Mehr Ermittlungsverfahren bei Staatsanwaltschaften in SH
Die Staatsanwaltschaften in Schleswig-Holstein berichten von einem steigenden Arbeitsaufkommen. Besondere Herausforderung in der alltäglichen Arbeit sei es, große Datenmengen auszuwerten.
In Schleswig-Holstein hat es 2022 mehr Ermittlungsverfahren bei den Staatsanwaltschaften gegeben als im Jahr zuvor. Laut Generalstaatsanwaltschaft wurden im vergangenen Jahr rund 320.000 Verfahren verzeichnet - das sind etwa 40.000 mehr als in 2021. Die Generalstaatsanwaltschaft spricht von der höchsten Zahl an Ermittlungsverfahren seit zehn Jahren. Unter anderem haben Gewaltdelikte wie Mord oder Totschlag im Vorjahresvergleich zugenommen. Auch wenn hieraus kein konkreter Trend abzuleiten sei, betont die Behörde, dass der Bereich weiterhin im Fokus der Arbeit stehe.
Riesige Datenmengen - besonders bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder
Die Vielzahl der Verfahren löst den Angaben nach eine "enorme Arbeitsbelastung" der Staatsanwaltschaften aus. Besonders fordernd sei die Auswertung großer Datenmengen, die die Staatsanwaltschaften erreichten und die erforderlich sei, um die Sachverhalte bearbeiten zu können. So zum Beispiel im Bereich von Film- und Fotomaterial sexualisierter Gewalt gegen Kinder. Hier verzeichneten die Staatsanwaltschaften einen bedeutenden Anstieg: Zwischen 2020 und 2022 hat sich die Zahl der gemeldeten Fälle mehr als verdoppelt. 3.600 Delikte verzeichnete die Behörde im vergangenen Jahr, doch die Dunkelziffer an Straftaten dürfte höher sein.
Ein Grund für den Anstieg gemeldeter Taten sind demnach die zunehmende Übermittlung von Erkenntnissen über strafrechtlich relevante Sachverhalte durch ausländische Institutionen - insbesondere aus den USA. Hinzu komme, dass das Bildmaterial immer schneller und unkomplizierter per Internet, aber auch in Gruppen in Messenger-Diensten, verbreitet werden könne.
Überregional vernetzte Täter erschweren die Arbeit
Zum digitalen Datenberg komme eine steigende Vielschichtigkeit der Arbeit. Schließlich habe man es heutzutage vermehrt mit Taten im Internet und bundesweit oder international organisierten Tätern und Tätergruppen zu tun. Nichtsdestotrotz berichten die Staatsanwaltschaften auch von Erfolgen in der Abarbeitung der Verfahren. Trotz des hohen Arbeitsaufwands sei es in mehr als 244.000 Fällen gelungen, Verfahren gegen Beschuldigte abzuschließen - und das auch zügig, wie der Leitende Oberstaatsanwaltschaft Georg-Friedrich Güntge betont.
Unseriöse Kfz-Prüfer bei Korruptionsverfahren im Fokus
Auf dem Feld der Verfahren wegen Korruption konnte in 2022 kein Anstieg registriert werden. Dennoch berichtet Oberstaatsanwältin Silke Füssinger von einem bemerkenswerten Trend, der die Anklagebehörde zurzeit besonders beschäftigt: Verfahren gegen sogenannte Fahrzeugprüf-Ingenieure und Gebrauchtwarenhändler. Konkret geht es dabei um Fälle, bei denen zum Beispiel Hauptuntersuchungen an Autos nur unzureichend oder gar nicht durchgeführt, aber trotzdem bescheinigt und abgerechnet werden. Der Händler kann die Autos dann verkaufen, auch wenn sie verkehrsuntauglich sind. Laut Füssinger ist Schleswig-Holstein aber bei der Korruptionsbekämpfung gut aufgestellt.