Herzog Blaubarts Burg & Bartók-Klavierkonzert
Krönender Abschluss des Festivals "Kosmos Bartók": Igor Levit interpretiert das dritte Klavierkonzert; das NDR Elbphilharmonie Orchester spielt "Herzog Blaubarts Burg" unter der Leitung von Alan Gilbert.
Vollends erfüllt: Zwei Höhepunkte aus Bartóks Schaffen
Für viele gilt das dritte und letzte Klavierkonzert - kurz vor dem Tod des Komponisten im Jahr 1945 entstanden - als Summe von Bartóks Schaffen. Der bestechend schöne, schlichte, melodische Beginn des Werks gibt die Richtung vor: "Es hat ein wunderbares inneres Gleichgewicht, ist voll Humor, in sich vollends erfüllt", beschrieb der amerikanische Pianist György Sándor das dritte Klavierkonzert.
Seelenkrimi im Konzertsaal: "Herzog Blaubarts Burg"
Humor und Schlichtheit sind - im Kontrast zur ersten Konzerthälfte - dann nicht unbedingt die geeigneten Stichworte, um Bartóks 1911 komponierte Oper "Herzog Blaubarts Burg" zu beschreiben. In diesem symbolistisch-expressionistischen Seelenkrimi für einen Bariton, eine Mezzosopranistin und Orchester fuhr der Komponist dafür die ganze Palette seiner überragenden musikalischen Kolorierungs- und Charakterisierungskunst auf. Eine finstere Burg mit geheimnisvollen Kammern ist der Schauplatz der Handlung.
Judith bringt den alleinstehenden Hausherrn mit ihrem Charme dazu, eine verschlossene Tür nach der anderen zu öffnen: erst die Folterkammer, dann Waffenkammer, Schatzkammer, Zaubergarten, Das weite Land, Den See der Tränen - und schließlich die Kammer mit seinen früheren Frauen. Aus jeder der Türen fällt ein farbiger Lichtstrahl, der das Dunkel der Burg weiter erhellt - von Bartók mit eindrucksvollen Orchesterklängen geschildert. Auch Herzog Blaubart wird von der Dame zunehmend in seinem dunklen, verschlossenen Wesen geknackt. Doch am Ende scheitert die Öffnung zum Neuen: "Nacht bleibt es nun ewig", singt Blaubart, nachdem Judith seinen vorherigen Frauen in die Kammer folgen musste.