Verschlickter Husumer Hafen wird zum Problem
Der Husumer Hafen ist verschlickt. Mittlerweile gibt es dort täglich nur noch zwei kurze Zeitfenster von gut 40 bis 60 Minuten, in denen Schiffe ein- oder auslaufen können.
Nordfriesland hat 13 Wirtschaftshäfen. Dazu gehören List, Hörnum (beide Sylt), Wyk (Föhr) und Wittdün (Amrum). Weitere Beispiele sind: Dagebüll, Schlüttsiel, Hooge, Pellworm und natürlich Husum. Sie liegen alle im Wattenmeer und verschlicken nach und nach durch den Wechsel von Ebbe und Flut. Besonders groß ist das Problem in Husum. Dort wird die Fahrrinne inzwischen immer flacher und damit für Schiffe immer schwerer passierbar. Nur noch zweimal am Tag können die Schiffe dort ein- oder auslaufen. Die Betriebe dort fordern deshalb, dass die Fahrrinne um 40 bis 50 Zentimeter wieder auf 4,70 Meter vertieft wird. Ansonsten seien 800 Arbeitsplätze im Hafen in Gefahr, so der Koordinator der Interessengemeinschaft Nordfriesischer Häfen, Hans von Wecheln.
Futtermittelhersteller BAT ist auf den Hafen angewiesen
Vom Futtermittelwerk in Husum wird das nördliche Schleswig-Holstein unter anderem mit Rinderfutter beliefert. Außerdem werden dort regelmäßig Dünger- und Futtermittelschiffe gelöscht. Bei Bedarf wird die Getreideernte ebenfalls von Husum aus verschifft. "Die Schiffe werden immer größer, weil wir C02-neutraler transportieren möchten. Vor fünf Jahren gab es noch viele Schiffe zwischen 1.000 und 2.000 Tonnen, die gibt's heutzutage nicht mehr auf dem Markt. Es wird immer schwieriger Schiffe zu finden, die in den Husumer Hafen einlaufen können", sagt Kim Drewing von der Firma BAT.
Werft fordert schnelles Handeln
"Wenn hier nichts passiert, dann ist das Thema für uns in einem Jahr durch", fürchtet Erik Dettmann, Geschäftsführer der Werft Husumer Dock und Reparatur. Für ihn und seine Werft geht es um die Existenz. Schon jetzt sei es für seine Kunden immer schwieriger, in den Husumer Hafen zu gelangen, so Dettmann. In der Werft werden zum Beispiel auch die Fähren und Ausflugsschiffe zu den Inseln und Halligen gewartet und repariert. "Diese Schiffe sind für das Wattenmeer gebaut. Die können nicht einfach so zu den nächsten Werften nach Cuxhaven oder Esbjerg fahren."
Kein Vergleich mit der Elbvertiefung in Hamburg
"Anders als bei der Hafenvertiefung in Hamburg geht es in Husum nur um die Wiederherstellung des Zustands von vor 40 Jahren und nicht um eine klassische Vertiefung", so der Koordinator der Interessengemeinschaft Nordfriesische Häfen, Hans von Wecheln, der von einer "lange überfälligen Erhaltungsmaßnahme" spricht. Bei Bund und Land haben die Verantwortlichen schon mal vorgefühlt. Ergebnis: Dort könne man sich vorstellen, die Kosten zu übernehmen. Zunächst ist von einmalig 500.000 Euro die Rede. Gebaggert werden soll nach Angaben der Interessengemeinschaft auch nur an zwei Stellen. Von Wecheln ist optimistisch, dass es mit der Vertiefung der Fahrrinne schon Ende des Jahres losgehen kann.
Schutzstation Wattenmeer ist gegen eine Vertiefung des Hafens
Losgehen kann es aber erst, wenn auch die Naturschützer gehört wurden. Die Bagger-Maßnahme muss bei mehreren Behörden beantragt und genehmigt werden. "Wir möchten keine großen Container, keine Riesenfahrten im Wattenmeer haben - und auch nicht mehr Fahrten", so Katharina Weinberg von der Schutzstation Wattenmeer. Sie kündigte an, die Pläne kritisch zu prüfen.