Nicht günstig, aber individuell: Camping in SH weiter im Trend
Die Campingbranche blickt mit Zuversicht auf die neue Urlaubssaison 2024. Allerdings: Die Nachfrage nach neuen Wohnmobilen ist deutlich zurückgegangen, wie verschiedene Hersteller auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holsteins bestätigen.
Wer überlegt, ein neues Campingfahrzeug zu kaufen, muss tief in die Tasche greifen. Die Preise sind deutlich gestiegen seit der Corona-Pandemie. Kai Eichstedt vom Caravanpark "Spann ... an" aus Osterrönfeld (Kreis Rendsburg-Eckernförde) nennt folgende Zahlen: "Ein neues Wohnmobil kostet im Schnitt jetzt schon 80.000 Euro, ein Wohnwagen durchschnittlich 30.000 Euro. Das ist ein Anstieg von 30 -40 Prozent in den vergangenen drei Jahren." Dazu kämen gestiegene Zinsen und die insgesamt wirtschaftliche Unsicherheit. Die Folge: Die Leute halten ihr Geld lieber zusammen. "Die Kaufnachfrage geht zurück - vielleicht wieder auf das Niveau vor Corona, könnte man sagen."
Rückgänge hatte auch Patrick Helk, der Inhaber von "Nordvan" in Neumünster, zu verzeichnen. Er beobachtet aber, dass das Geschäft derzeit wieder etwas anzieht. "Wir sind jetzt fast auf dem Level wie vor Corona." Auf der vergangenen Messe in Hamburg habe sein Unternehmen 18 Autos verkauft - damit sei er zufrieden. "Ob sich die Nachfrage noch steigern lässt, das weiß ich nicht."
Voll im Trend: Den eigenen Bus ausbauen
Andere Unternehmer aus der Campingbranche sprechen sogar von einem regelrechten Einbruch in manchen Bereichen. "Das Fahrzeuggeschäft ist massiv eingebrochen", sagt Sebastian Korth von "Morby Van" aus Grabau im Kreis Stormarn. "Grundsätzlich ist der Hype im Campinggeschäft aber noch da." Seine Firma hat sich auf Ausbauten von Bussen und Kastenwagen spezialisiert. "Wir haben einen richtigen Run auf Ausbauten." In Schleswig-Holstein und Hamburg gibt es ihm zufolge überdurchschnittlich viele Anbieter, die sich darauf spezialisiert haben. Die Menschen kommen mit ganz unterschiedlichen Fahrzeugen, zum Beispiel einem ausgemusterten Bundeswehrwagen oder einem alten Postauto. Das Ziel: Das Fahrzeug soll eine Wohnmobilzulassung bekommen. Das Ganze ist allerdings auch nicht günstig: Im Schnitt zahlen die Kunden bei "Moby Van" zwischen 15.000 und 45.000 Euro, um den eigenen Bulli oder Kastenwagen entsprechend auszurüsten - mit Standheizung, Aufstelldach und ähnlichem.
Mieten: 200 Euro Fixkosten am Tag
Gut nachgefragt ist auch das Mieten von Wohnmobilen oder Wohnwagen. Auch diese Art von Urlaub wird einem alles andere als geschenkt. Kai Eichstedt von "Spann... an" rechnet vor: Das Miet-Wohnmobil kostet in der Osterferien-Zeit ungefähr 100 Euro am Tag. Dazu kommen noch 20-60 Euro Campingplatzgebühr am Tag. Und die Dieselkosten. Im Sommer sind die Preise noch einmal viel höher: "Im Sommer sind die Mietpreise dann so bei 150, 160 Euro pro Tag. Und die Campingplätze haben dann natürlich auch angezogen. Fixkosten für einen Urlaubstag im Sommer - da kommt man dann schon so auf 200 Euro."
TA.SH spricht weiter von Camping-Boom
Trotz der mitunter stolzen Preise ist und bleibt Camping im Norden sehr beliebt. Die Tourismusagentur Schleswig-Holstein (TA.SH) hat am Mittwoch in Kiel ihre Jahresbilanz für 2023 vorgestellt. Danach bleibt der Camping-Boom bestehen, auch wenn die Zahlen zuletzt nicht mehr gestiegen sind. 5,5 Millionen Übernachtungen gab es demnach im Jahr 2023 auf Campingplätzen. Der Anteil "Camping an Übernachtungsgästen" beträgt damit im nördlichsten Bundesland 14 Prozent.