Von Flensburg in die Welt: Zwei Weltenbummler fahren durch Europa
Ann-Christin Prange und Daniel Röver aus Flensburg haben sich ihren Traum erfüllt: Seit April haben die beiden mit ihrem "Düdo" 16 Länder bereist - von Dänemark bis Griechenland.
Mindestens zwei Jahre wollen die beiden Flensburger auf Weltreise sein. Gestartet sind sie im April 2023 und haben bisher 16 Länder bereist. Unterwegs sind sie mit einem Mercedes-Transporter aus dem Jahr 1978, den sie liebevoll zu einem Wohnmobil umgebaut haben. Der Transporter wird unter Sammlern auch "Düdo" genannt. In ihm leben und arbeiten sie. Über die Weihnachtstage hat das Paar etwas "geschummelt", denn sie haben Daniels Familie in Südschweden besucht, ausnahmsweise mit dem Flugzeug. Demnächst geht es dann wieder zurück nach Griechenland, wo sie aktuell "zu Hause" sind. Sie waren zuvor in Dänemark, Schweden, am Nordkapp in Norwegen, Finnland, den baltischen Staaten, in Polen, Österreich, der Slowakei, Ungarn, Montenegro, Albanien und Griechenland. Mit ihrem "Düdo" sind sie seit dem Start in Flensburg bisher exakt 14.958 Kilometer gefahren.
Der Traum von einer Weltreise: Einfach machen
Den Traum, eine Weltreise zu machen, hatten die 32-Jährige und ihr 35-jähriger Freund schon lang. Das Haus im Flensburger Stadtteil Mürwik wurde verkauft. Mit den Arbeitgebern, Ann-Christin arbeitet als Freiberuflerin für eine Universität und Daniel als Ingenieur für eine Hamburger Firma in der maritimen Wirtschaft, haben sie sich auf flexible und reduzierte Arbeitszeiten geeinigt. Mobile Arbeit funktionierte auch vorher in beiden Fällen schon sehr gut. Donnerstags und freitags sitzen sie jetzt meist am Laptop, um die Reisekasse mit Arbeit aufzufüllen. Zwischendurch gibt es viele Eindrücke und Erlebnisse.
Traumreise trotz Heimweh
Die Erfahrungen - egal ob im Norden oder Süden Europas - sind bisher durchweg positiv. Das Paar trifft überall auf große Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. "Man erlebt so unfassbar viel, dass es manchmal schwer ist, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten", schwärmt Ann-Christin, die vor allem vom Kontrast zwischen Skandinavien, dem Nordkapp und dann dem Mittelmeerraum beeindruckt ist. Gleichzeitig räumt sie aber ein, dass beide auch ihre Heimat Schleswig-Holstein ab und zu vermissen. "Nord- und Ostsee sind schon einzigartig", so das Fazit. Um einem Lager- beziehunsgweise Wohnmobilkoller zu entgehen, macht auch jeder mal etwas für sich. Daniel geht dann seinem Hobby "Geocaching" nach und Ann-Christin macht Outdoor-Sport.
Der Weg ist das Ziel
Ob es es irgendwann auch Richtung Asien oder Amerika geht? "Kann durchaus sein. Jetzt wollen wir erst mal weiter durch Europa fahren", so Ann-Christin. Ihre nächsten Ziele: Italien, Frankreich, Spanien, Portugal und Großbritanien. "Alles weitere entscheiden wird dann." Auch ein Enddatum für ihre Weltreise haben die beiden noch nicht im Kopf. Mit der Enge im Wohnmobil kommen beide sehr gut klar. "Das funktioniert deutlich besser als gedacht", so die Zwischenbilanz nach acht Monaten "on the road".
Abschied von Kater Momme
Ein Problem gab es vor dem Start dann doch. Der 15-jährige Kater Momme war schon sehr krank und sollte ursprünglich bei einer Pflegefamilie bleiben. Am Ende fuhr er dann doch mit, weil er sich - anders als in anderen Autos - im "Düdo" ganz wohlfühlte. Gut zwei Monate dauerte die Reise zu Dritt. In Norwegen stellte eine Tierärztin aber eine deutliche Verschlimmerung einer Tumorerkankung fest. "Als es dann mit Schmerzmitteln nicht mehr ging, mussten wir ihn erlösen", so Ann-Christin. Dankbar, dass Momme dabei war, ist sie trotzdem. "Er hat bis zum Schluss das Leben im Wohnmobil mit uns genossen. Wir konnten ihn auch draußen ohne Leine laufen lassen."
Der Oldtimer hält durch
Ihr Oldtimmer "Düdo" schafft maximal 85 Kilometer pro Stunde. Innen ist es übersichtlich. Auf etwa zehn Quadratmetern gibt es Sitzgelegenheit, Klapptisch, Kochnische und ein Bett. Bis auf einige kleinere, notwendig gewordene Reparturen leistet der 45 Jahre alte Transporter bisher zuverlässig seinen Dienst. In Flensburg haben sie den Wagen mit Solar-Technik ausgerüstet. So haben die beiden unterwegs immer Strom. "Natürlich ist das Beschaffen von Ersatzteilen schwierig, aber wir hatten großes Glück. Wir durften in Griechenland einen "Düdo", den wir zufällig am Straßenrand entdeckt hatten, ausschlachten. So kamen wir zum Beispiel an ein neues Gestänge für die Scheibenwischanlage", erzählt Ann-Christin.
Internet funktioniert meist besser als in Deutschland
Auch das Arbeiten von unterwegs läuft perfekt. "Wir haben bisher überall schnelles und günstiges mobiles Internet bekommen. Das funktioniert meist deutlich besser als in Deutschland", freuen sich die beiden Auswanderer auf Zeit. In Finnland haben sie für einen Monat unlimitertes Internet zwölf Euro gezahlt. Aktuell decken ihre Löhne die Reisekosten. Die Arbeit gibt dem Paar auf ihrer Reise geregelte Tagesabläufe. Dank der stabilen Netzversorgung können sie auch problemlos den Kontakt zur Familie und zu Freunden halten.