Stationen: Rihm & Stockhausen | Internationales Musikfest
Das Ensemble Resonanz und auswärtige Gäste schließen den Stockhausen-Rihm-Schwerpunkt ab. Im Resonanzraum auf St. Pauli stehen beim Konzert des Internationalen Musikfests am 4. Juni Werke von Rihm im Zentrum.
Stockhausen und Rihm: Meister und (Meister-)Schüler
Rihms und Stockhausens erste Begegnung findet im Sommer 1972 statt. Stockhausen, der 24 Jahre Ältere, hat schon eine Menge begabter junger Menschen gesehen, ist aber von Wolfgang Rihm und seinem jugendlichen Selbstbewusstsein durchaus angetan, als der sich kaum zwanzigjährig für seine Kompositionsklasse bewirbt. Und so bricht Rihm, der schon lange professionellen Unterricht in Komposition hat, von seinem neuen Wohnort Köln nun regelmäßig ins 25 km entfernte Kürten auf, wo der Meister seinen Unterricht abhält. Selbstfindung, Selbstprüfung als Komponist sei diese Zeit für ihn gewesen, wird er später sagen.
Stockhausens Eindruck und Unterricht blieb für Rihm ein entscheidender: "Der Sinn für die Proportionen und die Dauern ist bei Stockhausen mehr als bei jedem anderen entwickelt. Auf der anderen Seite gibt es bei ihm immer ein Moment von Künstlichkeit, das Probleme auch für das Verständnis seiner Musik birgt. Wenn ich allerdings Stücke wie 'Gruppen' oder 'Inori' höre, bin ich tief berührt von der Kraft, die diese Musik hat und die, glaube ich, jeden erreicht." An Stockhausens Musik und ihrer Komplexität haben sich viele ästhetische Reflexionen entwickelt, die später auch für Rihms eigene Kunst, die Findung seiner eigenen musikalischen Sprache bedeutsam wurden.
Gegenüberstellung von Rihms und Stockhausens Musik
In einem größeren Rahmen ist Rihms und Stockhausens Musik während der letzten Jahre kaum einmal gegenübergestellt worden. Die beiden Konzerte in Elbphilharmonie und Resonanzraum holen dies nun nach. Einer vielfältigen Auswahl von Wolfgang Rihms Kammermusik aus den vergangenen beiden Jahrzehnten stehen Werke aus Stockhausens großer Zeit der Formel-Kompositionen gegenüber. Zu "Tierkreis" verspürte Rihm nach eigenem Bekenntnis immer eine besondere Nähe. Und Jeroen Berwaerts, gern gesehener Gast in Elbphilharmonie und Resonanzraum, steuert die selten zu hörende, hochvirtuose Trompetenversion von Stockhausens "In Freundschaft" bei.