Simone Fulda, Präsidentin der Cristian-Albrechts-Universität zu Kiel, sitzt in ihrem Büro und schaut in die Kamera. © picture alliance Foto: Frank Molter
Simone Fulda, Präsidentin der Cristian-Albrechts-Universität zu Kiel, sitzt in ihrem Büro und schaut in die Kamera. © picture alliance Foto: Frank Molter
Simone Fulda, Präsidentin der Cristian-Albrechts-Universität zu Kiel, sitzt in ihrem Büro und schaut in die Kamera. © picture alliance Foto: Frank Molter
AUDIO: Vorwurf der Datenmanipulation gegen Uni-Präsidentin (1 Min)

Manipulationsvorwürfe gegen Präsidentin der Uni Kiel

Stand: 07.02.2024 16:43 Uhr

Ein Wissenschaftsblog wirft Simone Fulda, Präsidentin der Universität Kiel, vor, bei früheren Forschungsarbeiten Daten manipuliert zu haben. Die Professorin weist die schweren Vorwürfe zurück, das Bildungsministerium fordert schnelle Aufklärung.

Der Biologe Leonid Schneider hat der Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU), Prof. Dr. Simone Fulda, vorgeworfen, dass es in früheren wissenschaftlichen Arbeiten Datenmanipulationen gegeben hat, für die Fulda als leitende Autorin inhaltlich verantwortlich war. Genauer soll es um grobe Fehler in früheren wissenschaftlichen Veröffentlichungen auf dem Gebiet der molekularen Krebsforschung gehen. Die Vorwürfe wurden von Schneider am 22. Januar 2024 in einem englischsprachigen Beitrag auf dem Wissenschaftsblog forbetterscience (zu deutsch "für bessere Wissenschaft") veröffentlicht. Die Kieler Nachrichten berichteten zuerst darüber.

In mehreren Fällen sollen demnach biomedizinische Abbildungen unterschiedlicher Forschungsreihen nahezu identisch gewesen seien - so der Vorwurf. Das sei eigentlich nicht möglich, so Schneider im Blogbeitrag. Die Daten dafür müssten manipuliert worden sein. Außerdem seien einige Darstellungen einfach nur gespiegelt worden, heißt es weiter.

Professoren bestätigen Möglichkeit der Manipulation

Zwei von NDR Schleswig-Holstein unabhängig voneinander angefragte Professoren von anderen Hochschulen haben anhand der vorliegenden Abbildungen die Möglichkeit von Unregelmäßigkeiten bestätigt. Sie wollen namentlich nicht genannt werden. Einer der beiden teilte mit: "Ohne alle Details geprüft zu haben, sieht es so aus, als wenn ein großer Teil der Vorwürfe berechtigt sein könnte. Stichproben haben ergeben, dass nicht in allen Fällen die Vorwürfe durch unachtsames Arbeiten erklärt werden könnten." Demnach könne es zu Manipulationen gekommen sein, so der Wissenschaftler.

Der Wissenschaftsblogger Schneider sagte dem NDR, dass er Professorin Fulda über seine Kritikpunkte informiert habe. Sie hätte allerdings nicht reagiert.

Fulda weist Vorwürfe zurück

Nach Veröffentlichung des Beitrags informierte Fulda nach Angaben der Universität die Dekane über die Vorwürfe. NDR Schleswig-Holstein sagte sie, dass sie den Vorwurf der Datenmanipulation mit allem Nachdruck zurückweise. Es gebe keine Tatsachengrundlage, die diesen Vorwurf rechtfertigen würde.

Die Kieler Universität reagierte auf die Vorwürfe und teilte mit, die Hinweise entsprechend den Richtlinien der CAU zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis prüfen zu wollen. Diese Prüfungen liefen derzeit noch. Erst nach Abschluss will sich die Universität weiter äußern.

Bildungsministerium fordert schnelle Aufklärung

Vom schleswig-holsteinischen Bildungsministerium heißt es auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein, dass sich die Vorwürfe auf eine Zeit bezögen, in der die Präsidentin der CAU im Wesentlichen an den Universitäten in Ulm und Frankfurt am Main tätig gewesen sei. Konkret wird dazu im Wissenschaftsblog eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Klinische Forschungsgruppe erwähnt. "Hier wäre es also an den Ombudsgremien der genannten Universitäten bzw. an der Ombudsstelle der DFG, eine Untersuchung einzuleiten", teilte Ministeriumssprecher David Ermes mit, "sofern sich ein Anfangsverdacht wegen wissenschaftlicher Unregelmäßigkeiten ergibt".

Weiter gehe das Ministerium davon aus, dass Professorin Fulda möglichst schnell und transparent für die notwendige Aufklärung Sorge tragen werde, so Ermes.

DFG beginnt mit mehrstufigem Prüfverfahren

Auch die DFG hat nach eigenen Angaben Vorprüfungen zu wissenschaftlichem Fehlverhalten eingeleitet. Sie sind der erste Schritt in einem mehrstufigen Verfahren bei der Forschungsgemeinschaft. Eine Entscheidung über eine Einleitung einer förmlichen Untersuchung durch den DFG-Untersuchungsausschuss sei noch nicht erfolgt, teilte Sprecher Marco Finetti mit.

Wissenschaftsblog deckt in USA mögliche Datenmanipulation auf

Auf dem Wissenschaftsblog forbetterscience veröffentlichen verschiedene Autoren und Wissenschaftler englischsprachige Beiträge zu unterschiedlichen Themen. Erst Ende Januar hat ein Autor dieses Blogs in den USA einen Wissenschaftsskandal mit ausgelöst: Wie der US-Sender CNN berichtet, zog ein Institut der renommierten Harvard Universität aufgrund der Vorwürfe auf dem Blog sechs Studien zurück und korrigierte etliche weitere. Auch in diesen Fällen geht es um angebliche Datenmanipulation.


11.02.2024 10:52 Uhr

In einer früheren Version des Artikels haben wir geschrieben, dass der Biologe Leonid Schneider Prof. Dr. Simone Fulda vorgeworfen hat, zusammen mit anderen Wissenschaftlern Daten bei früheren Forschungsarbeiten manipuliert zu haben. Das ist nicht ganz korrekt. Wir haben den Absatz entsprechend geändert.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 07.02.2024 | 06:00 Uhr

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