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Zwischen Miles Davis und der West Coast Get Down-Szene – der Saxofonist Kenny Garrett

Sonntag, 01. September 2024, 21:30 bis 22:00 Uhr

Eine Sendung von Sarah Seidel

Als Miles Davis am 30. Juli 1990 mit einer jungen Band auf der Hamburger Kunstinsel ein Konzert gab, war das ein unvergessliches Erlebnis für das Publikum vor Ort. Ein warmer Sommertag war das, und als Miles Davis die letzten Töne spielte, war die Sonne schon untergegangen. In den letzten Momenten des Konzerts sahen die Zuschauer eigentlich nur noch die Silhouetten der Musiker auf der Bühne, unter ihnen der furiose Saxofonist Kenny Garrett mit seinen atemberaubenden Soli.

Als Mitglied in der der letzten Band von Miles Davis war ihm große Aufmerksamkeit zuteil, aber er hatte auch seine Hausaufgaben gemacht. Dieser Altsaxofonist mit seinem prägnanten Ton hatte offenbar die Jazztradition intensiv studiert und war für die Dynamik in der Band größtenteils mitverantwortlich. Auf der Flöte sorgte er mit Leichtigkeit für helle Farbe im musikalischen Geschehen.

In den Jahren nach Miles Davis’ Tod konnte sich Kenny Garrett selbst als Bandleader profilieren. In den 1990er Jahren mit Alben wie "African Exchange Student", "Black Hope" und noch einmal zehn Jahre später mit "Happy People" - Belege für die Entwicklung seiner eigenen musikalischen Identität.

Zurück in die eigene musikalische Vergangenheit

Für sein letztes Album "Sounds From The Ancestors" ging Kenny Garrett weit zurück in seine Kindheit. Er erinnerte sich an die Zeit, als er auf dem Plattenteller in seinem Zimmer neue Singles angesagter Musikgrößen abspielte. Und er spürte, wie sehr Musiker*innen wie Aretha Franklin, John Coltrane und Marvin Gaye damals das Fundament für seine eigene musikalische Sozialisation gelegt hatten - neben den Gospel-Sounds der afroamerikanischen Kirche und dem R&B seiner Heimatstadt Detroit, wo er 1960 geboren wurde.

Früh hatte Kenny Garrett schon bei Schlagzeugerlegende Art Blakey gespielt, bei den Trompetern Freddie Hubbard und Woody Shaw und im Orchester von Duke Ellington - wichtige Stationen in seinem Leben, die ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist. Ein Musiker mit Substanz.

Zuletzt konnte man Kenny Garrett mit dem Programm von "Sound From The Ancestors" in einem Konzert in der JazzHall Hamburg erleben. Zusammen mit dem Schlagzeuger Ronald Bruner aus der "West Coast Get Down"-Szene in Los Angeles, einem Kollektiv mit Protagonisten wie Kamasi Washington, Miles Mosley und Cameron Graves. Musiker, die letztlich selbst einmal von Kenny Garretts Musik geprägt wurden.

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