Todesursache klar: Pottwal vor Sylt an eigenem Gewicht erstickt

Stand: 25.03.2025 15:35 Uhr

Mitte Februar war der tote Pottwal im Hafen von Hörnum auf Sylt aufgetaucht. An der Tierärztlichen Hochschule in Hannover wurde nun die Todesursache festgestellt. Der Kiefer des Tiers soll ausgestellt werden.

Gewässer mit Ebbe und Flut - wie eben die Nordsee - kennen Pottwale nicht. Sie bewegen sich normalerweise in gleichbleibend tiefen Gewässern in sogenannten Wassersäulen, erklärt Joseph Schnitzler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Wenn ein Pottwal dann auf dem Grund liegt, wird er von seinem eigenen Körpergewicht erdrückt, so Schnitzler. Das ist sehr wahrscheinlich auch der Fall beim 20 Tonnen schweren Tier vor Sylt der Fall gewesen. Das ergibt eine erste Auswertung der Proben in Büsum (Kreis Dithmarschen).

Pottwal wird weiter untersucht

Der Wal hatte sich offenbar verirrt und war in die flachen Gewässer vor Sylt geschwommen. Warum er sich dorthin verirrt hat, können die Expertinnen und Experten vom ITAW nur vermuten. Mögliche Gründe dafür könnten der Klimawandel, gestörte Magnetfelder oder der Schiffsverkehr sein. Was klar ist: Als der Pottwal vor Sylt entdeckt wurde, war er schon länger tot.

Trotz Feststellung der Todesursache, wollen die Forscherinnen und Forscher in Büsum weiter Proben des toten Wals untersuchen und analysieren. Sie hoffen auf neue Erkenntnisse über die Herkunft des Tieres und sie wollen wissen, ob im Fettgewebe Chemikalien oder andere Schadstoffe nachweisbar sind. Man wisse noch sehr wenig über junge, männliche Pottwale, deshalb seien die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gespannt auf die weiteren Ergebnisse, so Schnitzler.

Pottwal-Kiefer wird präpariert und bekommt unechte Zähne

Hörnum: Timo Arp, Schlachter aus Jagel, zerlegt mit einer Motorsäge den Pottwal-Kadaver am Strand. © dpa-Bildfunk Foto: Lea Albert
Timo Arp, Schlachter aus Jagel, zerlegte mit einer Motorsäge den Pottwal-Kadaver am Strand.

Der Unterkiefer des Meeressäugers wird zurzeit von einem Spezialisten für Wale aufwendig präpariert und entfettet. Der große Kiefer soll dann ab Winter 2027 im Rahmen einer Neugestaltung im Erlebniszentrum in List auf Sylt (Kreis Nordfriesland) ausgestellt werden. Allerdings werden die wertvollen Elfenbeinzähne durch Kunststoff- oder Holzzähne im Exponat ersetzt, um möglichen Diebstählen vorzubeugen. "Die Elfenbein-Zähne fallen bei der Präparation heraus, wenn das Fleisch abfällt", erklärt Matthias Strasser, Geschäftsführer des Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt. In der Ausstellung findet der Kiefer seinen Platz neben dem Skelett eines präparierten Zwergwals.

Wal-Kadaver in acht Teile zerlegt

Der Kiefer des 14,3 Meter langen Bullen wurde in Hörnum im Februar als erstes abgetrennt. Die Idee, den Kiefer vor Ort auf der Insel zu präparieren, wurde laut Erlebniszentrum Sylt aufgrund der fehlenden technischen Möglichkeiten verworfen. Deswegen wurden die Arbeiten nach Bremerhaven verlegt. Den Kadaver des Wals haben Experten mit Messern, einer Kettensäge und Baggerschaufel in acht Teile zerlegt und in speziellen Containern anschließend nach Jagel (Kreis Schleswig-Flensburg) zur Tierkörperbeseitigung gebracht.

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