Hintergrund Wellen zu rauschen und sich Pfützen zu bilden.
Haydn virtuos
Im Konzert hat Elim Chan einen Musiker an ihrer Seite, der als einer von nur zwei lebenden Cellisten in die Gramophone Hall of Fame aufgenommen wurde und immer wieder mit seinem Ur-Musikertum fesselt: Steven Isserlis. Er spielt Joseph Haydns lange verschollenes Cellokonzert C-Dur, in dem sich spätbarocke Feierlichkeit mit dem Virtuosentum der Wiener Klassik vereint. Hinter der eleganten Leichtigkeit des Konzerts verstecken sich nämlich hochanspruchsvolle Passagen, die dem Solisten einiges an Fingerfertigkeit abverlangen.
Lutosławski: Volksliedmelodien und neue Klangfarben
Auch im "Konzert für Orchester" des polnischen Komponisten Witold Lutosławski verschmelzen verschiedene Stile miteinander. In einer Zeit, in der Stalin in der Kunst den Ton vorschrieb, griff Lutosławski auf barocke Satzformen und Volksliedmelodien aus den Masuren zurück. In Anlehnung an Béla Bartók benutzte er diese Folklore für seine gleichzeitige Zuwendung zur Atonalität – und vollbrachte so das Wunder, unter dem Deckmantel der Anpassung aufregend neue Klangfarben zu finden.