Stand: 07.03.2014 15:00 Uhr

So kommt der Fußball ins Radio

von Sascha Sommer

14.45 Uhr. Die Aufstellung sitzt, auch die Namen der Nürnberger Mannschaft kennen die Reporter auswendig. Bei ganz neuen Spielern in der Bundesliga vergewissern sie sich manchmal noch, ob sie den Namen auch richtig aussprechen. Noch eine gute Viertelstunde, dann geht es los. "Nervös bin ich nicht, aber ich spüre eine angenehme Anspannung. Und ich stelle immer wieder fest, dass sich so ein Tunnel aufbaut, in dem ich mich voll und ganz auf das Spiel konzentriere", sagt Michael Augustin auf dem Weg in Richtung Kabinen, in denen die Heizung schon läuft.

Die Hörfunk-Reporter des NDR im Einsatz bei Hannover 96. © NDR Foto: Christian Wyrwa
Höchste Konzentration in jeder Spielminute, alle Namen der Spieler parat haben und das ganze dann spannend live im Radio erzählen: Der Job des Hörfunk-Reporters ist anspruchsvoll und vielseitig!

Er übernimmt heute die Einblendungen in der NDR 2 Bundesligashow und kann so jederzeit auf Fragen und Moderationen von Uwe Bahn im Studio reagieren, der zusammen mit einem Sportredakteur ein Ohr für alle Leitungen des Bundesligaspieltags haben muss. Damit steht der Reporter im wahrsten Sinne des Wortes auf Abruf zur Verfügung, exklusiv für NDR 2 und seine Hörerinnen und Hörer.

Sein Kollege Jens Gideon ist heute ARD-Reporter und quer durch Deutschland zu hören. Er übernimmt die so genannten Live-Schalten von anderen Sendern wie zum Beispiel WDR 2 aus Köln oder Bayern 1 in München. Nach einem engen und sekundengenauen Zeitplan schalten die Radios in ihren Fußball-Sendungen von Stadion zu Stadion.

Jetzt geht’s los!

15.30 Uhr. Anpfiff! Showtime in der Kabine. Das Motto der Bundesligashow gilt: Alle Tore sofort. Das bedeutet 90 Minuten höchste Konzentration für die Reporter. Kein Abseits verpassen, jeden Spieler beobachten. Immer den Namen vom Mann im Ballbesitz parat haben, schließlich könnte ja der nächste Schuss schon ins Netz gehen. Eine Uhr läuft mit, damit Michael Augustin und Jens Gideon jederzeit die Spielminute im Blick haben. Vor Anpfiff hat Technik-Kollege Stefan Bäumer noch extra sogenannte Atmo-Mikrofone aufgebaut. Sie sind außen an den Reporterkabinen angebracht und nehmen die Stadionatmosphäre, Fan-Gesang, Jubel oder Klatschen auf. Diese "Atmo" wird jetzt im Ü-Wagen unter die Stimme des Reporters gemischt, so dass es im Radio genau so klingt, wie es der Zuschauer im Stadion erlebt.

Radio ist Kino im Kopf. Dafür sorgen vor allem die Reporter, die mit ihren Formulierungen und ihrer Stimme Tempo erzeugen oder auch wieder rausnehmen können. Noch echte Handarbeit ist das Mitschreiben der Torschützen mit dem Kugelschreiber. Besonders heute gibt es viel zu tun. In der ersten Halbzeit liegen die Roten noch zurück, holen in der zweiten Hälfte aber stark auf und spielen am Ende 3:3 gegen die Gäste aus Nürnberg.

Die Hörfunk-Reporter des NDR im Einsatz bei Hannover 96. © NDR Foto: Christian Wyrwa
Nach dem Abpfiff ist noch lange nicht Schluss. Jetzt werden Interviews mit den Akteuren des Spiels geführt und anschließend Zusammenfassungen eingesprochen.

"Das erlebt man als Reporter ganz, ganz selten, dass ein Spiel so eine Wendung nimmt. Das sind echte Fundstücke in so einer Reporterkarriere. Mein Kollege und ich hatten 96 zumindest in der ersten Halbzeit beim 0:3 schon abgeschrieben. Gut, dass wir unsere eigene Position noch mal um 180 Grad ändern mussten und am Ende auch gut für Hannover", sagt Jens Gideon.

Insgesamt sechs Tore in 90 Minuten - das bedeutet schon viel Arbeit und Konzentration. Aber, ergänzt Michael Augustin: "Der 16. Spieltag fühlt sich insgesamt natürlich immer noch anders an als der 34. Spieltag, weil hier heute natürlich noch keine Entscheidung fällt."

Nachspielzeit für die Reporter

17.17 Uhr. Der Job ist mit dem Schlusspfiff noch nicht erledigt. Im Gegenteil. Ruck zuck muss Jens Gideon er runter an den Spielfeldrand in die Mixed-Zone. Interviews stehen an. Nicht nur für den Haussender NDR 2, sondern auch für alle anderen Radioprogramme in der ARD, die sich für die Stimmen zum Spiel, sogenannte Originaltöne oder auch O-Töne, von Spielern und Trainern interessieren.

Zeitgleich verlässt auch Michael Augustin die Tribüne. Schnell zum Ü-Wagen. Dort ist jetzt Hochbetrieb angesagt. Gleich muss schon die erste, etwa eine Minute lange Zusammenfassung des Spiels mit allen Höhepunkten und Torschützen vertont und verschickt werden. Einige wenige Mausklicks reichen und der Bericht vom Heimspiel der 96er ist bei allen öffentlich-rechtlichen Radioprogrammen in Deutschland zwischen Kiel und München angekommen.

Parallel zeichnen die Kollegen die Interviews aus der Mixed-Zone auf, bevor Kollege Jens Gideon zurück an den Ü-Wagen kommt. Die besten O-Töne schaffen es in einen ausführlicheren Bericht. Danach ist die Arbeit in Hannover getan. Zumindest für diesen Spieltag. Stefan Bäumer und Mario Homann bauen langsam ab. Für Augustin und Gideon geht es nach Hause.

Nur im Studio geht es noch weiter: In der NDR 2 Bundesligashow präsentiert Uwe Bahn noch bis 18 Uhr weitere Interviews, Reaktionen und Highlights des Spieltages. Dann ist auch vor dem Stadion Zeit für den Feierabend: Die Kabel sind eingerollt, die Satellitenschüssel des S38 eingefahren und auch die Flutlichter der HDI-Arena gehen aus.

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 | NDR 2 Bundesligashow | 08.03.2014 | 15:30 Uhr

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