Einlassstopp in Wacken: Tausende Metal-Fans müssen umkehren

Stand: 02.08.2023 07:40 Uhr

Das Wacken Open Air startet heute ganz offiziell - mit viel Matsch und vermutlich deutlich weniger Metal-Fans als in den Vorjahren. Denn am frühen Mittwochmorgen haben die Veranstalter die Reißleine gezogen: Keine weiteren Besucher dürfen auf das Gelände.

Der heftige Dauerregen der vergangen Tage und auch der vergangenen Stunden hat das Festivalgelände und die Campingplätze in eine Schlamm-Wüste verwandelt. Heute Nacht zogen die Veranstalter eine noch nie dagewesene Konsequenz: Wer jetzt noch anreist, kommt nicht mehr auf das Gelände - die maximale Besucherzahl ist erreicht. Wie viele Menschen es geschafft haben, ein Festival-Bändchen zu bekommen, teilten die Veranstalter nicht mit. Es dürften aber deutlich weniger als die erwarteten 85.000 sein. Die Polizei schätzt die Anzahl der Gäste, die den "Holy Ground" erreichten, auf 50.000.

Dass das 32. Wacken Open Air anders als in den vergangen Jahren ablaufen wird, deutete sich schon am späten Dienstagnachmittag an. Es durften keine Autos und Wohnwagen mehr rauf aufs Gelände. Und wer noch Richtung Wacken unterwegs war, sollte umdrehen. Das hatte auch die Polizei noch nie erlebt. Frank Matthiesen, Chef der Polizeidirektion Itzehoe sagte NDR Schleswig-Holstein: "Wir haben tatsächlich eine historisch einmalige Situation. Das hat es seit Gründung von Wacken nie gegeben."

Zehntausende waren bereits in unmittelbarer Nähe

Besonders ärgerlich dürfte die Situation für diejenigen sein, die sich am Dienstagabend darum bemüht hatten, einen Stellplatz für das Fahrzeug zu finden, um am Mittwoch per Shuttle oder zu Fuß auf das Camping-Gelände zu kommen. Denn zehntausende Wacken-Fans hielten sich zum Zeitpunkt des Anreisestopps bereits in unmittelbarer Nähe des Festivals auf. Ein Teil von ihnen hatte bereits Stunden oder sogar einige Tage im Auto oder Wohmobil verbracht und darauf gewartet, auf das Camping-Gelände gelassen zu werden.

Auch vergangene Nacht haben noch viele Festival-Besucher versucht, irgendwie doch noch auf einen der Campingplätze zu gelangen. Die Autos und Wohnmobile standen Stoßstange an Stoßstande auf einer Landstraße. Mit dabei war auch Thomas Diederich aus der Eifel. Er hat für mehr als 1.000 Euro extra ein Wohnmobil für Wacken gemietet: "Das ist auch im Prinzip der größte Kostenfaktor an der Sache." Die Karte könne man ja zurückerstatten, so Diederich, den Camper dagegen nicht. "Ärgern tut es mich erst, wenn wirklich kommt: 'Es geht gar nichts mehr', und ich muss wieder nach Hause fahren. Dann habe ich das Ding sieben Tage zu Hause stehen und kann nichts damit anfangen."

Einige Fans dürfen noch aufs Festival-Gelände

Drei Festival-Besucher bauen nachts im Regen auf einem Campingplatz des Wacken-Festivals ein Zelt auf. © NDR Foto: Jonas Salto
Wer es auf einen der Campingplätze geschafft hat, braucht weiterhin Durchhaltevermögen. Die Wetterbedingungen machen den Aufenthalt zur Herausforderung.

Ein paar Ausnahmen gibt es jedoch. So dürfen zum Beispiel Besucher, die im Anreise-Chaos auf den Flugplatz Hungriger Wolf in Hohenlockstedt (Kreis Steinburg) ausgewichen sind, bis zum Ende des Festivals am 6. August dort campieren und das Festival-Gelände in Wacken besuchen: "Metalheads, die sich derzeit auf der Fläche Hungriger Wolf befinden, bitten wir, für die Dauer des Festivals dort zu campieren. Bitte gehe dort unmittelbar zur Bandausgabe", heißt es auf der Wacken-Website.

Auch geben die Veranstalter an, dass der Shuttle-Service zwischen Itzehoe und Wacken die gesamte Zeit des Festivals nach Plan fahren wird. Wer die Busse benutzen darf und ob der Zutritt zum Camping-Gelände nach Ankunft per Shuttle gesichert ist, lassen die Veranstalter offen. Gleiches gilt für Busreisende: "Die offiziellen Reisepartner Busreisen werden weiterhin wie geplant zum Festival fahren", so die Veranstalter.

Eine Chance auf den "Holy Ground" scheint auch noch für diejenigen zu bestehen, die per Fernzug nach Wacken unterwegs sind: "Wenn Du bereits mit dem Fernzug unterwegs bist, werden wir unser Bestmögliches tun, Dich bei der Anreise zu unterstützen", heißt es auf der Homepage weiter.

Volkspark-Camper haben Pech

Der Parkplatz am Hamburger Volksparkstadion wurde von vielen gestrandeten Wacken-Fans gut genutzt. Zahlreiche Autos, Transporter, Campingwagen und Wohnmobile, fanden dort am Dienstag einen Stellplatz - die Besucher schlugen Zelte und Pavillons auf. Doch für sie geht es nun nach Hause. Laut den Veranstaltern darf das Festival von denjenigen, die sich zurzeit am Volkspark befinden, nicht angefahren werden. Dort dürfe man noch eine Nacht campieren und müsse das Gelände dann verlassen.

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Umgang mit Tickets unklar

In den sozialen Netzwerken ist die Empörung bei vielen Metalheads groß: Bekomme ich mein Ticket erstattet? Kann ich mein Ticket auf das nächste Jahr umschreiben lassen? Auf all diese Fragen haben die Veranstalter zu diesem Zeitpunkt noch keine Antwort. Auf der Website heißt es dazu: "Weitere Informationen zu dem Umgang mit euren Tickets klären wir gerade und werden sie so schnell wie möglich bekanntgeben."

Am Vormittag startet auf dem "Holy Ground" das Bühnenprogramm. Bis Sonnabend sind in Wacken mehr als 200 Konzerte auf neun Bühnen geplant.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 02.08.2023 | 08:00 Uhr

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