Karina Canellakis & Kian Soltani
Wider den Krieg: Cellist Kian Soltani und Dirigentin Karina Canellakis führen am 11. und 14. Januar 2024 mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester Britten, Schostakowitsch und Beethoven auf.
Canellakis: Steile Karriere
Karina Canellakis, derzeitige Chefdirigentin des Netherlands Radio Philharmonic Orchestra, hatte einst einen bekannten Ratgeber: Sir Simon Rattle ermutigte die Violinistin zum Dirigieren. Es war der Startschuss für eine steile Karriere. 2019 leitete sie als erste Frau überhaupt das Eröffnungskonzert der BBC Proms und in der Saison 2023/24 ehrt der renommierte Wiener Musikverein die Dirigentin als Artist in Residence. Im Januar 2024 kehrt Karina Canellakis nun zum NDR Elbphilharmonie Orchester zurück, bei dem sie bereits 2020 ihr Debüt gab. Das Programm, das die US-amerikanische Dirigentin griechisch-russischer Abstammung für diesen Anlass erstellte, ist von einem tiefen Friedenswunsch beseelt.
Britten: Totenmesse zum Jubiläum
Musik kann sehr politisch sein - das erfuhr die japanische Regierung, als sie 1940 bei verschiedenen Komponisten Werke in Auftrag gab, um das 2600-jährige Bestehen des japanischen Kaiserreichs zu feiern. Benjamin Britten war einer der Angefragten. Doch mitten im Zweiten Weltkrieg stand ihm nicht der Sinn nach Verherrlichung. Er komponierte eine Totenmesse für Orchester, die "Sinfonia da Requiem" op. 20. Der New York Sun erzählte der überzeugte Pazifist: "Ich mache sie so kriegsgegnerisch wie nur möglich".
Abrechnung und Kampfansage
Dmitrij Schostakowitsch wiederum holte mit seinem Violoncellokonzert Nr. 1 von 1959 zur Abrechnung mit dem Terrorregime Stalins aus. Ständig wechselnde Rhythmen prägen seine Komposition, die Pauke und das Horn geben die Gegenspieler zum Cello. Dem berühmten Cellisten Mstislaw Rostropowitsch gewidmet, kann Kian Soltani insbesondere beim hochvirtuosen Finale sein Können präsentieren. Das Gramophone Magazine beschrieb das Spiel des jungen Österreichers als "reine Perfektion - Soltani hat alle Fähigkeiten, um konsequentes Kritikerlob zu erwerben". Den Abschluss im Programm macht Ludwig van Beethovens tänzerisch übermütige Sinfonie Nr. 7. Richard Wagner nannte sie gar eine "Apotheose des Tanzes". Wer Beethoven politisch lesen will, kann seine Siebte jedoch auch als Kampfansage an den lange bewunderten Napoleon deuten.