Studie: Kinderarmut zeigt sich zunehmend in Schulklassen
Nach einer Umfrage der Robert Bosch Stiftung ist die teils prekäre finanzielle Lage der Familien aus Sicht von Lehrkräften in den Schulen präsenter als im Jahr zuvor. Die GEW in Schleswig-Holstein will mehr finanzielle Unterstützung.
Die Forderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist nicht neu, bekommt aber durch die Studienergebnisse neuen Rückenwind: Die Gewerkschaft möchte, dass zum Beispiel Stifte, Hefte und Scheren für alle Schülerinnen und Schüler kostenfrei zur Verfügung stehen. Der Landesgeschäftsführer der GEW, Bernd Schauer, sagte: "Wir brauchen tatsächliche Lernmittelfreiheit. Das heißt, alle Schülerinnen und Schüler bekommen alles, was sie für die Schule brauchen, gestellt und es wird bezahlt." Eine Trennung zwischen wohlhabenden und armen Familien will die GEW nicht.
Armut vor allem in Ballungszentren
Besonders in den kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein - also in Kiel, Flensburg, Lübeck und Neumünster - beobachtet die GEW mehr Kinderarmut. "Das führt natürlich in Schulklassen zu einer Spaltung zwischen denjenigen Kindern, die alles haben, sage ich jetzt mal ganz platt. Und diejenigen, die gar nichts haben. Und das ist für ein soziales Verhältnis nicht gut." Sinnvoll seien auch mehr Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den Schulen, sagte Schauer.
Kein Pausenbrot, kein Schulausflug
Lehrerinnen und Lehrer sehen zunehmend auch, dass Kinder beispielsweise ohne Pausenbrot zur Schule kommen. Der eine wird kurz vor dem Schulausflug stets krankgemeldet, die andere war noch nie im Museum, geht nicht zum Kinderarzt oder kann nicht schwimmen. Jede dritte Lehrkraft gab in dem veröffentlichten sogenannten Schulbarometer an, Kinder und Jugendliche machten sich häufiger Sorgen um die finanzielle Situation ihrer Familie als zuvor. In sozial benachteiligten Lagen einer Schule drückt dies sogar jede zweite Lehrkraft aus (48 Prozent).
Wenn jemand weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung hat, gilt er als "armutsgefährdet" - Kinder und Jugendliche aus solchen Haushalten ebenfalls. Die Schwelle lag laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr für eine alleinlebende Person bei etwa 1.250 Euro netto im Monat.
Studie: Unmotivierte Schüler nerven Lehrer
Die Umfrage der Robert Bosch Stiftung hat außerdem ergeben, dass disziplinlose, unmotivierte und unkonzentrierte Schülerinnen und Schüler die Lehrkräfte am meisten herausfordern. Für diese repräsentative Studie wurden rund 1.000 Lehrerinnen und Lehrer befragt. Bernd Schauer von der GEW in Schleswig-Holstein macht hierfür unter anderem auch die Corona-Pandemie verantwortlich. Schülerinnen und Schüler seien seitdem häufig im Unterricht abgelenkt oder machten Ärger.