Schloss Düneck: Paar restauriert Herrenhaus von 1871

Stand: 02.09.2023 05:00 Uhr

Seit zwei Jahren sanieren Thani Huynh und Andreas Hanitsch Schloss Düneck, lassen Boden, Türen und Fenster aufarbeiten. Das Herrenhaus von 1871 soll kulturelles Zentrum werden.

von Corinna Below

Jedes Mal, wenn sie die große, schwere Eingangstür öffnen, können sie sich an die Aufregung erinnern, als sie Schloss Düneck in Moorrege (Kreis Pinneberg) zum ersten Mal betraten. Was sich Thani Huynh und Andreas Hanitsch damals für ein Anblick bot, sei gruselig gewesen, erinnert sich Hanitsch: "Hier war Teppichboden verklebt auf diesem alten Fliesenboden, der auch halb zerstört war." Außerdem fanden sie Latexfarben an den Wänden, abgehängte Decken und zugemauerte Türen. "Da haben wir gesagt: Okay, das ist ein Projekt für uns", erinnert sich Huynh.

Pompejanisches Rot freigelegt

Vor zwei Jahren kauften Andreas Hanitsch und Thani Huynh Schloss Düneck. Zuvor hatte es zehn Jahre leer gestanden. Andreas Hanitsch führt in die große Halle. Der Raum ist 100 Quadratmeter groß. Im Dach: ein großes Fenster mit farbigen Glasscheiben. Hanitsch geht direkt auf die Wand zu, streicht drüber und schwärmt: "Wir haben zehn Farbschichten entfernen müssen und die letzte Schicht, ist original: das pompejanische Rot aus 1871." Die Wand sieht etwas scheckig aus. Alt, aber schön irgendwie. Wie sie bei der Restaurierung vorgehen, haben Hanitsch und Huynh bis ins Detail mit dem Denkmalsschutz abgesprochen. "Wir haben entschieden, dass wir das so belassen", erzählt Hanitsch. "Wir finden, dass das die ganze Historie rüberbringt." Auch auf den Wänden: riesengroße gestempelte Rahmen. "Das sind die Bilderleisten, auf die man früher die Gemälde gehängt hat." Hier hängt jetzt moderne Kunst. Zum Beispiel ein Bild, bestehend aus zu kleinen Quadraten geschnittenen Vinyl-Platten. Durch das Sonnenlicht, das durch die bunten Dach-Fenster fällt, entsteht auf Wand und Bildern ein regenbogenfarbenes Lichtspiel, das im Laufe des Tages an den Wänden entlangwandert.

Eine amerikanische Villa in Moorrege

1.200 Quadratmeter Wohnfläche hat das Schloss, dass streng genommen kein Schloss, sondern ein Herrenhaus ist. Gebaut hat es ein Uetersener. Der lebte damals in den USA. Michael Lienau war durch den Handel mit französischen Weinen reich geworden. Auch hatte er reich geheiratet. Seinen Lebensabend wollte er mit seiner zweiten amerikanischen Frau Sarah dann in seiner alten Heimat verbringen. Er beauftragte seinen Bruder 1870 mit dem Bau des Herrenhauses in Moorrege. Detlef Lienau war damals in den USA einer der bedeutendsten Architekten seiner Zeit und hatte schon zahlreiche Villen, sogenannte Mansions, an der US-Ostküste gebaut.

Pläne aus einem Archiv in New York

Thani Huynh und Andreas Hanitsch laufen durch den großen Ess-Saal direkt zum Wintergarten, um eine Sensation des Hauses zu präsentieren: einen 150 Jahre alten Weinstock. In der Ecke: moderne Gartenmöbel. "Hier sitzen wir am liebsten", erzählt Huynh. Doch dann wollen sie die Kopien der Baupläne zeigen. Die Originale liegen in einem Archiv der Columbia University in den USA. "Wir hatten das große Glück, gleich nach dem Kauf schon die Pläne aus New York zu bekommen", sagt Hanitsch. So hätten sie einen Abgleich machen können und sehen können, in welchen Zustand sie das Haus wieder zurückversetzen sollten.

15.000 Euro für den Kronleuchter aus Murano-Glas

Ihr Geld verdienen die beiden mit Projekt-Entwicklungen und Start-Ups. Was Restaurierung und Ausstattung von Schloss Düneck gekostet haben, darüber reden sie nicht. Aber allein für einen Kronleuchter aus gelbem und weißem Murano-Glas aus Venedig haben sie etwa 15.000 Euro bezahlt. Jetzt hängt er über einem runden Esstisch im sogenannten Goldenen Salon.

75 Handwerkerinnen und Handwerker haben ein Jahr lang restauriert, konnten alle Originalfenster erhalten. Spezialisten haben die Böden und Schiebetüren aufgearbeitet. Das Haus ist auch von außen besonders. Huynh erklärt warum: "Man hat viktorianische Elemente, französische Elemente, Chateau-Stil. Neo-Grek und gleichzeitig aber die Kanonenrohre, die oben hervor gucken, wie aus einem Science-Fiction-Film." Hier spricht sie vom Dach. Was wie Kanonenrohre aussieht, sind Fensterluken.

Stil von 1871 trifft modernes Design

Das Unternehmer-Paar hat entschieden, das Haus nach historischen Vorbild zu restaurieren, es aber gleichzeitig zu modernisieren. Zu erkennen ist das vor allem an der Einrichtung: modernes Design gemischt mit antiken Sammler-Stücken. Seit einer Woche leben sie hier. Jetzt haben sie von einem der Balkone im ersten Stock den gleichen Ausblick wie die Lienaus vor 150 Jahren. "Michael Lienau kommt ja aus Uetersen, und selbstverständlich wollte er einen Blick auf seine Heimatstadt haben. Deshalb hat er das Schloss so herum orientiert," erklärt Hanitsch. - Also mit dem Eingang auf der Rückseite Richtung Uetersen, sodass "man einen ganz fantastischen Blick auf das Adligen-Kloster von Uetersen hat."

Die Sache mit den Selbstmorden

Im ersten Stock liegen auch die zehn Gästezimmer. Jedes ist individuell gestaltet. Hier haben auch die Lienaus geschlafen, erzählt Huynh. Sarah Lienau war psychisch krank, heißt es. Sie litt unter einem Kauf- und Verschenk-Zwang. Die Rechnungen für ihre Eskapaden habe sie dem Gatten auf sein Kissen gelegt, erzählt Huynh. Michael Lienau hatte da schon längst ein Verhältnis mit einer Tochter der wohlhabenden Uetersener Familie Lange, die er auch heiratete, nachdem sich Sarah das Leben genommen hatte. "Das ist natürlich schrecklich. Eine Tragödie", sagt Huynh.

Sarahs Tod blieb nicht die einzige Tragödie auf Schloss Düneck. In 150 Jahren gab es insgesamt sechs Selbstmorde, erzählt Hanitsch, "Wir haben hier so viele Schlagzeilen aus den letzten 150 Jahren gelesen. Es ist total spannend, in die Geschichte einzutauchen." In einem Haus mit einer so düsteren Geschichte zu leben, machte ihnen aber nichts aus. Huynh erklärt, warum: "Hier war immer Musik und Literatur, Menschen haben hier verkehrt. Es wurde debattiert. Es gab damals schon die Salonkultur." Für Begegnungen, Konzerte, Debatten und Kunst ist hier jetzt wieder Platz, sagen sie, denn an diese Tradition möchten sie anknüpfen.

Veranstaltungen am und im Schloss

Wer sich selbst ein Bild vom Schloss machen möchte: Am Sonntag, 3. September, laden die Hausherren die Öffentlichkeit zu Kunst und Kultur im Schlosspark ein. Der Eintritt kostet 30 Euro. Und am 10. September gibt es am Tag des offenen Denkmals Führungen. Der Eintritt ist dann frei, man muss sich aber anmelden.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 02.09.2023 | 19:30 Uhr

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