Schulstart in Schleswig-Holstein: Eine teure Angelegenheit
Vor dem Schulstart bekommen Eltern oft erstmal eine Einkaufsliste für Schreibwaren und andere Materialien übergeben. Die Preise dafür stellen viele Familien vor finanzielle Herausforderungen.
Schulranzen, Federmäppchen, Hefte - im Schreibwarengeschäft "Findefuxx" in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) gibt es fast alles, was man für den Start ins neue Schuljahr so braucht. Knapp eine Woche vor Schulbeginn in Schleswig-Holstein ist der Laden von Ingrid Engel gut besucht. Viele Eltern haben von den Lehrern Materiallisten erhalten, anhand derer sie mit ihren Kindern einkaufen gehen. Und damit bedeutet das Ende der Ferien für Familien vor allem neue Kosten.
Kosten für Schulmaterialien deutlich gestiegen
"Wir brauchen noch Hefte, Stifte und einen Tuschkasten", sagt Anastasia Otto. Ihr Sohn kommt in die zweite Klasse. "Es ist schon viel, was man braucht. Und vor allem werden die Anforderungen spezieller. Früher hat ein Marmeladenglas als Tuschbecher gereicht, heute steht einer mit Deckel auf der Liste", so Otto.
Die Preise von Schulmaterialien sind im vergangenen Jahr laut dem Statistischen Bundesamt deutlich gestiegen. Für Schulhefte und Zeichenblöcke werden 13,6 Prozent mehr als im Vorjahr fällig, bei Schreib- und Zeichenutensilien ist es eine Steigerung von 7,6 Prozent.
Trotz Sonderangeboten wird es teuer
Auch für die Kundinnen und Kunden des "Findefuxx" sind die Kosten für Schulmaterialien ein Thema. "Jetzt zum Schulstart sind die Sachen im Angebot, obwohl sie natürlich teurer sind als die letzten Jahre. Das ist für uns als Familie - und für alle anderen Familien natürlich auch - sehr teuer geworden", sagt Maren Schulze Westerhoff. "An unserer Schule werden die Eltern finanziell etwas entlastet. Denn der Schulverband übernimmt die Kosten für die Lehrwerke. Aber es ist schon viel Geld, was man ausgeben muss für die Schulsachen", meint auch Silke Heppner.
Zur Einschulung zahlen Eltern besonders viel
Vor allem die Einschulung kann schnell zur finanziellen Herausforderung werden. Denn zum Schulbeginn brauchen die Kinder eine Erstausstattung, also neben klassischen Schreibwaren zum Beispiel auch einen Ranzen. "Insgesamt zahlen die Kundinnen und Kunden durchaus um die 350 bis 360 Euro pro Kind", sagt Ingrid Engel. Um nicht alle Kosten auf einmal bewältigen zu müssen, kaufen viele Eltern laut Engel bereits im Januar die Schulranzen für ihre Kinder: "So müssen sie in den Sommerferien nicht ganz so viel Geld für Material aufbringen."
Kinderschutzbund: Zuschuss reicht nicht
Der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein kritisiert die hohen Kosten für Schulmaterial. "Vom ersten Schultag an werden Kinder aus einkommensschwachen Familien massiv benachteiligt", sagt die Landesvorsitzende Irene Johns. Zwar erhalten Kinder im Sozialleistungsbezug 174 Euro pro Schuljahr für den persönlichen Schulbedarf. Das reiche aber "hinten und vorne nicht", so Johns.
Zur finanziellen Belastung komme außerdem die emotionale hinzu. "Wenn eine Familie aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht die geforderten Materialien besorgen konnte, belastet das auch das Lernen des Kindes. Das Thema wird zum ständigen Begleiter", meint Johns. Deswegen fordert der Kinderschutzbund eine Lernmittelfreiheit: Schulmaterialien sollen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.