NDR Kultur Jazz

Das Studio & Label "Biscoito Fino" in Rio de Janeiro

Sonntag, 17. November 2024, 22:30 bis 23:00 Uhr

Eine Sendung von Michael Laages

Vor 30 Jahren war Gründerzeit in Rio de Janeiro und zu Füßen des Berges, auf dem das weltberühmte Standbild "Christo Redentor" steht. Hier, im ziemlich verwinkelten Stadtteil Humaitá, finden sich die "Sarapuí"-Studios, die Produktions- und Aufnahme-Räume von "Biscoito Fino", dem feinsten unter Brasiliens Musik-Labels. 1993 hatte die Unternehmerin und Kulturmanagerin Maria do Carmo Nabuco (kurz: Kati) de Almeida Braga - die in diesem Jahr 70 Jahre alt wird und aus einer Familie von Bankiers stammt - ziemlich viel Geld in die Hand genommen, um eine geräumige Villa umzugestalten zur hochklassigen Produktionsstätte für die Musik, die sie liebte und liebt.

Chico Buarque auf einer Bühne © Teca Lamboglia Foto: Teca Lamboglia
Chico Buarque während eines Konzertes in São Paolo im Jahr 2018.

Als musikalische Leiterin des Projektes stieß Olivia Hime dazu. In Musik und Leben ist die Sängerin mit Francis Hime verbunden, einem der kreativsten Musiker seiner Generation, der über sehr lange Zeit die Kompositionen zu den Samba-Songs von Chico Buarque schrieb. Da liegt es nahe, dass "Biscoito Fino" zur großen Familie wurde, in der die prägenden Persönlichkeiten der brasilianischen Musik sehr wichtige Rollen spielen - Chico Buarque selbst natürlich, aber auch Sängerinnen wie Maria Bethania (Schwester von Caetano Veloso), die Ende vorigen Jahres verstorbene Gal Costa oder auch Monica Salmaso.

"Biscoito Fino" pflegt Erbe und Tradition, etwa mit der Musik der bahianischen Legende Dorival Cayimmi oder Wiederveröffentlichungen spektakulärer Projekte wie des "Grande Circo Mistico", einer Theater- und später auch Kino-Produktion mit Musik und Texten von Buarque und Edu Lobo und den Gastmusikern Gilberto Gil und Tim Maia.

Maria Bethânia lacht herzlich. © Teca Lamboglia Foto: Teca Lamboglia
Maria Bethânia auf einer Parade während des Karnevals in Rio de Janeiro im Jahr 2016.

So ist "Biscoito Fino" in jeder Hinsicht "best of". Und genau so beschrieb Olivia Hime auch das Ziel von Produktion und Label - wenn alle Welt sich für die Highlights brasilianischer Musik begeistern könne, warum solle sie dann nicht auch in Brasilien produziert werden? Meistens war das nämlich nicht so, und auch heute noch dominieren die musikindustriellen Multis vor allem aus den USA den brasilianischen Markt.

Da ist "Biscoito Fino" (was übersetzt etwa "leckerer Keks" heißt) ein Leuchtturm der besonderen Sorte. 

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