James Gaffigan & Vadim Gluzman in Lübeck
Zu Gast in Lübeck: James Gaffigan debütiert beim NDR Elbphilharmonie Orchester und kommt am 24. Januar auch nach Lübeck. Violinist Vadim Gluzman gesellt sich für Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 2 dazu.
Morgendämmerung an der Moskwa
James Gaffigan ist mit Mitte vierzig bereits Musikdirektor von zwei bedeutenden Opernhäusern: der Komischen Oper in Berlin und des Palau de les Arts Reina Sofía in Valencia. Für sein Debüt beim NDR Elbphilharmonie Orchester setzt der US-amerikanische Dirigent dramatische Bühnenmusik aufs Programm. Gaffigan eröffnet das Konzert mit dem Beginn von Modest Mussorgskys Oper "Chowantschtschina". Die ist ein düsteres Sittengemälde des zaristischen Russlands, doch die Introduktion nannte der Komponist noch ganz idyllisch "Morgendämmerung an der Moskwa": Aufstrebende Streicherklänge gehen in sanfte Flötentöne über, zu denen sich nach und nach weitere Bläser hinzugesellen.
Beethoven und Haydn: Leidenswege
Noch zwei weitere Werke aus Gaffigans Programm haben Bühnenbezug: Ludwig van Beethoven schrieb seinen "Egmont" als Schauspielmusik zu Goethes gleichnamigem Trauerspiel. Die Ouvertüre wird im Konzert häufig separat aufgeführt. Und auch bei Joseph Haydns Sinfonie f-Moll Nr. 49 wird vermutet, dass sie ursprünglich als Bühnenmusik diente. Ihren Beinamen "La passione" erhielt sie später wegen ihres düster aufgewühlten Ausdrucks. Wegen der fast bedrückenden Intensität des Werks wird zudem oft die Verbindung zu persönlichen Schicksalsschlägen des Komponisten gezogen. In jedem Fall schuf Haydn mit seiner Nummer 49 sein vielleicht finsterstes und leidenschaftlichstes Werk, so dass der Vergleich zum Leidensweg Christi schnell gefunden war.
Schostakowitsch: Note für Note herausgepresst
Gemeinsam mit dem ukrainisch-israelischen Violinisten Vadim Gluzman bringt das NDR Elbphilharmonie Orchester außerdem Dmitrij Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 2 auf die Bühne. Der Komponist schrieb dazu: "Sehr langsam und nur mit Mühe, indem ich Note für Note aus mir herauspresse, schreibe ich ein Violinkonzert." Schostakowitsch, noch von einem Herzinfarkt gezeichnet, schuf auf diese Weise ein genauso eindringliches wie abstraktes und auf das Wesentliche reduziertes Werk. Es blieb sein letztes Solokonzert.