Northvolt überprüft Ausbau-Pläne - kein Baustopp für Heide

Stand: 04.07.2024 09:20 Uhr

Der Batteriehersteller Northvolt erwägt nach Informationen einer schwedischen Zeitung, seine umfangreichen internationalen Pläne zu bremsen. Bei Heide sollen die Bauarbeiten aber laut Unternehmen weiterlaufen.

Der schwedische Batteriehersteller Northvolt will offenbar den Bau der Fabrik bei Heide (Kreis Dithmarschen) nicht stoppen. Das hat der Deutschland-Chef des schwedischen Batterieherstellers, Christofer Haux, erklärt. Allerdings wollte er nicht ausschließen, dass sich der Fabrikbau verzögern oder geändert werden könnte.

Carlsson will sich auf den Kern des Geschäfts konzentrieren

Am Dienstag hatte die schwedische Zeitung Dagens industri berichtet, dass Northvolt seine internationalen Vorhaben bremsen wolle. "Wir waren in unseren Expansionsplänen etwas zu aggressiv und das überprüfen wir jetzt", sagte der Geschäftsführer von Northvolt, Peter Carlsson, dem schwedischen Wirtschaftsblatt "Dagens industri". Die Ankündigung erfolgte nach jüngsten Turbulenzen, die unter anderem auf mysteriöse Todesfälle in Skellefteå (dort steht die Mutterfabrik), verspätete Lieferungen und einen gestoppten Fabrikbau in Borlänge zurückzuführen waren.

Northvolt habe in den letzten Jahren viel Geld in das Wachstum gesteckt, schreibt die Zeitung. Laut Carlsson muss sich das Unternehmen nun besser "auf das konzentrieren, was den Kern des Geschäfts ausmacht". Und das sei nicht zuletzt die schleppende Produktion in Skellefteå.

Keine Krise, aber Schwierigkeiten

Peter Carlsson spricht beim Baustart der Batteriefabrik. © NDR
Der Geschäftsführer von Northvolt, Peter Carlsson, will den Zeitplan des internationalen Wachstums überdenken.

Es hieß, die Strategie-Tage des Vorstands im September seien nun wichtig, um "den Plan anzupassen". Von einer Krise des Unternehmens wollte Carlsson nicht sprechen, räumte aber laut "Dagens industri" ein, dass es unter anderem bei der Mutterfabrik schwierig sei. Carlsson sagte der Zeitung, wenn man jetzt im Rückstand sei, dann müsse man die nächsten Schritte überprüfen, und daran arbeite man gerade.

Batteriefabrik bei Heide: Northvolt beschwichtigt

Der Wirtschaftsausschuss des Landtages ist aktuell auf einer mehrtägigen Informationsreise in Dänemark und Schweden. Am Mittwoch trafen sich die Mitglieder in Malmö mit Northvolt-Vertretern, unter anderem mit Deutschland-Chef Christofer Haux. Das Treffen fand hinter verschlossenen Türen statt - ein Unternehmenssprecher teilte aber im Anschluss mit, "dass die Bauarbeiten an der Batteriezellfabrik in Dithmarschen in gewohnter Weise fortschreiten." Haux sagte, es sei kein Baustopp geplant.

Die Probleme betreffen demnach vor allem den Standort im schwedischen Skellefteå. Dort ist der Ausbau ungefähr ein Jahr im Verzug, deshalb kann das Werk im Moment einige Kunden nicht mit genügend Batterien beliefern. Weil schon Lieferverträge mit den Autoherstellern bestehen, ist die Fabrik in Schweden unter Druck. Dieses Problem will Northvolt nach eigenen Angaben beim Standort bei Heide vermeiden.

Aktuell laufe die Geländeeinebnung und die Verlegung einer Gaspipeline vor Ort. Weiter teilte der Sprecher mit, dass Northvolt die Hochlaufpläne seiner Fabriken überprüft. "Northvolt steht fest zur Expansion in Deutschland und Kanada". Um den Dialog weiter zu intensivieren, wurden die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses nach Skellefteå eingeladen.

Gespräche mit Northvolt "vertrauensvoll und zuversichtlich"

Auch der Fraktionsvorsitzende und wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Lasse Petersdotter, hat an dem Treffen in Malmö teilgenommen. Er sprach im Anschluss von einem vertrauensvollen und zuversichtlichen Gespräch, wie seine Sprecherin mitteilte. Northvolt habe sich auch in den vergangenen Tagen öffentlich zum Standort in Heide bekannt, "das ist ein wichtiges Signal für unsere Region". Petersdotter warnte davor, sich von Nachrichten zu schnell irritieren zu lassen.

Werk in Skellefteå von entscheidender Bedeutung

Am Dienstagnachmittag hatte Northvolt Deutschland-Sprecher Martin Höfelmann bereits gesagt, Northvolt überprüfe derzeit den Zeitplan zum weiteren Produktionshochlauf seiner Fabriken. Auch er betonte, dass der Fokus auf der Belieferung von Kunden aus dem Werk in Skellefteå liege. Auch er machte explizit deutlich: "Northvolt steht hinter der Expansion in Deutschland und Kanada, sie ist von entscheidender Bedeutung, um eine starke Position im globalen Markt für Batteriezellen zu erreichen."

Landesregierung in Kiel reagiert überrascht

Die Landesregierung, die die Ansiedlung in Dithmarschen mit Millionen Euro subventioniert, zeigte sich überrascht von Carlssons Ankündigungen und hat das Unternehmen um eine Stellungnahme gebeten. In den vergangenen Wochen und insbesondere während der letzten Sitzung der Steuerungsgruppe habe es seitens des Unternehmens keine entsprechenden Hinweise gegeben, so der Chef der Staatskanzlei, Dirk Schrödter (CDU). "Von der Ankündigung von Peter Carlsson waren wir sehr überrascht", teilt er in einem Statement mit. "Wir haben daraufhin umgehend mit Northvolt Deutschland Kontakt aufgenommen." Zwischenzeitlich habe die Geschäftsführung der Landesregierung mitgeteilt, dass das Unternehmen voll hinter dem Standort Heide stehe und die Bauarbeiten voranschreiten.

Standort-Gemeinde fühlt sich nach Hype um Ansiedlung vernachlässigt

Ein Teil der Northvolt-Fabrik entsteht auf dem Gebiet von Lohe-Rickelshof. Anfang dieses Jahres machte die Gemeinde den Weg frei für die Ansiedlung. Nun ärgert sich Bürgermeister Kai Tange (SPD), dass das Land entgegen der Beteuerungen zur Unterstützung der Kommunen eher abgetaucht sei. Von der im Dezember zugesagten Förderrichtlinie habe man nichts mehr gehört, so Tange weiter.

Zeitliche Verzögerung beim Bau - sollte es denn welche geben - seien für den Bürgermeister kein Problem. Er betont, dass der Druck, 2026 die erste Batterie ausliefern zu wollen, nicht von seiner Gemeinde, sondern von Northvolt komme.

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Dithmarschens Landrat bleibt gelassen

Der Landrat des Kreises Dithmarschen, Thorben Schütt (CDU), nimmt die Nachrichten aus Schweden gelassener hin - auch wenn sie in der Region für Verunsicherung sorgen. Er sagte auf NDR Schleswig-Holstein-Anfrage, er nehme das Statement zur Kenntnis: "Unabhängig davon hat sich Northvolt sowohl mit seiner Investment-Entscheidung, als auch in den letzten Tagen zum Standort Heide bekannt." Aus seiner Sicht hilft jedes erneute Bekenntnis zum Standort, damit "die Menschen hier auch wahrnehmen können, dass das Vorhaben insgesamt keineswegs in Frage steht."

Handelsblatt berichtet über zahlreiche Probleme bei Northvolt

Auch das Handelsblatt berichtet am Dienstag, dass die Probleme bei Northvolt nicht abreißen. Der Verlust habe sich im vergangenen Jahr auf eine Milliarde Dollar verdreifacht. Das habe mehrere Ursachen. Northvolt kämpft demnach unter anderem mit billigen Batterien aus China. Außerdem seien die Aussichten für Elektroautos nicht mehr so rosig wie bisher.

Zuletzt hatten ungeklärte Todesfälle am schwedischen Northvolt-Standort für Aufsehen gesorgt und Fragen nach der Betriebssicherheit aufgeworfen. Ende Juni hatte das "manager magazin" darüber berichtet, dass BMW einen Großauftrag bei Northvolt storniert. Demnach wurde eine Bestellung von Batteriezellen im Wert von zwei Milliarden Euro bei Northvolt zurückgezogen. Damals hieß es, dieses habe keine Auswirkungen auf den Standort Heide.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 04.07.2024 | 07:00 Uhr

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