Wohncontainer sollen sinnvoll genutzt werden
Was tun mit leer stehenden Containern in Flüchtlingsunterkünften? Schleswig-Holstein geht bei der Suche nach einer Lösung des Problems jetzt einen ganz eigenen Weg: Das Land verschenkt kurzerhand einen Teil seines Container-Kontingents an wohltätige Vereine und gemeinnützige Projekte von Kommunen. Wie das funktioniert und wer am Ende profitiert? Ein Bericht in der Reihe "NDR Info Perspektiven".
Anne-Kathrin Hoffmann geht zielstrebig über den Sportplatz der Haupt- und Realschule Auewiesen in Malente in Ostholstein. Neben dem Fußballfeld stehen 17 weiße Container, dicht an dicht, in einer Reihe. Hoffmann öffnet die Tür zu einem der Container: "Das Land hat schon gut vormontieren lassen, sodass hier Licht und Heizkörper installiert sind, der Fußboden ist Laminat. Die Grundausstattung ist also da." Ein Teil der Container soll bei einem geplanten Schulumbau als Lagerraum zum Einsatz kommen, ein anderer Obdachlosen eine kurzfristige Bleibe bieten.
Angebot kommt finanzschwachen Kommunen sehr gelegen
Als Ordnungsamtsleiterin der Gemeinde Malente hatte Hoffmann schon seit Längerem nach Räumlichkeiten gesucht. Das Angebot des Landes kam wie gerufen: "Da wir eine finanzschwache Kommune sind, ist das sehr hilfreich. Wir hätten sonst gucken müssen, ob wir irgendwo etwas neu bauen oder anmieten. Das heißt, wir haben immer laufende Kosten. Das ist eine ordentliche finanzielle Erleichterung."
"Wir wollen nicht, dass die Container leer stehen"
Insgesamt verschenkt Schleswig-Holstein 823 leer stehende Container für gemeinnützige Zwecke. Seit Bekanntwerden des Angebots wird das Land von Anfragen quasi überrannt, wie Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) berichtet: "Was wir nicht wollen, ist, dass die Container leer stehen und vor sich hin rotten und dann irgendwann gar nicht mehr nutzbar sind. Das ist auch nicht wirtschaftlich. Deswegen haben wir das im Haushalt so abgesichert, dass wir die Container weiter geben können."
Sprachkurs-Raum, Kleiderkammer, Fahrradwerkstatt
14 Container sind bei dem Verein "WIR für Rendsburg" gelandet. Hier organisiert Steffen Uebelhör mit seinen Kollegen Sprachkurse für Flüchtlinge. Es gibt auch eine Fahrradwerkstatt und eine Nähstube, außerdem nimmt der Verein Kleider- und Sachspenden entgegen. Uebelhör öffnet einen der Container auf dem Gelände des Vereins. Er ist randvoll bepackt mit beschrifteten Kartons: "Wir waren auch sehr überrascht, dass die Spendenflut definitiv nicht abgeebbt ist. Das ist ja auch der Grund, warum wir dringend diese Container gebraucht haben."
Auch die anderen Container werden alle schon genutzt. In einem findet gerade ein Deutschkurs statt. Uebelhör ist dankbar für das Angebot des Landes. Für das Aufstellen der Container brauchte er allerdings zunächst eine Baugenehmigung: "Es ist schon noch ein bisschen Bürokratie nötig. Vor allem muss man auch Geld in die Hand nehmen, denn der Transport der Container ist nicht umsonst. Für zwei Container kostet eine Fahrt 350 Euro. Wenn Sie sich überlegen, dass wir sieben Fahrten hatten, ist das schon nicht ganz ohne."
Noch gibt das Land nicht alle Container frei
Günstiger als die Miete einer Lagerhalle sei es aber dennoch, sagt Uebelhör. Er hätte sogar noch weitere Container genommen, wenn das möglich gewesen wäre, doch das Land will sich noch längst nicht von allen leer stehenden Containern trennen. Rund 11.000 belässt es vorerst in den Aufnahmelagern, um gegebenenfalls wieder mehr Flüchtlinge unterbringen zu können.