Stationen: Stockhausen & Rihm | Internationales Musikfest
Internationales Musikfest Hamburg am 3. Juni: Zentrale akustische und elektronische Werke von Stockhausen stehen am ersten Abend des zweiteiligen Stockhausen-Rihm-Schwerpunkts auf dem Programm.
Stockhausen und Rihm
Karlheinz Stockhausen - und Wolfgang Rihm? War da was? Und ob. Im Frühsommer 1972 ist Rihm fertig mit der Schule, ein Staatsexamen für Komposition und Musiktheorie hat er auch in der Tasche. Rihm ist gerade Zwanzig, das Ziel ist klar: Komposition studieren. Und dafür kommt nur Stockhausen in Köln in Frage. Der antwortet höflich, lädt ein, macht aber schriftlich gleich einmal seine Vorbehalte deutlich. Es müsse "klar sein, dass Sie wenigstens zwei Jahre nichts anderes vorhaben. Sonst gehen Sie besser woanders oder nirgendwohin. Freundlich grüßt Sie K. Stockhausen".
Elektronische Kompositionen und ungewöhnliche Besetzung
Rihm geht nach Köln und kann zwei Semester beim Lehrer seiner Wünsche studieren, der den Unterricht zu Hause bei sich in Kürten abhält. Was folgt, ist eine lange sich fortschreibende Geschichte gegenseitiger Faszinationen, Anziehungen, Auf-Distanz-Haltungen - und sie wird nun Ausgangs- und Angelpunkt von zwei Konzerten in der Elbphilharmonie und im Resonanzraum Feldstraße. Zwei herausragende Werke Stockhausens geben in der Elbphilharmonie den Takt vor - die "Kontakte" für Elektronik, Klavier und Schlagzeug und die elektronische Komposition "Gesang der Jünglinge". Beide Werke hatten Ende der 1960er-Jahre bereits viel zu Stockhausens beginnendem Weltruhm beigetragen - und auch Rihm hatten sie selbstverständlich begeistert. Von ihm erklingt an diesem Abend die selten aufgeführte Komposition "Paraphrase" mit der ungewöhnlichen Besetzung Schlagzeug, Klavier, Violoncello, die unterm unmittelbaren Eindruck von Stockhausens Unterricht entstand. Rihm schrieb später, dass er "bei der Arbeit an dem Stück eigentlich erst zum Komponisten" geworden sei.
Eine von Stockhausens engsten Mitarbeiterinnen, Kathinka Pasveer, übernimmt an diesem Abend die Klangregie. Es spielen Adrian Heger am Klavier und Michael Pattmann am Schlagzeug und Saskia Ogilvie am Violoncello.