Eine Sendung von Andreas Moll, zu Gast: Tobias Rapp, Spiegel-Kulturredakteur
Rammstein und kein Ende: Die Kontroverse um Sänger Till Lindemann droht sich zu einem weiteren MeToo-Skandal auszuwachsen - diesmal im musikalischen Teil der Popkultur. In den sozialen Netzwerken hatten seit Ende Mai mehrere Frauen, darunter die Nordirin Shelby Lynn und die deutsche Youtuberin Kayla Shyx, teilweise schwere Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Im Fokus der Vorwürfe steht ein Casting-System, das offenbar auch zum Ziel hatte, dem Frontmann Frauen zuzuführen. Innerhalb dieses Systems soll es laut den Vorwürfen zumindest zu Missbrauch gekommen sein. Angesiedelt in der Grauzone von Kunstfreiheit und Moral, lädt der Fall Till Lindemann zu kontroversen Deutungen ein. Ob der vorgeworfene Missbrauch justiziabel ist oder nicht, ist offen. Was wäre zu lernen?
Das Thema wirft generell ein Schlaglicht auf den Umgang mit Frauen in der Pop-, besonders Rockkultur. Ob im Pop-Diskurs, auf der Bühne, im Publikum, Backstage oder in der Row Zero. Zu Gast im Nachtclub ÜberPop: Spiegel-Kulturredakteur Tobias Rapp. Er hat einen vielbeachteten Essay zum Thema geschrieben hat, in dem er die dunkle Geschichte des Rock als Männermusik nachzeichnet, in der Frauen oft nur Objekte sind, und in dem es auch um den vermeintlichen "Nachholbedarf" ostdeutscher oder osteuropäischer Rockmusiker auf dem Jahrmarkt der toxischen Männlichkeit geht. Und welche Rolle Rammstein sonst noch auf den Wellen der Provokationen und der Empörung spielt mit einem womöglich gezielten Tabubruch-Themenpark.