Wer Musik liebt, kennt seine Stimme: Peter Urban ist ein absoluter Musik-Insider, der mit seiner unvergleichlichen Art Geschichten erzählen kann. Er war schon auf über 5.000 Konzerten, trifft bis heute die Großen des Musikgeschäfts und ist selbst Musiker. Im Podcast Urban Pop trifft er auf den NDR-Musikjournalisten Ocke Bandixen. Sie reden über Weltstars von Bowie bis Springsteen, von Johny Cash bis Taylor Swift, über Bands von den Beatles bis U2, über Insider-Stories und Musik-Historie. Ein Muss für alle Fans von guten Gesprächen über gute Musik.
Am Mikrofon: Stefan Gerdes
Wer von Jazz und Lyrik spricht, kommt an dem Dichter Peter Rühmkorf nicht vorbei. In der Geschichte der deutschen Literatur war die von Rühmkorf, dem Pianisten Michael Naura und dem Vibrafonisten Wolfgang Schlüter entwickelte Form von Jazz und Lyrik einzigartig. Daran erinnerte ein besonderer Konzertabend am 29. November 2022 im Hamburger St. Pauli Theater.
Rühmkorfs Gedichte sind rhythmisch und musikalisch elaboriert, komponiert aus Hochsprache und Alltagsslang. Sie wurden im Konzert vorgetragen von seinen Freunden Joachim Kersten und Stephan Opitz und den Rezitatoren und Rühmkorf-Kennern Bernd Rauschenbach und Jan Philipp Reemtsma. Für die Musik sorgte ein Jazz-Trio, das vom Saxofonisten Leszek Zadlo angeführt wurde, der oft mit Rühmkorf gemeinsam aufgetreten war. Pianist Boris Netsvetaev war der letzte Duopartner von Wolfgang Schlüter, und der junge Vibrafonist Hauke Renken darf getrost als ein Erbe Schlüters bezeichnet werden. Die drei Musiker schufen jenen swingenden Sound, der perfekt zu Rühmkorfs Lyrik passt.
Eine Sendung von Hans-Jürgen Schaal
In ihrem Heimatland Belgien ist die 15-köpfige Spaß- und Risiko-Truppe "Flat Earth Society" durch viele Theaterproduktionen und Konzertauftritte gut bekannt. Ihre raffinierte Mischung aus Bigband-Tradition, Balkan-Gebläse, Zappa-Eklektik, Kriminalfilm-Stimmung und Tango-Elementen reißt das Publikum regelmäßig aus den Sitzen.
Ihren Anfang nahm die "Flat Earth Society" 1997 mit einer Zirkusnummer - inzwischen ist man bei HipHop-Jazz-Revuen angekommen. Eine Spezialität der Formation ist die improvisierte Begleitung von Stummfilmen. Das konnte das Publikum 2019 im NDR Jazzkonzert bei der kongenialen Vertonung von Ernst Lubitschs "Die Austernprinzessin" erleben.
Der Klarinettist Peter Vermeersch ist der Kopf und Motor der Flat Earth Society. Er sagt: "Wir halten die Maschine am Laufen, indem wir ständig neue Stücke komponieren, neue Ideen und Herausforderungen angehen und dafür sorgen, dass Produktionen zustande kommen. Auch wenn wir uns manchmal an ein Publikum außerhalb des Jazz wenden: Um unsere Musik zu spielen, braucht man Musiker mit Jazz-Können und Jazz-Einstellung."
Eine Sendung von Michael Rüsenberg
Ein gemeinsames Tondokument entstand erst 1995 ("Django"). Jeff Beck (1944-2023) und John McLaughlin haben sich aber bereits seit einer US-Tournee des Mahavishnu Orchestra und der Jeff Beck Group 1975 geschätzt. Jeff Beck spielte in Bands mit Stanley Clarke und Jan Hammer und bis zuletzt hatte er Stücke von McLaughlin und Billy Cobham im Programm.
Was Jazzmusiker an ihm schätzen, bringt einer von ihnen, Mark Wingfield, auf den Punkt: "Man hörte ihn zwar nicht 16tel-Noten-BeBop oder Tonleiterläufe spielen, aber was er mit einer Handvoll Noten oder sogar nur einer einzelnen Note anstellen konnte, konnte einen um den Verstand bringen".
Eine Sendung von Andrea Schwyzer
Prekäre Einkommensverhältnisse, drohende Altersarmut, drastische Einbußen und mentale Belastungen aufgrund der Coronapandemie: Die Ergebnisse der aktuellen Jazzstudie sind alarmierend. Rund 1000 professionelle Jazzmusiker*innen wurden für die im November veröffentlichte Studie befragt. Fast 80 Prozent von ihnen besitzen einen Hochschulabschluss - und werden dennoch unterdurchschnittlich schlecht bezahlt.
Doch was bedeuten die Ergebnisse und Zahlen konkret? Wie leben Jazzmusiker*innen heute - besonders, wenn sie nicht auf einen Hochschuljob oder ein festes Einkommen bauen können?
In der heutigen Sendung begleitet Andrea Schwyzer zwei Künstler*innen, die "in real" erzählen können: Die Saxofonistin und Komponistin Stephanie Lottermoser (zeitgleich mit der Jazzstudie ist ihr sechstes Studioalbum "In-Dependence" erschienen) und den Posaunisten und Bandleader Uwe Granitza. Was verbinden sie mit ihrem Job der Jazzmusikerin und des Jazzmusikers? Wo finden sie sich in der Jazzstudie wieder? Wie gehen sie mit Zukunftsängsten um? Und was wünschen sie sich für ihren Beruf - politisch und gesellschaftlich.
Eine Sendung von Karl Lippegaus
Die Begegnungen mit neuen Musikern sind für Louis Sclavis die erste wichtige Inspiration, sie stimulieren seine Kreativität. Für neue Projekte gründet Sclavis oft neue Bands und selten entsteht ein neues Album, ohne dass er dafür die Besetzung veränderte. Er liebt diese Vorstöße ins Unbekannte, auch wenn er Filmmusik komponiert, entscheidend ist immer der menschliche Faktor. Schon als Kind in Lyon wusste er, er wollte auf einer Bühne stehen - eine Passion, die nie nachließ. Ein Rückblick auf vierzig Jahre im Räderwerk des Jazz.
Am Mikrofon: Henry Altmann
Rhythmusreich ins Reich von Rock und Psychedelia: Peter Herbolzheimers Rhythm Combination & Brass bedeutete in den 1970er-Jahren eine Revolution im Bigbandjazz: Eine Rhythm Section, genauso stark besetzt wie die Bläser aus sieben mal Blech und nur einem Saxofon - Koteletten unter Dampf! Was darüber in den Hintergrund rückte: Herbolzheimer leitete von 1987 an 20 Jahre lang das Bundesjugendjazzorchester BuJazzO und schrieb eine Vielzahl von Scores auch für die klassische Bigbandbesetzung, nicht nostalgisch, sondern stilistisch offen, unter anderem für die NDR Bigband.