Dankbarkeit als Bewältigungsstrategie in Krisenzeiten
Pandemie, Kriege, Inflation: Krisen scheinen derzeit ein Dauerzustand zu sein. Die Mehrheit der Teilnehmenden an einer #NDRfragt-Umfrage begegnet den Sorgen mit einem positiven Gefühl.
Was brauchen Menschen, um in herausfordernden Zeiten Glück zu empfinden? Die #NDRfragt-Umfrage "Hallo Glück! Zuversicht in Krisenzeiten?" zeigt, dass nahezu alle Befragten in ihrer Grundstimmung von Krisen und Katastrophen beeinflusst werden. Um mit den negativen Gefühlen umzugehen, setzen die meisten ihnen ein positives entgegen: Dankbarkeit. Dankbarkeit "für das, was ich habe," zu empfinden, ist unter den Umfrageteilnehmenden die meistgenannte Bewältigungsstrategie gegen den emotionalen Krisenmodus. Auch das Medienverhalten ändert sich. Und: Gesundheit, Familie, Freunde oder Partnerschaft spielen bei der Frage nach dem Glück eine zentrale Rolle.
Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es als PDF zum Herunterladen.
Wege aus dem Krisenmodus
Sich selbst das eigene Glück bewusst zu machen, ist mit 52 Prozent die am häufigsten genannte Strategie dagegen, sich von den schlechten Nachrichten über aktuelle Krisen mitreißen zu lassen. "Mehr Dankbarkeit für das, was ich habe" zu empfinden, rangiert damit noch vor der Anpassung des eigenen Medienkonsums: Mehr als ein Drittel setzt sich weniger Nachrichten aus (36 Prozent). Gleichzeitig informieren sich 31 Prozent aktuell intensiver über das weltweite Geschehen. Der Unterschied hängt auch mit dem Geschlecht zusammen: Befragte Frauen meiden dabei Nachrichten tendenziell häufiger, während Männer sich verstärkt mit den Themen der Welt auseinandersetzen.
Was hilft noch gegen die Krisenstimmung? Jeder Vierte ist häufiger in der Natur unterwegs, fast ebenso viele verbringen mehr Zeit mit Familie und Freunden. Gut jeder Zehnte hat das Bedürfnis, sich mehr engagieren zu wollen. Insgesamt sehen 52 Prozent der #NDRfragt-Gemeinschaft ihre Zukunft eher positiv. Das beschreibt #NDRfragt-Teilnehmerin Sabine aus Niedersachsen so:
"Ich sehe meine Zukunft positiv, weil ich eine tolle Familie, einen guten Job und klasse Freunde habe. Ich engagiere mich ehrenamtlich und das gibt mir immer zusätzlich ein gutes Gefühl." #NDRfragt-Mitglied Sabine (59) aus Niedersachsen
Politik in der Pflicht
Und was können andere tun, damit die Menschen besser mit den aktuellen Krisen zurechtkommen? Hier sehen die Befragten mit großem Abstand vor allem die Politik in der Pflicht: 42 Prozent der Befragten wünschen sich, dass sich die Politik stärker an den Problemen der Menschen orientiert. Für fast jeden Fünften wäre es wichtig, dass Menschen mehr Mitgefühl zeigen und sich gegenseitig helfen. Etwa jeder Achte wünscht sich vor allem, dass die Menschen sich ruhig und offen austauschen. Knapp zehn Prozent ist am wichtigsten, dass die Medien etwas tun: Sie sollen lösungsorientierter berichten.
"Der Überhang an negativen Nachrichten macht etwas mit den Menschen. [...] Klar müssen Menschen informiert werden, doch genauso wichtig ist es eine Balance zu finden. Es gibt wahrlich mehr als genug freudige, mutmachende, erhebende Nachrichten auf der Welt. Die gehören genauso in die Berichterstattung." #NDRfragt-Mitglied Laura (32) aus Hamburg
Gesundheit und Beziehungen wichtig für glückliches Leben
Rezepte für Glück im Leben haben die Befragten auch unabhängig von den aktuellen Krisen. Für gut ein Drittel der Befragten ist die Gesundheit am wichtigsten. Je älter die Umfrageteilnehmenden sind, desto wichtiger ist ihnen die Gesundheit. Direkt darauf folgen soziale Bindungen. Ein Viertel gibt als Glücksfaktor die Familie an, für 13 Prozent ist es die Liebe beziehungsweise Partnerschaft.
Knapp die Hälfte der Befragten empfindet aber auch Glück dabei, einfach mal herzhaft zu lachen. Und wie sieht es aus beim Thema Finanzen? Macht Geld glücklich? Keine Geldsorgen zu haben ist für gut jeden Zehnten wichtig, um glücklich zu sein. Die Arbeit spielt beim Thema Glück jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich ein Prozent der Teilnehmenden aus der #NDRfragt-Community sieht im Job den Schlüssel zum Glück. Manchmal sind es auch die vermeintlich kleinen Dinge, die Glücksgefühle entstehen lassen. So wie bei Katharina aus Hamburg.
"Oft sind es schon kleine Dinge, die mich glücklich machen: ein Lächeln eines Menschen, eine blühende Blume am Wegesrand, eine herzliche Umarmung." #NDRfragt-Teilnehmerin Katharina, 36, aus Hamburg
Rechte Gesinnung, Krieg und Gewalt bereiten Sorgen
Von den Befragten, die besorgt auf die Konflikte und Krisen der jüngsten Zeit blicken, fürchtet gut jeder Dritte einen Rechtsruck in Deutschland. Das bewerten die Menschen in den Nordländern allerdings unterschiedlich. Während dies in Hamburg 42 Prozent der Umfrageteilnehmenden Sorge bereitet, sind es in Mecklenburg-Vorpommern nur 19 Prozent. Jeder Zehnte in der #NDRfragt-Gemeinschaft befürchtet in Zeiten von Kriegen in der Ukraine und Nahost einen Krieg auch in Deutschland. Knapp ein Drittel der Teilnehmenden sorgt sich außerdem um die Zunahme von Gewalt, so auch Patrick aus Hamburg:
"Es gibt keine positiven Aussichten mehr, auf die man sich freuen kann. Soziale Spaltung, Polarisierung, Klimawandel, zunehmende Gewalt, rechter Aufstieg - insbesondere als Angehöriger einer Minderheit will man sich lieber zuhause verkriechen." #NDRfragt-Teilnehmer Patrick aus Hamburg
Neben den Themen Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, der Zunahme von Gewalt und Extremismus sowie dem Erstarken rechter Parteien beschäftigen sich die #NDRfragt-Mitglieder auch mit den Problemen des Klimawandels:
"Ich merke, der Klimawandel macht mir trotz all der aktuellen Geschehnisse am meisten Sorgen. Er wird gerade jetzt oft vergessen." #NDRfragt-Teilnehmerin Michelle, 30, aus Schleswig-Holstein
Wachsende #NDRfragt-Community mit mehr als 35.000 Norddeutschen
#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich mehr als 35.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.