Sarah Connor: Mit 'nem Lächeln im Blick
"Halt mich" - Sarah Connor betritt die Bühne, schwarze Jeans, T-Shirt und Hut, tief ins Gesicht gezogen, passend zum rockigen Intro. Und beginnt zu singen, zart, sanft, soulig, deutsch. Genau, deutsch: "Muttersprache" heißt ihr neues Album und in ihrer Muttersprache singt sie.
"Hätte nie gedacht, dass es mal so was gibt. Jetzt sing' ich dir ein deutsches Liebeslied". Gesagt, getan. Und küsst die treuen Fans in der ersten Reihe der ausverkauften Stadthalle in Göttingen. Zum ersten Mal hat Connor (fast) alle Songs eines Albums selbst geschrieben, unterstützt durch Peter Plate von Rosenstolz. Und das hört man, also Rosenstolz: Immer wieder blitzt ein bisschen Schlager durch, ein bisschen glatt, ein bisschen sauber, ein bisschen zu hell.
Geringe Schwiegermuttertauglichkeit
Dabei hat die Gesangskarriere der Deutsch-Amerikanerin aus Delmenhorst auf Englisch begonnen und gar nicht so Schwiegermutter-tauglich. 2001 mit "Let's Get Back To Bed - Boy!": soulige Stimme, provokantes Auftreten und ein für deutsche Pop-Verhältnisse überraschend offener Sexappeal und überraschend wenig Textil. Über 300.000 Mal verkaufte sich ihr Debüt-Album.
Ihr Privatleben teilte Sarah Connor mit dem Boygroup-Star Marc Terenzi - und Millionen Fernsehzuschauern über eine kitschige Doku-Soap. Es folgten zwei Kinder, ein Fauxpas mit der deutschen Nationalhymne und acht weitere recht erfolgreiche Alben.
Soul satt
In der Stadthalle in Göttingen verweist sie mit einem Medley auf die alten Zeiten - von "French Kissing" bis "From Zero To Hero". Und plötzlich ist er da, ein Hauch von Glamour, ihre Stimme wird ein bisschen dunkler, ein bisschen sexy, ein bisschen weniger glatt.
Und der nächste Song funktioniert, auch auf Deutsch: "Kommst du mit ihr" - sehr direkt, sehr deutlich, sehr eindeutig: "Don't fuck with the fucker", so spricht Connor anschließend ins Publikum.
Gelungener Start
Höchste Zeit für "Wie schön du bist" - für die Ballade erheben sich alle von ihren Plätzen, singen textsicher, hingebungsvoll und inbrünstig mit - und Connor ist glücklich: Die Vorpremiere für ihre Tour, die nächste Woche startet, ist gelungen. Dann darf es auch noch ein bisschen mehr Soul in der Zugabe sein: "Something's Got A Hold On Me", eine großartige Nummer, großartig vorgetragen - ein Chor mit dem ganzen Publikum. Und dann mehr Toleranz, mehr Nächstenliebe, gerade jetzt, fordert sie: "Augen auf" ist ein Statement. Genau wie Sarah Connor, sie hatte immer schon einen Auftritt zur Stimme. Vielleicht steht ihrem Soul, ihrer Stimme englisch besser. Aber es war schön: "mit 'nem Lächeln im Blick".