Nach Razzia in Kiel: Das Problem mit illegalen Spielautomaten
Die Polizei hat am Dienstagabend bei einem größeren Einsatz in Kiel-Gaarden Cafés, Bars und Spielhallen durchsucht. Dabei wurden zahlreiche Spielautomaten beschlagnahmt. Sie waren nicht angemeldet.
Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft und der Stadt Kiel sind bei einer Razzia 25 Objekte und zwei Wohnungen im Kieler Stadtteil Gaarden durchsucht worden. Rund 170 Polizeibeamte waren an dem Einsatz beteiligt - dazu Kräfte der Einsatzhundertschaften aus Eutin (Kreis Ostholstein) und Mitarbeiter der Gewerbeaufsicht der Stadt Kiel. Sie stellten insgesamt 58 illegale Spielautomaten sowie Bargeld in fünfstelliger Höhe, Elektronikgeräte und diverse Handys sicher. In den beiden durchsuchten Wohnungen wurden zudem Messer und Schreckschusswaffen gefunden.
Laut Polizei und Generalstaatsanwaltschaft stellten die Behörden bei der Durchsuchungsaktion Verstöße gegen das Betäubungsmittel-, Arzneimittel- und Waffengesetz fest. Einer Gaststätte wurde den Angaben zufolge wegen diverser Verstöße der Weiterbetrieb untersagt.
Erfolg für neue Ermittlungseinheit
In der Sache ermittelt eine neu eingerichtete Einheit der Generalstaatsanwaltschaft. Laut Güntge hatte sich die Ermittlungsgruppe wochenlang auf den Zugriff am Dienstagabend vorbereitet. Schleswig-Holsteins Justizministerin Kerstin von der Decken (CDU) nennt den Einsatz der neuen Ermittlungseinheit einen "großen Erfolg". "Durch einen besseren Überblick zu landesweiten Strukturen der Kriminalität können die Ermittlungsverfahren im Bereich der organisierten Kriminalität zentral und noch effektiver geführt werden. Mein großer Dank gilt allen an dem Einsatz in Kiel-Gaarden beteiligten Kräften," betonte die Justizministerin.
Großes Problem: Illegale Automaten
Auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein sagte der leitende Oberstaatsanwalt Georg-Friedrich Güntge, der außergewöhnlich umfangreiche Fund zeige, welche Dimension das illegale Glücksspiel auch in Schleswig-Holstein habe. Die Automaten seien nicht angemeldet - die Gewinne flössen an der Steuer vorbei. Nicht beantworten konnte Güntge, ob es sich in Kiel-Gaarden um Einzelfälle oder organisierte Kriminalität handelt.
Illegale Automaten umgehen Vorgaben zum Schutz vor Glücksspielsucht
Der Verband der Deutschen Automatenindustrie sieht in den 58 illegalen Automaten keinen größeren Fund: In allen größeren Städten Schleswig-Holsteins gebe es illegale Spielautomaten. Laut dem Verband kommen sofort neue Automaten nach, sobald illegale Geräte abgebaut werden. Das Problem mit den Geräten: Die legalen Automaten haben Gewinnsperren und geben für die Spieler Zwangspausen vor. Außerdem darf auch nicht so viel Geld eingeworfen werden. Dieser Schutz ist laut Verband gut und wichtig und gleichzeitig problematisch, weil so viele zu den illegalen Automaten abwandern.
Von einem "Riesenproblem" spricht indes die Stadtmission Kiel. Laut Suchtberater Burkhard Schweiker nutzen leider mehr Menschen die illegalen Automaten, je mehr bei den legalen Spielautomaten reguliert werde. "Ordnungsämter haben zu wenig Möglichkeiten, um zu sehen, was vor Ort mit den Glücksspielautomaten eigentlich passiert." Es finde zu wenig Kontrolle statt. Außerdem sei es für die Spieler selbst oft schwierig herauszufinden, ob sie an einem legalen oder illegalen Gerät spielen.