Stand: 17.04.2020 12:50 Uhr

Brigitte Mira - "Ich hatte andere Qualitäten"

von Nicola Millies
Ein Porträt von Brigitte Mira. © picture-alliance / dpa Foto: SCHROEWIG/Redaktionsbüro
Brigitte Mira sollte nach dem Willen ihres Vaters Musikpädagogin werden. Doch sie setzte ihren Dickkopf durch und ging ans Theater.

Am 20. April 1910 in Hamburg geboren, wird die kleine "Biggi" schon früh nach Düsseldorf umgepflanzt. Dort entdeckt die Tochter eines Konzertpianisten schnell ihre Liebe zur Bühne. Doch Vater Mira sieht die Zukunft seiner Tochter weniger auf der Bühne denn als Musikpädagogin. Zum Glück hat die junge Frau schon damals den Dickkopf ihres Sternkreiszeichens Widder und geht nach ausgiebigem Ballett- und Gesangsunterricht als 19-Jährige ans Kölner Theater.

Mira: Klein, aber oho

Nur ein Jahr später bekommt sie ihr erstes Engagement - in Bremerhaven. Weitere Bühnen folgen, und 1941 entdeckt die "rote Brigitte" nun auch ihr Talent zum Komischen. Beginnend im "Kabarett der Komiker", bleibt sie diesem Genre bis 2000 mit den "Drei alten Schachteln" (begleitet von Evelyn Künneke und Helen Vita) treu.

"Miese" Typen kommen besser an

Auch das Fernsehen wird aufmerksam auf das große Talent. Doch ist Brigitte Miras Einstieg eher fragwürdig: Die nach nationalsozialistischer Anschauung als Halbjüdin geltende Schauspielerin wird für die NS-Propagandaserie "Liese und Miese" verpflichtet. Dort spielt sie an der Seite von Gisela Schlüter (der "Liese") den Gegenpart, die "Miese". Die Rechnung der Propaganda-Abteilung geht allerdings nicht auf. Brigitte Mira findet beim Publikum erheblich mehr Anklang als die brave "Liese", und das Ministerium setzt die Reihe als kontraproduktiv bald ab.

Zwischen Fassbinder und Pfitzmann

Eine fantastische Darbietung liefert Brigitte Mira später in Rainer Werner Fassbinders Drama "Angst essen Seele auf", wofür ihr 1974 auch der Deutsche Fernsehpreis als beste Hauptdarstellerin verliehen wird. Eine weitere gemeinsame Produktion ist "Berlin Alexanderplatz" (1979/80).

Von links nach rechts: Harald Juhnke, Brigitte Mira, Günter Pfitzmann. © picture-alliance / schroewig Foto: SCHROEWIG / Redaktionsbüro
Küss die Hand, schöne Frau: Harald Juhnke, Brigitte Mira und Günther Pfitzmann waren mehr als Kollegen - enge Freunde.

Ihren Fans wächst Brigitte Mira vor allem mit dem ARD-Serien-Dauerbrenner "Drei Damen vom Grill" (1977 bis 1991) ans Herz. Darin spielt sie die Rolle der dickköpfigen Oma Färber, die mit ihrer Tochter (Brigitte Grothum) und Enkelin (Gabriele Schramm) einen Imbisswagen in Berlin stehen hat. Besonders ihre männlichen Kollegen - erst Günter Pfitzmann, später Harald Juhnke - schwärmen von der gerade mal 153 Zentimeter messenden "Kleenen" mit Herz und Schnauze.

Fünfmal hat sie "ja" gesagt

Auch privat tanzt das Multitalent Brigitte Mira auf vielen Hochzeiten - im wahrsten Sinne des Wortes. Die begabte Balletteuse, Soubrette, Kabarettistin und Sängerin war fünfmal verheiratet. Und das, obwohl sie gar nicht kochen konnte. "Ich hatte eben andere Qualitäten" antwortet sie dem Moderator Alfred Biolek auf die Frage, wie sie das geschafft habe.

1983 stirbt ihr fünfter und letzter Ehemann, Regisseur Frank Guerente. Über seinen Tod kommt sie nie richtig hinweg. Ihre fünf Enkelkinder (von ihren beiden Söhnen Thomas und Robert aus dritter Ehe) helfen der Schauspielerin über so manch einsame Stunde hinweg. Und sie entdeckt ihr Herz für Tiere. Inmitten von Hunden und Katzen freut sich die quirlige Dame über die vierbeinige Abwechslung.

90 - und kein bisschen leise

Von links nach rechts: Cheryl Shepard, Andrea Loewig, Thomas Rühmann, Brigitte Mira und Thomas Koch aus der Serie "In aller Freundschaft". © picture-alliance / dpa Foto: Waltraud Grubutzsch
Mit 94 Jahren verzauberte Brigitte Mira das Team von "In aller Freundschaft" mit ihrer Professionalität und fröhlichen Art.

Zu ihrem 90. Geburtstag rühmt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sie als "phänomenale Schauspielerin", im gleichen Jahr steht sie als "Bettelkönigin von Moabit" noch auf der Berliner Theaterbühne und präsentiert ihr Leben in dem 90-minütigen Solo-Stück "Kleine Frau - was nun?". Doch mit zunehmendem Alter machen ihr verschiedene Krankheiten immer mehr zu schaffen. Nach einer Notoperation 2003, bei der ihr ein Herzschrittmacher eingesetzt wird, erholt sie sich zwar noch einmal so weit, dass sie noch kleinere Rollen annehmen kann. Doch ein Schwächeanfall ein Jahr später setzt der damals 94-Jährigen so zu, dass sie künstlich ernährt werden muss. Am 8. März 2005, wenige Wochen vor ihrem 95. Geburtstag, erliegt sie schließlich den Folgen.


08:25 Uhr

Ihren Fans wird sie ewig als die Kleene-Große mit den hennaroten Haaren in Erinnerung bleiben.

Dieses Thema im Programm:

NDR Schlager | 20.04.2020 | 08:25 Uhr

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