Wartezeiten beim TÜV: Fahrschulen demonstrieren in Lübeck
Junge Menschen, die ihren Führerschein machen wollen, müssen mitunter bis zu vier Wochen auf einen Prüfungstermin beim TÜV warten. Auf diesen Missstand haben am Freitag Fahrlehrer bei einer Demo in Lübeck hingewiesen.
Wer die praktische Fahrprüfung machen möchte, muss allein darauf zwei bis vier Wochen warten. Vor allem im Süden des Landes ist die Lage laut Fahrlehrer-Verband Schleswig-Holstein angespannt. Der Verband kritisiert, dass der TÜV zu wenige Termine anbietet - unter anderem, weil Personal fehlt. Um zu zeigen, dass das Problem nicht bei den Fahrschulen, sondern eben bei der Prüfstelle liege, gehen die Fahrlehrer auf die Straße und zeigen ihren Protest öffentlich.
120 Fahrlehrer bei der Demo dabei
Nach Angaben der Polizei beteiligen sich 120 Fahrlehrer und -lehrerinnen an der Demonstration vor der TÜV-Zentrale in der Steinbrücker Straße in Lübeck. An einem Auto hängt ein Plakat mit der Aufschrift: "Ihr habt einen Auftrag". Mit "ihr" ist der TÜV gemeint. Auf einem weiteren Plakat steht: "Wir fordern mehr Prüfplätze für unsere Fahrschüler." Der Lübecker Fahrschullehrer Nils Reichentrog sagte am Vormittag: "Keiner vom TÜV hat sich getraut, sich hier vorne hinzustellen und irgendwas zu sagen. Und das finden wir sehr sehr schade."
TÜV will mehr Prüfer ausbilden und Ruheständler aktivieren
Auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein bestätigte ein Sprecher des TÜVs, dass es im Süden Schleswig-Holsteins tatsächlich zu Wartezeiten von bis zu vier Wochen komme. Ihm zufolge gibt es zum einen mehr Anmeldungen für Prüfungen. Zusätzlich fehle Personal. Und beim TÜV Nord sei bereits fünf Tage in diesem Jahr gestreikt worden. Damit die Fahrschüler bald nicht mehr so lange warten müssen, will der TÜV unter anderem mehr Prüfer ausbilden und Ruheständler reaktivieren. Das hat der TÜV in der Vergangenheit allerdings schon häufiger angekündigt.
Personalnot auch in den Fahrschulen
Nicht nur die Prüfstelle hat Personalprobleme - auch den Fahrschulen im Land fehlen Ausbilder. Laut Verband gehen viele Fahrlehrer demnächst in Rente - oder sie sind es schon. Der Nachwuchs fehlt. Der Fahrlehrer-Verband Schleswig-Holstein will deshalb nun verstärkt auch im Umfeld von Hochschulen werben, um vor allem Studienabbrecher für den Job zu gewinnen. Weil viele Fahrlehrer gesucht werden, haben Interessierte laut Verband beste Chancen, eine gut bezahlte Stelle zu bekommen.
Führerschein wird immer teurer: Kosten bis 3.000 Euro
Die Kosten für den Führerschein sind unterdessen gestiegen. Fahrschüler müssen jetzt im Schnitt 2.500 bis 3.000 Euro für den Führerschein ausgeben. Vor Corona waren es noch 2.000 bis 2.500 Euro. Die Erhöhung hat laut Verband mehrere Gründe: Zum einen liegt dies an der allgemeinen Inflation. Außerdem sorgt der Fachkräftemangel dafür, dass die Fahrlehrer besser entlohnt werden müssen. Und auch der Sprit ist laut Verband teurer geworden. "Wobei viele Fahrschulen mittlerweile auch schon auf Strom umgestellt haben", sagte der Vorsitzende des Verbands, Frank Walkenhorst. Aber auch da seien die Preise im Moment nicht so attraktiv, dass es sich lohne, komplett auf E-Autos umzusteigen.