Ostsee-Sturmflut: Gemeinden und Land kritisieren Schaulustige
Die Sturmflut treibt zurzeit nicht nur Einsatzkräfte an Schleswig-Holsteins Ostseeküste. Auch Schaulustige beobachten das Spektakel, begeben sich in Gefahr - und behindern die Feuerwehr. Daniel Günther spricht von "Katastrophentourismus".
Dutzende Schaulustige haben sich am Freitagnachmittag an der Flensburger Hafenspitze das Hochwasser angeschaut. Während einige mit Gummistiefeln und Regenhosen durch die Flut wateten, begaben sich andere in Schlauchboote, auf SUPs oder mit Surfbrettern ins Wasser. Die Stadt beobachtet dies mit Skepsis - es habe ein gewisser Katastrophentourismus eingesetzt. Man bitte ausdrücklich darum, sich nicht in Gefahr zu bringen. Laut Stadtsprecher werden die Arbeiten der Stadtwerke durch Boote, Kanufahrer und Schaulustige auf SUP-Brettern behindert.
In der kleinsten Stadt Deutschlands, Arnis an der Schlei im Kreis Schleswig-Flensburg, wird ebenfalls gegen steigende Pegelstände gekämpft. "Bleibt weg", sagt Axel Kühn von der Freiwilligen Feuerwehr Arnis in Richtung möglicher "Hochwasser-Touristen". Die Einsatzkräfte hätten "alle Hände voll zu tun. Jedes Auto, das uns hier in die Quere kommt, ist eins zu viel."
Daniel Günther: "Nicht die Zeit für Katastrophentourismus"
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther mahnte am Freitagnachmittag zu Besonnenheit. Die Arbeit der Einsatzkräfte dürfe nicht durch Schaulustige behindert werden, so der CDU-Politiker. "Dies ist nicht die Zeit für Katastrophentourismus. Wir alle im Land tragen Verantwortung, in dieser Krise zusammenzustehen. Das funktioniert im Moment am besten, indem die Menschen die Küstenbereiche meiden - auch zur eigenen Sicherheit."
Auch das Innenministerium Schleswig-Holsteins appelliert an die Bewohner betroffener Gebiete. Man solle zu Hause bleiben. "Sehen Sie bitte von einem Aufsuchen der vom Hochwasser besonders gefährdeten Bereiche an der Küste, insbesondere Hafen- und Küstenschutzanlagen sowie Steilufer und Strände, dringend ab", so das Ministerium am Freitagnachmittag.