Die Akademie - eine Investition in die Zukunft
Was genau bietet die Akademie des NDR Sinfonieorchesters ihren Stipendiaten?
Rocholl: Die Stipendiaten nehmen an Proben, Konzerten, Aufnahmen und Konzertreisen teil; ihnen wird ein Mentor aus der instrumentalen Fachgruppe zur Seite gestellt, der sie betreut, berät und ihre Tätigkeiten koordiniert; sie bekommen Einzelunterricht (orchesterspezifisch, aber durchaus auch solistisch) vor allem beim Mentor, aber auch bei anderen Musikern der Fachgruppe, an die sie der Mentor vermitteln kann, z. B. wenn ein Kollege für ein bestimmtes Stück als besonders erfahren gilt o. Ä. (diesen Unterricht geben die Mitglieder des NDR Sinfonieorchesters wie gesagt ehrenamtlich).
Und natürlich erhalten die Akademisten ein Stipendium, das es ihnen ermöglicht, ihren Lebensunterhalt ohne sachfremde Nebenjobs zu bestreiten. Sie können sich in diesem Jahr also vollständig auf ihre Tätigkeiten in der Akademie und ihre Ausbildung konzentrieren.
Franz: Im Vergleich zu anderen Orchesterakademien in Deutschland sind wir sogar noch ein wenig breiter gefächert aufgestellt: Neben dem erwähnten Angebot für die Stipendiaten ist auch das NDR Jugendsinfonieorchester Bestandteil der Akademie. Es hatte seinen ersten Auftritt im Rahmen der Opening Night am 7. September unter der Leitung von Thomas Hengelbrock und wird zukünftig zu zwei bis drei Projekten im Jahr zusammenkommen. Dieses Orchester fördert schon in einem sehr frühen Stadium besonders begabte Jugendliche, etwa solche, die bei "Jugend musiziert" erfolgreich waren oder in den führenden norddeutschen Jugendorchestern musizieren.
In unserem Jugendsinfonieorchester spielen aber auch Studenten norddeutscher Musikhochschulen mit – und eben die Stipendiaten unserer Akademie, die hier die Position der Stimmführer übernehmen und sich damit auch an eine solche Rolle schon einmal gewöhnen können.
Rocholl: Zum Angebot der Akademie gehören daneben Meisterkurse, die wir organisieren werden – entweder mit Gastsolisten des NDR Sinfonieorchesters oder etwa, wie in naher Zukunft, mit einem unserer beiden Konzertmeister. Eine wichtige Rolle wird darüber hinaus die Kammermusik spielen, sowohl im Unterricht als auch im Konzert. So wird in der Kammermusikreihe des NDR Sinfonieorchesters bald auch ein Platz für ein Kammerkonzert unserer Stipendiaten reserviert sein.
Was sind Ihre Aufgaben als Vorstand der Akademie?
Rocholl: Wir nehmen – neben den Mitgliedern der jeweiligen Fachgruppen – die Probespiele ab; wir halten die Verbindung zum NDR, d. h. wir besprechen die Belange der Akademie mit der Leitung des NDR Sinfonieorchesters; wir sind über die Mentoren hinaus Ansprechpartner für die Akademisten; wir koordinieren und planen Projekte und wir setzen uns regelmäßig zusammen, um Ideen zu entwickeln, wie man die Akademie nach vorne bringen kann oder Sponsoren akquirieren kann.
Franz: Von den 5 Mitgliedern des Vorstands sind drei übrigens auch Mitglieder in wichtigen Gremien des NDR Sinfonieorchesters: Jens Plücker ist zugleich Vorstand des Orchesters, Katharina Kühl und ich selbst sind gleichzeitig im Orchesterrat – so halten wir die Schnittmenge mit den Angelegenheiten des NDR Sinfonieorchesters immer groß.
Welche Wünsche haben Sie in Hinblick auf die Zukunft der Akademie und wie kann man helfen, diese zu verwirklichen?
Franz: Neben den verschiedenen Workshops, Meisterkursen und Seminaren, die wir organisieren wollen, würden wir uns wünschen, künftig außerdem noch Akademieplätze für Bläser und Schlagzeuger anbieten zu können. Weil dies natürlich auch mit einem finanziellen Aufwand verbunden ist, freuen wir uns immer sehr über Zuwendungen von außen!
Das heißt, jeder der in eine adäquate und vielfältige Ausbildung des musikalischen Nachwuchses und somit letztlich in die Zukunft der Orchesterlandschaft investieren möchte, ist herzlich eingeladen, Mitglied unseres Vereins zu werden. Man kann uns auch gelegentlich mit einer Spende unterstützen, vielleicht sogar ein komplettes Stipendium eines Akademisten finanzieren. Da gibt es sicher keine Grenzen.
Das Gespräch führte Julius Heile.
- Teil 1: Teil 1: Über Anfangsschwierigkeiten und Starthilfen
- Teil 2: Teil 2: Herausforderungen, Aufgaben und Wünsche
